Zwei Tage vor der Abfahrt nach Seeboden an den Millstätter See beendete die Austria vorerst ihr Einkaufsprogramm: Von Meister Red Bull Salzburg kam für ein Jahr leihweise der 20jährige hochtalentierte brasilianische Innenverteidiger Igor, der letztes Saison eine Stütze des Siegerteams in der europäischen Youth League war. Im Frühjahr spielte der Linksfuß bereits in der Bundesliga bei Wolfsberg,einige Runden unter Robert Ibertsberger, der jetzt neuer Co-Trainer von Thomas Letsch bei der Austria ist. Letsch kennt Igor schon aus seiner Liefering-Zeit. Man könnte den Transfer auch als nächsten Schritt des Versuchs sehen, irgendwie den erfolgreichen, schnellen Red Bull-Stil an den Wiener Verteilerkreis zu verpflanzen. Abwarten. Auf jeden Fall ist Igor derzeit Austrias siebenter Ausländer. Lässt es Boss Markus Kraetschmer darauf ankommen, einen jeweils auf die Tribüne zu setzen, wenn sich der Transfer von Terkan Serbest in die Türkei zerschlägt?
In dieser Woche ist die Austria auch Gastgeber für einen chinesischen Spitzenklub mit einem ganz prominenten Trainer: Für Guangzhou Evergrande, nach elf Runden der Super League auf Rang fünf und damit zwei Plätze hinter Beijing Guoan mit Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt und Ex-Salzburg-Kapitän Jonathan Soriano. Guangzhou trainierte im Rahmen eines Trainingscamps während der WM-Zeit im Raume Wien auf den Plätzen der Generali-Arena. Der prominente Trainer: Fabio Cannavaro (Bild) 2006 in Berlin Italiens Weltmeisterkapitän, im gleichen Jahr auch Weltfußballer, Meister in Italien mit Juventus, in Spanien mit Real Madrid. Mit Österreich verbindet Cannavaro, seit letzten November zum zweiten Mal Trainer bei Evergrande, auch die Erinnerung an eine bittere Stunde: Im Training vor der Europameisterschaft 2008 erlitt er in der Südstadt einen Bänderriss im Sprunggelenk, wurde in Wien operiert. Für Kraetschmer brachte das Ja zu Cannavaros Bitte um die Trainingsplätze die Chance auf einen Imagegewinn, damit beweisen zu können, die ausgegebene Devise Violett ist mehr spontan und flexibel zu gestalten. Bei Guangzhou steht Südkoreas Deutschland-Killer Young-Gwon Kim unter Vertrag. Er ist eine Woche später natürlich nicht in Wien. Hingegen einer mit Salzburg-Vergangenheit: Der brasilianische Stürmer Alan.
Die Salzburg-Gegenwart: Nach Amadou Haidara läßt der Meister auch Stefan Lainer nicht ziehen. Sportchef Christoph Freund begründete das Nein zu einem Zehnmillionen-Angebot von Italiens Vizemeister Napoli in den „Salzburger Nachrichten“ damit, keine gleichwertige Alternative zum Teamverteidiger, dessen Vertrag bis 2022 läuft, zu haben. Damit hat er recht. Aber dennoch wird´s nicht leicht, dies gegenüber dem 25jährigen, der als Wunschspieler von Napolis neuem Trainerstar Carlo Ancelotti gilt, zu kommunizieren. Da werden Trainer Marco Rose und Freund im derzeit laufenden Trainingslager in Bramberg viel Feingefühl aufbringen müssen. Aus Klubsicht ist das Nein zum Lainer-Transfer durchaus zu verstehen, aus Spielersicht natürlich weniger. Sowohl aus finanziellen wie auch als sportlichen Gründen. Mit Napoli wär er fix in der Champions League, mit Salzburg muss er dies erst schaffen. Bleibt die Frage, ob Freunds Nein nur ein Poker um eine höhere Transfersumme oder doch glaubwürdig ist. Derzeit spricht mehr für Variante zwei. Eines steht außer Diskussion: Kein anderer österreichischer Klub könnte es sich finanziell leisten, ein Zehnmillionenangebot für einen seiner Spieler abzulehnen. Auch das unterstreicht Salzburgs Vormachtstellung