Die Chance auf den historischen Triumph, die erste Qualifikation für eine Endrunde der Unter 21-EM lebt. Österreichs erfolgreichstes Nachwuchsteam jubelte in der leeren NV-Arena von St.Pölten über ein 3:2 (1:1) gegen Russland nach attraktiven, spannenden 97 Minuten, das Platz zwei brachte, damit zum zweiten Mal nach 2016 die Teilnahme am Play-off. Die stand schon kurz nach 20 Uhr fest, schon während der ersten Hälfte beim letzten Match Portugal und Bosnien, das die Portugiesen 4:2 gewannen. Dementsprechend gut war nachher die Stimmung beim gemeinsamen Abendessen im VIP-Club, Die möglichen Gegner: Griechenland, Polen und Portugal. Die Auslosung erfolgt am Freitag.
ÖFB-Sportchef Peter Schöttel beobachtete lieber die U21, die mit dem 19jährigen Hoffenheim-Versprechen Christoph Baumgartner, der aus St.Pöltens Akademie kommt, begann, statt mit dem Team nach Dänemark zu fliegen. Salzburgs Sportchef Christoph Freund kam nach St.Pölten, vom LASK Trainer Oliver Glasner und sein Assistent Michael Angerschmid, von der Austria Thomas Letsch mit den Co-Trainern Robert Ibertsberger und Roman Stary. Auch Ex-ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig sowie die ehemaligen Teamspieler Martin Hiden und Roland Linz interessierte die U 21. Sie sahen am Ende, wie Teamchef Michael Gregoritsch mit erhobener Faust erleichtert zur Tribüne jubelte, wo seine Frau sass. Es war ein Zittern, bis das Happy End fest stand. Denn nur zwei Minuten nach der Führung durch Adrian Grbic per Kopf nach idealer Flanke von Glasner-Schützling Maximilan Ullmann fiel der Ausgleich zum 1:1 In der zweiten Hälfte nur vier Minuten nach dem sehenswerten 2:1 von Salzburgs Hannes Wolf das 2:2. Beide Male ließ sich Österreichs Abwehr um Kapitän Philipp Lienhart (Bild oben) düpieren, die Russen kamen durch das Zentrum durch.
Gregoritsch versuchte immer wieder aus der Coaching Zone die Mannschaft zu pushen, nach vorne zu treiben. Seine Rufe hallten unüberhörbar durch das leeren Stadion. Etwa die Aufforderung an Augsburg-Legionär Kevin Danso, der Nummer 22 von Russland nicht so viel Raum zu lassen oder nach dem 2:2 das „Philipp, wach auf“ in Richtung Lienhart. Das entscheidende Weckamin kam von der Bank nach 74 Minuten in Person von Arnel Jakupovic, der letzte Woche mit Grippe außer Gefecht war. Er kam für Danso und traf eine Minute später nach Kopfballvorlage von Grbic mit links aus 16 Metern genau ins Eck zum Siegestor, dass Österreich ins Play-off brachte.
Umso mehr bemerkenswert, als der 20jährige Jakupovic kein Pflichtspiel in einer Kampfmannschaft bestritt, seit er vor drei Jahren ein Angebot der Austria zu einem Profivertrag ablehnte, mit 17 lieber ins Ausland wechselte. Zuerst nach England zu Middlesbrough, dann nach Italien zunächst zu Empoli. Im Frühjahr versuchte er bei Meister Juventus via U 19 Fuß zu fassen, was nicht gelang. Jetzt ist er wieder bei Empoli. Ohne Einsatz in der Serie A. Dennoch riskierte Gregoritsch seinen Einsatz. So groß ist ja seine Auswahl bei den Stürmer wieder auch nicht. An den technischen Qualitäten von Jakupovic gibt es keinen Zweifel. Nur wirkt seine Art mitunter aufreizend, zu wenig dynamisch und konsequent. Dienstag machte er in St.Pölten glücklich.
Nicht zur Leistung und zur Jubelstimmung passte die Kulisse. Offiziell 1002 Zuschauer, in Wahrheit maximal die Hälfte. Die dennoch für mit Gesängen und Sprechchören unermüdlich für Unterstützung sorgten. Aber offenbar nehmen es auch viele Fans mit der Bekenntnis zum Nachwuchs nicht ganz ernst. Jetzt ist der ÖFB gefordert, sich irgendetwas einfallen zu lassen, damit beim Heimspiel im Play-off, entweder am 16. oder 20. November, es keine leeren, sondern wenigstens halbvolle Tribünen gibt. Die Hoffnungen von morgen hätten es sich verdient. Was noch Hoffnung auf das EM-Ticket macht: Einige Schlüsselspieler könnten noch viel mehr als ihnen gegen die Russen gelang. Etwa Konrad Laimer, Danso oder auch Rapids Dejan Ljubicic, er zur Pause ausgetauscht wurde.