Fußball

Mit Koller wird es toller! Der Schlechteste: Holzhauser

Auf dieses Erfolgserlebnis musste Marcel Koller seit 9.Oktober 2017, seit dem 1:0 mit Österreich gegen Moldawien in Chisinau zu seinem Abschied als Teamchef warten: Wieder auf der Trainerbank, wieder gewonnen. Zum Einstand bei seinem neuen Club FC Basel. Gleich mit einem Spektakel vor 25.300 Zuschauern im St. Jakob-Stadion gegen Grasshoppers Zürich, den Klub bei dem Koller groß geworden war. Wie sehr Koller dem entgegen fieberte sah man bereits vor dem Match: Er sass während des Aufwärmens auf der Trainerbank, beobachtete, machte sich Notizen.

Er präsentierte sich beim 4:2 (2:0) in jeder Hinsicht anders als sein weit unerfahrenere Vorgänger Raphael Wicky, Der coachte stets im Trainingsanzug, wirkte dabei ruhig. Koller trug ein weißes Hemd und eine graue Anzugshose, tigerte durch seine Coaching Zone, pfiff, schrie, gestikulierte, unterhielt sich mit seinen Assistenten Carlos Bernegger und Thomas Janeschitz, jubelte, lachte und schüttelte enttäuscht den Kopf. Zu allem gab es genug Anlass. Auffallend auch das Modeduell zwischen den Trainern: Auch Verlierer Thorsten Fink, der vorher zugab, dass er vergangene Saison von der Austria gerne nach sechs Jahren zum FC Basel zurückgekehrt wäre, aber nicht zum Zug kam, zeigte sich in weißem Hemd, allerdings nicht kurzärmelig wie Koller,und grauer Hose. Mit Baggypants, wie man tief sitzende Hosen nennt. Da wirkte der vollbärtige Fink fast wie ein Berufsjugendlicher.

Bevor Basel nach acht Monaten in Führung ging, verhinderte Heinz Lindner, auch bei Koller bereits Österreichs Nummer eins, zweimal den Rückstand der Grasshoppers. Den zweiten Koller-Jubel macht dann ein  Ballverlust von Finks Lieblingsspieler bei Violett, Raphael Holzhauser, (Bild oben) möglich. Ab der 61. Minute spielte Basel nur mehr mit zehn Mann.  Verteidiger Eray Cümant musste nach einem Foul an Holzhauser raus. Dezimiert traf Basel in den nächsten sieben Minuten aus Kontern zweimal, worauf Fink mit dem Austausch von Holzhauser reagierte. Dessen Name Sonntag im „Blick“ unter der Rubrik „Der Schlechteste“ stand. Vom vermeintlichen Regisseur aus Österreich kam viel zu wenig bis gar nichts.

Ohne Holzhauser begann das turbulente Finish, in dem sogar noch ein Unentschieden möglich gewesen wäre: Erstes Tor von Grasshoppers, danach scheiterte der Islönder Runar Sigurjonsson mit einem Penalty an Basels Keeper Jonas Omlin. Kam die Zeit des dritten Österreichers  bei den Hoppers: Marco Djuricin, der Sohn des Rapid-Trainers, vergab einen Sitzer, köpfelte mit seinem ersten Saisontor das 4:2, scheiterte in der Nachspielzeit mit einem Penalty  an Omlin, der damit zum gefeierten Vater des Sieges avancierte. Lindners Fazit: „Wir sind zu spät aufgewacht.“ Das reichte nur zu den ersten Toren der Saison, nicht zum ersten Punkt. Weiter rote Laterne am Tabellenende. Fink: „Jetzt kommen die Wochen der Wahrheit. Ich habe den Spielern gesagt sie sollen nicht auf die Leute hören, sondern auf mich, Ich kann mit dieser Situation umgehen.“

Der Koller-freundliche „Blick“ bracht Basels neues Motto auf den Punkt: Mit Koller wird es toller! Er verändert die Mannschaft an fünf Positionen, brachte auch den Ex-Salzburger Dimitri Oberlin von Beginn an: „Ich hatte kein Mittelchen zur Verfügung. Es ging darum, auf die Spieler zuzugehen, ihnen Selbstvertrauen zu vermitteln, nicht zu raunzen, wie man in Österreich so nett sagt.“ Das sagte er im putzigen Schwyzerdütsch, mit dem er viel besser rüberkommt als mit  Hochdeutsch: „Dieser Sieg war genau das, was wir gebraucht haben.“ Die Schweizer Journalisten reden meist nicht von Marcel Koller, sondern vom Mäse Koller. Mäse ist seit aktiven Zeiten sein Spitznamen. „Wir haben in den zwei Tagen unter ihm nicht das Fußballspielen gelernt,  Das konnten wir schon vorher“, meinte der Schweizer Teamspieler Fabian Frei, „aber er  ist eine Respektsperson mit viel Erfahrung und Ruhe, von dem jeder profitieren kann.“ Donnerstag geht´s für Koller und Janeschitz schon weiter: Qualifikation zur Europa League in Holland bei Vitesse Arnheim.

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