Mitten im Sommer eine Eishockey-WM mit Österreich, das bedeutet etwas Außergewöhnliches. Betrifft die U 20, für die es ihr „Triple“ im berühmten Rogers Place von Edmonton wird. Zum dritten Mal in nur 20 Monaten spielen die rot-weiß-roten Talente in der kanadischen Provinz Alberta. Zum Jahreswechsel 2020/21 wegen Corona ohne Zuschauer und ohne Absteiger, zum Jahreswechsel 2021/22 gab es nach einigen Covid 19-Fällen den Abbruch, sieben Monate später wird alles nachgeholt. Wegen des Ausschluss der Teams aus Russland und Belarus gibt es wieder keinen Absteiger, daher wird Österreich auch bei der nächsten planmäßigen U 20-WM von 26. Dezember 2022 bis 5. Jänner 2023 vertreten sein. Wiederum in Kanada, dann in Halifax und Moncton. Beim „Triple“ in Edmonton hat Österreichs also nichts zu verlieren. Das sagten „Interims-Teamchef“ Philipp Pinter, der den wegen seiner Tätigkeit bei Villach unabkömmlichen Marco Pewal vertritt, und sein Assistent Patrick Harand, der selbst 2003/04 bei der U 20-WM in Helsinki mit Thomas Vanek, Österreichs besten Spieler aller Zeiten im Einsatz war, ihrer Mannschaft bereits während der intensiven Vorbereitung in Ferlach. Die Tests in Edmonton waren nicht schlecht: Dem 4:2 gegen Lettland folgte ein 3:6 gegen Tschechien, wobei es bis zehn Minuten vor Schuss 3:3 stand. Da war Sportchef Roger Bader noch nicht vor Ort. Er hielt Freitag bei der Trainertagung des Fußballbunds in Saalfelden unter der Devise Blick über den Tellerrand einen Vortrag über Taktik im Eishockey, flog danach über den großen Teich.
Auftakt für Österreich ist Mittwoch um 20 Uhr Ortszeit, nach mitteleuropäischer Zeit Donnerstag um vier Uhr früh, gegen Deutschland. Gegen Schweden am Freitag, die USA am Samstag und Montag gegen die Schweiz sind es sogenannte „High-Noon“-Partien, die alle um 12 Uhr mittags beginnen. Gegen Deutschland und die Schweiz rechnen sich die Österreich Chancen auf den historischen ersten Sieg bei der U 20-WM aus, obwohl die Toptalente geschont werden. Das sind die heuer beim NHL-Draft von Detroit und Montreal gezogenen Stürmer Marco Kasper (der auch nächste Saison in Schweden bei Rögle spielen wird) und Vinzenz Rohrer. Im 25 Mann-Kader stehen sieben Legionäre. Je zwei aus den USA und Schweden, je einer aus Kanada und der Schweiz. Zum US-Duo zählt der ehemalige Tormann der Vienna Capitals, Sebastian Wraneschitz, der zum dritten Mal in Edmonton dabei ist. Ebenso der heuer bei den Innsbrucker Haien gelandete eingebürgerte Belgier Senna Peeters. Sieben Spieler aus der Akademie von Red Bull Salzburg, fünf vom KAC, je zwei von Villach und der Nordic Hockey Academy in Ferlach, je einer von Innsbruck und den Linzer Black Wings gehören zum Aufgebot.
Abgesehen von der U 20-WM ergaben sich über den Sommer bisher interessante Eishockey-Neuigkeien. Etwa, das Ende der NHL-Karriere des 33 jährigen Villachers Michael Raffl nach neun Jahren bei den Philadelphia Flyers, (2013-2021), den Washington Capitals (zehn Spiele 2021) und den Dallas Stars (2021/22). Raffl unterschrieb einen Zweijahresvertrag in der Schweiz bei Lausanne. Von dort verabschiedete sich der 22 jährige Center Benjamin Baumgartner. Der 2020 von den New Jersey Devils gedraftete Salzburger kam letzte Saison in 45 Partien nur auf 15 Scorerpunkte, fühlte sich bei Lausanne nicht wohl. Mit dem Wechsel zum SC Bern hat er sich höchstwahrscheinlich aber verbessert. Die internationale Ice-League musste am 28. Juli den Rückzug der Bratislava Capitals zur Kenntnis nehmen. Grund dafür soll eine Medienkampagne in der Slowakei gegen Sponsor iClinic und dessen Chef, Capitals-Präsident Ivo Durkovic, gewesen sein. Somit spielen auch in der kommende Saison, die am 16. September mit dem von Puls 24 live übertragenen Schlager zwischen Meister Salzburg und den Vienna Capitals eröffnet wird, 13 Klubs. Bei denen es neue Trainer und viele neue Ausländer (der KAC ist eine Ausnahme) gibt, in die große Hoffnungen gesetzt werden. Bei den Trainern fällt doch ein Name speziell auf, den Liganeuling Pioneers Vorarlberg (so nennt sich die VEU Feldkirch) engagierte: Sportchef Michael Lampert gelang es, Marc Habscheid ins Ländle zu lotsen. Der 59 jährige spielte in der NHL bei Edmonton, Minnesota, Detroit und Calgary, war Mitspieler von Topstars wie Wayne Gretzky, Jari Kurri, Marc Messier, Paul Coffey, Steve Yzerman, dem aktuellen General Manager von Detroit, sowie von Stragoalie Grant Fuhr. Der Österreich-Bezug von Habscheid: Er war 2004 bei der WM in Prag Kanadas Teamchef, als Österreich unter Herbert Pök gegen den späteren Weltmeister ein sensationelles 2:2 erkämpfte, dabei nach Toren von Andre Lakos und Vanek bis zur 51. Minute 2:0 geführt hatte.
Aus österreichischer Sicht wäre es sicher sehr gut, wenn Phlipp Lukas als neuer Sportchef und Trainer der Linzer Black Wings erfolgreich sein sollte. Weil dann vielleicht auch bei anderen Klubs Österreicher statt Nordamerikanern oder Schweden oder Finnen eine Chance bekommen würden. Derzeit ist Lukas sozusagen ein „Exote“ im eigenen Land. Auffällig zudem die Rückkehr des 35 jährigen Raphael Rotter nach einem Jahr in Linz zu den Vienna Capitals. Damit haben die Fans ihren Liebling zurück. Auch deshalb kann man das als clevere Entscheidung bezeichnen.
Foto: IIHF.