Österreich-Bezwinger Italien der erste Finalist der Europameisterschaft, erstmals seit 2012 wieder im Endspiel. Wie gegen Österreich im Wembley-Achtelfinale musste Italien am gleichen Ort auch im Semifinale gegen Spanien vor größerer Kulisse (57.800 Zuschauer) ins Nachspiel. Gegen Österreich stand es nach der regulären Spielzeit 0:0, gegen Spanien 1:1 (0:0). Im Achtelfinale setzten sich die Italiener im Nachspiel 2:1 durch, im Kampf um den Finaleinzug ging es nach der packenden Partie ins Elfmeterschießen. Das gewinnen die Italiener 4:2. Der eingebürgerte Brasilianer Jorginho, Legionär bei Champions League-Sieger Chelsea, verwandele 13 Minuten vor Mitternacht den entscheidenden, schickte Keeper Unai Simon ins falsche Eck (Bild oben). Zuvor war ausgerechnet Alvaro Morata, Leihgabe von Spaniens Meister Atletico Madrid bei Juventus Turin, an Tormann Gianluigi Donnarumma gescheitert. Jener Morata, der zuvor als Joker den Ausgleich erzielte, Spanien ins Nachspiel brachte. Ins dritte hintereinander. Nach 90 Minuten gewann Spanien nur eine von sechs Partien.
Morata war nach dem mühevollen Start der Spanien in Sevilla mit den Unentschieden gegen Schweden und Polen Buhmann der Fans, bekam schlimme Morddrohungen, von Teamchef Luis Enrique aber eine Startgarantie. Vergab beim 5:0 gegen die Slowakei einen Elfmeter, erzielte im Achtelfinale beim 5:3 gegen Kroatien in der Verlängerung das spektakuläre Führungstor zum 4:3. Dienstag Abend begann er überraschend auf der Bank. Enrique versuchte es mit Leipzig-Legionär Dani Olmo als „falsche neun“, sprich zurückgezogenen Mittelstürmer. Das klappte gut, doch der für Morata aufgebotene Mikael Oyarzabal vergab zwei Sitzer. Als Federico Chiesa nach einer Stunde Italien entgegen dem Spielverlauf aus einem Konter in Führung brachte, kam zwei Minuten später Morata von der Bank. Sorgte in der 80. Minute nach einem gekonnten Doppelpass mit Olmo, mitten durch Italiens Abwehrzentrum, vorbei an Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini, seinen Mitspielern bei Juventus, mit seinem dritten EM-Tor für den Ausgleich.
Das Elferschießen auf der Tor vor dem Sektor mit den Italien-Fans begann mit zwei Fehlschüssen. Joker Manuel Locatelli traf gegen Unai Simon nicht, Olmo, der beste Spanier, jagte den Ball in die Wolken. Danach trafen die Joker Andrea Berlotti und Gerard Moreno, Bonucci, der zur zweiten Hälfte der Verlängerung eingewechselte Ex-Bayern-Star Thiago, der ebenfalls eingewechselte Federico Bernadeschi. Der fünfte Joker, der dran kam, vergab. Der Wahnsinn um Morata war perfekt, als Jorginho traf. Ganz Italien in Euphorie, die Sieger sandten vom Wembley-Rasen Grüße nach Turku in Finnland, an den dort an der Achillessehne operierten Leonardo Spinazzola, ehe sie „Finale, Finale“-Sprechchöre anstimmten. Mamma mia, ganz Italien in Euphorie.
Foto: UEFA.