Fußball

Nach Bayerns Duellen gegen Chelsea beginnt Poker um David Alaba

Montag Abend sass Niko Kovac  erstmals seit seiner Trennung von Bayern München im Herbst wieder in einem TV-Studio. In Salzburg, wo er seit seinen Spielerzeiten bei Red Bull wohnt, redete er beim „Talk aus Hangar 7“ von Servus TV unter anderem auch darüber. Kroatiens Ex-Teamchef war in München auch das Scheitern im Achtelfinale 2019 am späteren Champions League-Sieger vorgehalten worden. Auch bei seinem Nachfolger Hansi Flick, den Kovac letzten Sommer als Assistenten nach München geholt hatte, wäre es mit den Lobeshymnen auf einen Schlag vorbei, sollte Bayern wieder im Achtelfinale scheitern. Wieder an einem Gegner aus England, der  sicher nicht so gut ist wie es Liverpool vor einem Jahr war: Chelsea liegt derzeit auf Rang vier der Premier League, 35 Punkte hinter Liverpool.

Chelsea gegen Bayern ist der Knaller der Königsklasse am Dienstag, der größere folgt einen Tag später im Bernabeu-Stadion zwischen Real Madrid und Manchester City mit Ex-Barcelona-Trainer Pep Guardiola auf der Bank. Vor dem Schlager im Stadion an der Stamford Bridge werden natürlich Erinnerungen an 2012 wach, als Bayern sein Finale „dahoam“ in der Allianz Arena gegen Chelsea nach einem 2:2 über 120 Minuten im Elfmeterschießen verlor. Manuel Neuer, Jerome Boateng, Thomas Müller und David Alaba waren auch damals dabei. Alle vier nervt es, wenn sie auf diese Vergangenheit angesprochen werden. Alaba sass damals wegen einer Gelbsperre auf der  Tribüne, ging den Bayern nicht nur als Linksverteidiger ab, sondern auch als sicherer Elfmeterschütze. Sieben Jahre später ist er  Abwehrchef. Und einer der vier Spieler, mit denen Sportchef Hasan Salihamidzic nach dem erwarteten Aufstieg die Vertragsgespräche beginnen will. Ausser bei dem Österreicher laufen auch bei Neuer, Müller und dem Spanier Thiago die Verträge in einem Jahr ab, bei allen ist Bayern an einer vorzeitigen Verlängerung interessiert. Ohne Gehaltserhöhung wird es bei Alaba, bei dem ein Verdienst von elf Millionen Euro pro Saison  in Bayern-Kreisen kolportiert wird, nicht gehen. Er will in die Reihe der Topverdiener aufstiegen, die so um die 15 Millionen kassieren. Er hat den Poker clever eröffnet, in dem er bei Interviews in spanischen und englischen Medien erklärte, er könne sich schon vorstellen, bei Spitzenklubs in der Premier League oder der La Liga zu spielen. Außerdem wäre es für den 27 jährigen durchaus legitim, nach 21 Titeln, die er bei Bayern gewonnen hat, noch eine neue sportliche Herausforderung zu suchen, etwas Neues kennenzulernen. So einfältig werden er und seine Berater sicher nicht sein, für eine Verlängerung auch die Garantie zu verlangen, künftig im zentralen Mittelfeld eingesetzt zu werden. Darüber wurde jedenfalls in einigen deutschen Medien spekuliert.

Bei Chelsea spielt keiner mehr, der 2012 den Pokal in Händen hielt. Der Kapitän von damals ist seit letzten Sommer Trainer. Unter Frank Lampard, der junge Spieler  wie Torjäger Tammy Abraham oder Mason Mount forciert, ist Chelsea an der Stamford Bridge alles andere als eine Macht: In den Gruppenspielen gegen Valencia 0:1 verloren, gegen Ajax Amsterdam 4:4 gespielt, in der Premier League stehen sechs Siegen, zuletzt Samstag im London-Derby gegen Tottenham und Ex-Trainer Jose Mourinho, fünf  Niederlagen gegen  Liverpool, West Ham, Bournemouth, Ralph Hasenhüttls FC Southampton und Manchester United, sowie drei Unentschieden gegenüber. Frankreichs Weltmeister N´Golo Kante fällt verletzt aus, überraschend spielt seit Wochen der 38 jährige Argentinier Willy Caballero im Tor und nicht der  13 Jahre jüngere Spanier Kepa, der 2018 um 80 Millionen Euro Ablöse von Bilbao geholt wurde, damit  der teuerste Keeper der  Welt ist.

Der französische Referee Clement Turpin ruft bei Bayern Erinnerungen an den 7:2-Kantersieg bei Tottenham Hotspurs vom 1. Oktober hervor. Bei Alaba auch noch andere: Turpin pfiff auch 2016 bei Österreichs verpatzten EM-Auftakt, beim 0:2 gegen Ungarn in Bordeaux.

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