Fußball

Nach Blamage kein Finale z´haus: Bei Austria sind Konsequenzen fällig

Dienstag meinte Austrias Sportchef Ralf Muhr auf der Pressekonferenz der Bundesliga, er forderte und erwarte eine souveräne Qualifikation für die Meisterrunde. Eine Woche, bevor für Violett in Pasching gegen den LASK die letzten vier Runden des Grunddurchgangs beginnen, blamierte sich Violett aber bis auf die Knochen, verspielte im Viertelfinale des Uniqa-Cups ein Saisonziel, das „Finale z´haus“, am 1. Mai das Endspiel in seiner neuen Generali-Arena zu bestreiten, hieß. Mit dem 1:2 (1:1) beim GAK, dem Tabellenführer der Regionalliga Mitte, für den es  am Ende vor 13.000 Zuschauern in der Merkur-Arena, das bisherige Highlight am Weg zurück zu alter Stärke wurde. Das sahen live drei Minister, der steirische Landeshauptmann und der Grazer Bürgermeister. Bei Austria darf man nach dem schlimmen Abend einfach nicht zur Tagesordnung übergehen. Da sind Konsequenzen fällig. Es wird interessant, ob sich der neue Präsident Frank Hensel zu Wort melden oder weiterhin noble Zurückhaltung auferlegen wird. Denn irgendetwas muss ja in dieser Saison, die mit dem neuen Stadion im Zeichen des Durchstartens stehen sollte, ziemlich falsch laufen.

In der ersten Hälfte war speziell nach Austrias Führung durch Dominik Prokop noch ein Klasseunterschied zwischen dem 27fachen Cupsieger,dem Fünften der Bundesliga und einem Klub der dritten Leistungsstufe zu sehen. Die Austria fand Chancen im Minutentakt vor, die Führung auszubauen, hätte zur Pause statt 1:0 auch mit 4:0 führen können oder müssen Der Brasilianer Ewandro, Bright Edomwonyi und Prokop ließen die Sitzer aus. Das sollte sich noch rächen. Zwei Minuten, nachdem Ewandro den GAK-Tormann Patrick Haider bereits überspielt hatte, aber nicht ins Tor traf, glichen die Grazer aus. Eine Minute später sah Ewandro für eine Notbremse Rot. Nach 58 Minuten sah alles anders aus. Da brachte Trainer Thomas Letsch  wenig später Kapitän Alexander Grünwald statt des agilen Maximilian Sax, um die Situation zu beruhigen, das Match wieder in den Griff zu bekommen. Das gelang nicht, weil beim Australier James Jeggo die Sicherungen durchbrannten. Er grätschte wild durch die Gegend,obwohl er mit Gelb vorbelastet war, sah daher Rot.  Daher spielte die Austria in den letzten 24 Minuten mit zwei Mann weniger. Dennoch lief Violett in die GAK-Falle: Der Regionalligist ließ die Austria trotz numerischer Überlegenheit kommen, wartete auf seine Konterchancen. Die kamen. In der 85. Minuten fiel der Treffer zur viel umjubelten Sensation durch den Slowenen Luka Kiric.

Das Budget der Austria ist  mit 27 Millionen mehr als 30mal so groß wie das der Graze mit 800.000 Euro. Einige der Austria-Bezwinger sassen Freitag Vormittag noch im Büro. Das Trainingslager des GAK zur Saisonvorbereitung beginnt erst am Tag nach der Cupsensation. Trotzdem passierte der Austria diese schlimme Blamage. Einige bei Violett sahen im Salzburger Schiedsrichter Sebastian Gishamer den Schuldigen. Da machte man es sich zu leicht. Beide roten Karten schienen nach den TV-Bildern vertretbar. Torschütze Prokop sah es anders, nahm auch den Satz, man sei betrogen worden, in den Mund. Damit sollte er vorsichtig sein. Denn betrügen kann man nur vorsätzlich. Und das dem 30jährigen neuen FIFA-Referee zu unterstellen, ist ein starkes Stück. Da lag Letsch (Bild oben)  viel richtiger, wenn er meinte, die Austria sei an ihrem Unglück selbst schuld: „Wir haben aufgehört zu spielen, machten den Gegner stark.“ Der empörte Muhr nannte Austrias Verhalten „dumm und naiv.“

Aber was passiert? Die Letsch-Prognose, die Austria sei jetzt auf einem besseren Level als noch im Sommer, hielt der  ersten Herausforderung nicht stand. Keine wirklichen Fortschritte, keine wirkliche Handschrift des Trainers. Der GAK ist seit 2013 der erste Regionalligaklub, der im Semifinale des Cups steht. Das war damals Pasching, der dann im Endspiel auch die Austria 1:0 bezwang. Einer der Sensationssieger von damals, Marco Perchtold, trug Freitag den GAK-Dress. 2013 war die Austria Meister, das verlorene Finale das letzte Match von Trainer Peter Stöger, ehe er zum 1.FC Köln wechselte. Es wäre jetzt sicher eine sehr gute Idee für Austria, Stöger nach sechs Jahren zur Rückkehr in führender sportlicher Funktion zu überreden, ihm die Herausforderung, die Austria wieder auf ein Niveau wie bei seinem Abschied zu bringen, schmackhaft zu machen  Am Markt wäre er ja. Die Frage ist nur, ob das für Stöger eine Option ist. Der GAek hat es jedenfalls geschafft, dass alle Sicherheitsbedenken über ein Wiener Derby als Cupendspiel in der Generali-Arena kein Thema mehr sind.

 

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