Fußball

Nach fatalem Marsch-WechseI in 13 Minuten von Sensation zu brutalem Debakel: Salzburg zu naiv

Bis zur 79. Minute 2:2, nach 92 Minuten aber 2:6. 13 schwarze Salzburger Minuten verwandelten eine Sensation gegen Champions League-Titelverteidiger Bayern München in ein brutales Heimdebakel. Österreichs Meister lag sowohl gegen Lok Moskau, in Madrid gegen Atletico als auch gegen Bayern in Führung. Aber sie stehen nach drei Partien mit nur einem Punkt da, sind daher nur Letzter, da Lok Moskau mit dem 1:1 (1:1) gegen Atletico Madrid den zweiten Punkt holte. Ein Beweis, dass die Salzburger Qualitäten haben, mit Topteams zeitweise auf Augenhöhe mitspielen, aber zu wenige, um sie zu bezwingen. Vielleicht auch zu naiv sind, um daraus Kapital schlagen zu können. Das behaupteten schon Hans Krankl und Andi Herzog zur Pause rund 300 Kilometer von Salzburg entfernt im Wiener „Sky“-Studio, als es nur 1:2  stand.

Einen besseren Start im strömenden Regen hätte Salzburg nicht erwischen können. Nach vier Minuten sorgte der Deutsche Mergim Berisha für die schnelle Führung. Den schnellen Ausgleich verhinderte der italienische Videoreferee Massimiliano Irrati, als er den holländischen Schiedsrichter  Danny Makielle informierte, das Lucas Hernandez im Salzburg-Strafraum Dominik Szoboszlai foulte und nicht umgekehrt. Daher nahm Makielle die Elfmeterentscheidung zurück. Andre Ramalho hatte nach Szobolais Eckball das 2:0 am Kopf, scheiterte aber an Manuel Neuer.  Vier Minuten später der zweite Elfmeter für Bayern, dtiesmal korrekt, aber völlig unnötig. Weil Enock Mwepu  Thomas Müller foule, als der vom Tor her weglief. Daher das erste Champions League-Tor dieser Saison von Robert Lewandowski. Dann übersahen sowohl Makielle als auch Irrati einen Elfmeter für Salzburg, als Correntin Tolisso im Strafraum die linke Hand am Ball hatte und dass Lewandowski in der Aktion zur Bayern Führung kurz vor der Pause knapp, aber doch im Abseits stand. Aber den größeren Fehler beging Ramalho, weil er zurückwich statt Müller zu attackieren. Dessen Flanke in Richtung Tolisso lenkte Rasmus Kristensen per Kopf ins eigene Tor.

Nach der Pause schien Salzburgs Trainer Jesse Marsch das goldene Händchen zu haben, als der für Zlatko Junuzovic gekommene Masaya Okugawa nur 53 Sekunden später nach Idealpass von Ramalho für den Ausgleich sorgte. Und der in der gleichen Minute wie der Japaner gekommene Noah Okafor lief alleine auf Neuer zu, verzögerte dann, ließ die Möglichkeit zum 3:2 aus. Hätte der Schweizer getroffen, wäre es der beste Doppeltausch in der Trainerkarriere von Marsch gewesen. Das wollte nicht sein. Sein nächster Wechsel sorgte für Diskussionen, weil er ähnlich mißlang wie der bei deer  2:1-Führung gegen Lok Moskau: Er brachte mit Jerome Onguene statt Stürmer Berisha einen dritten Innenverteidiger, wollte mit einer Fünferabwehr das 2:2 halten.

Aber drei Minuten später geriet Salzburg nach dem zweiten Eckball von Bayern 2:3 in Rückstand, weil Kristensen Jerome Boateng am Kopfball nicht hindern konnte. Salzburg konnte aus neun Eckbällen nichts herausholen – auch das bedeutet einen Qualitätsunterschied. Was dann folgte, darf nie passieren, wie Max Wöber nachher im Sky-Interview eingestand. Marsch stellte wieder um. Nur noch Viererkette mit Wöber als Linksverteidiger, Kapitän Andreas Ulmer vor ins Mittelfeld. Aber Fehler im Spielaufbau von Ramalho und Camara gaben Joker Leroy Sane die Möglichkeit, mit einem Traumtor für das 2:4  zu sorgen. Als Draufgabe gewann Lewandowski das Luftduell gegen Ramalho und Kristensen, ließ Tormann Cican Stankovic keine Chance. Schließlich legte Ramalho Weltmeister Hernandez sein erstes Champions League-Tor zum bitteren 2:6 auf den Fuß.

An Ramalho sah man alles Licht und Schatten am bitteren Salzburg-Abend mit Trauerminute für die Wiener Terroropfer (Bild oben): „75 Minuten waren wir richtig, richtig gut, das Ergebnis zeigt nicht, wie das  Spiel wirklich lief“, meinte Marsch, unterstellt Makielle eine Bayern-Tendenz: „Wir sind noch zu klein“. Lachend gestand er in seiner ehrlichen und sympathischen Art, er würde den Wechsel mit Onguene nicht nochmals so machen. Die Erkenntnis kam leider zu spät. Das Fazit von Junuzovic: „Vielleicht haben wir zu viel gewollt, in dem wir auf Sieg spielten!“ David Alaba gab nachher keine Interviews. Am Rasen ließ er sich nichts vom Wirbel um seine Person anmerken.

Foto: Red Bull Salzburg.

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