Eishockey

Nationalteam als einziger Lichtblick in Legionärs-Finsternis

Giuseppe Mion erhielt  im Rahmen des Österreich-Cups in Klagenfurt, am Freitag im Beisein von Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser das Goldene Ehrenzeichen des Eishockeyverbands. Nach 18 Jahren als Verbandskapitän von 1995 bis 2013 mit zwei Olympiateilnahmen und der bis heute besten rot-weiß-roten Leistung bei einer A-WM, nämlich 2004 in Prag mit dem 2:2 gegen Kanada, durchaus verständlich und hoch verdient. Auch irgendwie ein Zeichen, dass  Kaiser als bekennender KAC-Fan zur Ehrung jenes Mannes kam, ohne den bis vor einem Jahr beim Kärntner Lokalrivalen Villach nichts ging. Jetzt ist Mion, der als Teamverteidiger auch bei Olympia 1984 in Sarajevo gespielt hatte, Berater beim Ligatabellenführer Graz99ers. Mion war stets ein meist einsamer Rufer  gegen die Legionräsflut in Österreichs Eishockey, gegen die unselige Punkteregelung in der Liga, ohne damit richtig Gehör zu finden. Schließlich blieb ihm am Ende in Villach nicht viel anderes mehr übrig als mit dem Strom zu schwimmen.

Jetzt ist ja die Legionärs-Finsternis in der Liga Tatsache. Mion sah in Klagenfurt den einzigen Lichtblick in Österreichs Eishockeyszene: Das Nationalteam. Das attraktiv spielte, den kommenden WM-Gegner Norwegen beim 2:0 (1:1, 2:0, 0:1) zum zweiten Mal in dieser Saison besiegte, zuvor auch beim 3:2 (1:1, 2:0, 0:1) gegen Frankreich und gegen den Turniersieger Dänemark trotz 2:4 (1:1, 1:1, 0:2) gut  Figur machte. Es war alles dabei. Ein Tor im Powerplay, eines in Unterzahl. Natürlich braucht es im Mai in Bratislava eine Steigerung, aber das Team spielte  in Kärnten noch nicht in kompletter und stärkster Besetzung.  Alls sieben erzielten Tore gingen auf das Konto von Spielern von Red Bull Salzburg. Für drei sorgte der herausragende Verteidiger Dominique Heinrich (Bild oben), zweimal traf Thomas Raffl, je einmal der als Center aufgebotene und dabei starke Routinier Raphael Herburger und mit dem 21jährigen Florian Baltram ein Youngster, der bei einem Klubtrainer Greg Poss nicht annähernd so viel Eiszeit bekommt wie im Team bei Roger Bader. Der Teamchef redete sich nach dem Sieg über die Norweger wieder einmal seinen Ärger von der Seele, als er speziell die dritte und vierte Linie lobte: „Wenn einig sagen, dass es keine guten jungen österreichischen Spieler gibt, dann macht mich das richtig sauer.“

Und das mit Recht. Nur hat halt keiner der ausländischen Klubtrainer den Mut wie der Schweizer, auf die zu setzen. Die dritte Linie gegen Norwegen mit dem 22jährigen Stefan Gaffal von den Linzer Black Wings, Baltram und dem 22jährigen Ali Wukowits von den Vienna Capitals hatte vor dem Turnier in Klagenfurt zusammen 18 Länderspiele.  Die vierte mit dem 21jährigen Daniel Wachter aus Innsbruck, dem 26jährigen Neuling Stefan Häussle aus Dornbirn und dem 23jährigen  Lukas Kainz aus Graz zusammen nur zehn. Das Verteidiger-Duo mit dem 21jährigen Gerd Kragl aus Linz und dem 23jährigen Philipp Lindner von Innsbruck bestritt zuvor nur 19 Spiele für Österreich. In heiklen Situationen bei ihren Klubs spielen nicht sie, sondern Legionäre.

Der Sieg über Norwegen war auch wegen der Tormänner bemerkenswert: David Madlener, die Nummer zwei beim KAC, schaffte mit 26 abgewehrten Schüssen ein Shutout. Bei Norwegen stand die Nummer eins der Klagenfurter, Lars Haugen, im Tor, verhinderte einen höheren österreichischen Sieg. Auch Routinier Bernhard Starkbaum bei der Niederlage gegen die Dänen und  der Salzburger Lukas Herzog beim Sieg über die Franzosen zeigten mit starken Leistungen auf. Deshalb rutschte Bader der Satz heraus, dass es Madlener sicher gut tun würde, wenn er nicht nur gefühlt in jedem fünften Match zum Einsatz kommt, sondern öfter. Er kam in dieser Saison auf 698:09 Minuten Einsatzeit, Haugen auf 1968:36.  Unbeabsichtigt ist dem Teamchef dieser Satz aber garantiert nicht herausgerutscht. Auch wenn er weiß, dass er sich damit wieder seien Gegner im Kampf um eine wahre Reduzierung der Legionäre, um mehr Chancen für die Österreicher in der Liga auf den Plan rief. Wie Peter Mennel, den Ligapräsidenten und Generalsekretär des Olympischen Comites, wie Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger oder den mächtigen Salzburg-Manager Rene Dimter. Die machen Bader stets dafür verantwortlich, wenn Kritiker ihre Stimmen gegen die Legionärsliga mit österreichischer Beteiligung erheben.

Vielleicht waren die Bader-Sager sogar dem Verbandspräsidenten Gernot Mittendorfer etwas unangenehm. Der Verband verwendet seit einiger  Zeit in den sozialen Netzwerken zwar die Devise „Alles Roger“. Aber das bedeutet nicht hunderprozentige Unterstützung. Der für Mittendorfer sicher unangenehme und schwierige Interessenkonflikt als Vorstand der Erste Bank, die sowohl Verband als auch Liga sponsert, steht dem im Wege. Aber das ist keine Neuigkeit mehr. Mit der muss ein Teamchef in Österreich leben. Und trotz dem für Lichtblicke in der Legionärs-Finsternis sorgen.

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