Nach fast drei Monaten, genau 87 Tagen Pause seit dem 8.März. legt die Bundesliga wieder los. Dienstag mit der Qualifikationsrunde, Mittwoch mit der Meisterrunde samt dem Schlager zwischen Red Bull Salzburg und Rapid. Bis zum Ende gibt es nur englische Wochen. Ruhig verlief die Corona-Pause ganz und gar nicht: Der Kampf gegen die Politik um den Neustart ohne Zuschauer, die „Causa LASK“ mit dem Sechspunkteabzug für die Linzer, die dadurch Platz eins an Titelverteidiger Red Bull Salzburg abgeben mussten, dagegen protestierten und in die zweite Instanz gingen. Und zum Abschluss der Wechsel im Vorstand der Bundesliga, die Dienstfreistellung von Raphael Landthaler. kaum, dass er im Amt war. Dagegen fiel alles andere in die Kategorie Nebengeräusche: Die Beförderung von Andreas Schicker bei Sturm. Statt Assistent von Sportdirektor Günter Kreissl dessen Nachfolger, weil Kreissl eine Auszeit benötigte. Der Abgang von Manager Amir Shapourzadeh bei Admira, zuletzt die Vorarlberger Kooperation zwischen Altach und Zweitligist Dornbirn. Bis auf Salzburg gilt für alle elf Klubs der Satz von Austrias Trainer Christian Ilzer (Bild oben), der vor dem start von einem Tappen ins Ungewisse sprach. Startgegner Zvonimir Soldo von Admira nannte es etwas anders: „Keiner weiß, wo er steht!“ Salzburg nach dem klaren 5:0 im Cupfinale gegen Austria Lustenau hingegen schon, dass die Richtung stimmt.
Austria mag vom Papier her die stärkste Mannschaft der Qualifikationsrunde sein, wie auch Soldo einräumte, aber zum Selbstläufer werden die zehn Runden sicher nicht. Altach ist punktegleich, hat mit seinem deutschen Leader Sidney Sam Ambitionen, im Juli das Play-off um einen Europa League-Platz zu bestreiten, konnte im Gegensatz zu Violett auch personell zulegen. Weil die Langzeit-Verletzten Marco Meilinger und Philipp Netzer zur Verfügung stehen, auch die Leihgabe von Mönchengladbach, Paraguay-Stürmer Julio Villalba inzwischen einsatzfähig ist. Beim Start in Mattersburg fehlt der gesperrte Stammtorhüter Martin Kobras. Bei den tipp3-Quoten (siehe unten) gibt es einen deutlichen Abstand zwischen Austria und Altach zu den vier Konkurrenten, 37 Prozent der Wetter glauben an Austria. 23 % an Altach, zwölf an WSG Swarovski Tirol. Die Tiroler empfangen Schlusslicht St. Pölten, bei dem Trainer Robert Ibertsberger sein Debüt feiert. Er wurde wenige Tage vor der Corona-Pause zum Nachfolger von Alexander Schmidt bestellt. Bei den Tirolern wird hingegen auf einige Zeit der gewohnte Trainer fehlen: Thomas Silberberger erlitt Sonntag bei einem Motorradunfall in Natters nahe Innsbruck eine schwere offene Fraktur des Unterschenkels, musste operiert werden, kann daher bis auf weiteres nicht bei der Mannschaft sein. Sportchef Stefan Köck steht zwar mit Silberberger ständig in Kontakt, coachen wird die Mannschaft allerdings Silberbergers tschechischer Assistent Martin Svejnoha, der von 2009 bis 2013 bei Wacker Innsbruck und Wattens gespielt hatte.
Im „Sky“-Studio werden Marc Janko und Walter Kogler die Live-Übertragungen aus Innsbruck, Mattersburg und danach aus der Wiener Generali-Arena kommentieren. Da wird Janko eher der Admira die Daumen halten, bei der seine Karriere begonnen hatte. Die in dieser Saison gegen Austria bisher nicht verlor. Allerdings mit anderen Trainern: Beim 1:1 im August war es der Deutsche Reiner Geyer, im November beim 0:0 in der Südstadt Klaus Schmidt. Jetzt ist der von Felix Magath eingesetzte Soldo an der Reihe. Der überzeugt ist, dass in der Pause die Admira physisch zulegen konnte, Austria mehr als im Grunddurchgang fordern wird: „Das Team ist heiß!“
Favorit Austria blieb zwar seit neun Pflichtspielen oder seit dem 3. November (0:2 beim LASK) ohne Niederlage, schaffte aber nach dem 5:0 gegen Hartberg am 30.November nur sechs Unentschieden hintereinander. Mit ein Grund, warum Violett nicht den Sprung unter die ersten sechs schaffte. Nicht nur bei der Austria werden vor der Geisterkulisse die nötige Mentalität, Zweikampfstärke, Aggressivität und Eigenmotivation gefragt sein, wie Ilzer feststellte. Wer am meisten davon hat, wird sich durchsetzen. Heimvorteil gibt es praktisch keinen mehr. Warum sollte das in Österreich eigentlich anders sein als in Deutschland?