Dass Thomas Vanek derzeit selbst für seine Freunde schwer zu erreichen ist, erfuhr Österreichs Teamchef Roger Bader letzten Sonntag in Iserlohn von einem seiner besten, nämlich Iserlohns Torhüter Matthias Lange. Selbst für die Schreiber der NHL-Homepage ist der beste Torschütze der Detroit Red Wings derzeit nicht greifbar für Kommentare zu seiner verzwickten Situation mit dem Vertrag, der am Saisonende ausläuft: Was passiert mit ihm bis nächsten Mittwoch um 15.30 Uhr am Nachmittag? Dann ist die Transferzeit vorbei. Am Abend vorher gastiert Detroit in seinem ersten Spiel seit der 1:3-Heimpleite gegen die New York Islanders am letzten Dienstag bei den Vancouver Canucks. Zuvor wird nichts passieren. Zumindest laut Detroits General Manager Ken Holland, der sich nicht mehr allzugroße Hoffnungen auf die Play-offs macht, eher annimmt, dass es erstmals seit 1991, nach 25-mal in Folge, nicht klappen wird: „Denn wir würden zum 26.mal schon eine unglaubliche Siegesserie brauchen“. Holland gab zu, dass die Anzahl seiner Telefonate in den letzten Tagen merkbar anstieg. Aber er öfters angerufen wurde, als dass er selbst zum Telefon griff. Mit Vaneks Agenten Steve Bartlett hat er aber die Lage genau besprochen.
Wenn Vanek fit war, bewies er seine Qualitäten: In 47 Spielen 15 Tore und 23 Assists, also 38 Scorerpunkte. Damit schaffte der 33jährige sogar um zwei mehr als Michael Grabner bei den New York Rangers in 58 Partien ( 26 Tore, 10 Assists) und 27 mehr als Michael Raffl bei Philadelphia (acht Tore, drei Assists). Der Vergleich interessiert in erster Linie die österreichischen NHL-Fans, nicht Holland. Der hat zwei Möglichkeiten: Vanek bis 1. März an einen der Interessenten zu verkaufen, davon finanziell zu profitieren und ihn am 1. Juli als Free Agent zurückzuholen. Oder ihm jetzt gleich einen neuen Vertrag zu geben. Bei dem Vanek allerdings auf der sogenannten „no movement clause“ besteht. Heisst, dass er gegen seinen Willen nicht transferiert werden darf. Denn das ständige Übersiedeln will Vanek seiner Gattin Ashley und den drei Söhnen nicht zumuten. Und dann gibt´s ja noch das Fragezeichen des Expansion Draft für den NHL-Neuling aus Las Vegas. Bei den Golden Knights soll Vanek ein Thema sein. Speziell wenn General Manager George McPhee den vor kurzem bei den New York Islanders gefeuerten Jack Capuano zum neuen Coach bestellt. Der kennt Vaneks Stärken aus gemeinsamen Islanders-Zeiten. Vanek zu seinen „protected players“, den geschützten Spielern, zu erklären, um ihn damit dem Zugriff aus Las Vegas zu entziehen, ist für Holland kein Thema. Vanek hat bereíts mehrmals deponiert, daran interessiert zu sein, bei den Red Wings zu bleiben. Mehr sagt er nicht.
Bader zeigt Verständnis, dass Vanek zuerst seine Zukunft geklärt haben will, ehe er entscheidet, ob er Österreich für den Kampf um den Aufstieg bei der B-WM in Kiew zur Verfügung steht oder nicht. Mehr wird den Teamchef ab Sonntag interessieren, wie es seinen WM-Kandidaten im Play-off der EBEL-Liga geht. Ob da die sechs österreichischen Klubs wenigstens ansatzweise versuchen, eine rot-weiß-rote Identität zu zeigen, in dem sie auch Österreichern mehr Vertrauen schenken. Und die ausländischen Trainer nicht weiter ihrem „Hierarchie-Coaching“ unter der Devise „Legionäre zuerst“ fröhnen. Dann dürfte es nicht passieren, dass ein Teamverteidiger, der im Team beim letzten erfolgreichen Turnier in Graz durchaus entsprach, eine Woche später beim Klub auf der Tribüne sitzt. Passierte Erik Kirchschläger in Linz. Und dann dürfte der in Graz überzeugende Teamkapitän Thomas Hundertpfund beim KAC nicht mehr nur ein Viertlinienspieler sein.
Im Viertelfinale sind die Vienna Capitals gegen den von ihnen gewählten Gegner, die „Haie“ vom HC Innsbruck, auch auf Grund der bisherigen Saisonduelle eindeutiger Favorit. Ebenso Salzburg gegen Graz. Offener sind die Duelle zwischen KAC und Znaim, trotz der zuletzt sechs Siege der Klagenfurter in Serie, sowie den Linzer Black Wings und Bozen. Apropos Linz: Dort legte zuletzt der ansteckende Norovirus sieben Spieler flach. Wenn das stimmt, wovon man ausgehen muss, weil die Meldung vom Verein selbst kam, war es doch sehr bedenklich, trotzdem das letzte Match der Zwischenrunde gegen den KAC durchzuziehen. Da bestand nämlich durchaus Ansteckungsgefahr für alle Beteiligten. Ein Ligamanagement, das etwas auf sich hält, hätte Zeichen setzen müssen.