Seit Sportdirektor Christoph Freund und Trainer Thomas Jaissle im Sommer 2023 Red Bull Salzburg verließen, fehlen die sportlichen Erfolge. Der Freund-Wechsel zu Bayern München war geplant, der von Jaissle nach Saudi-Arabien erwischte die Salzburger am falschen Fuß. Jaissle gewann mit Al Ahli Jeddah in zwei Jahren die asiatische Champions League und den saudischen Supercup, sein Vertrag wurde bis 202 verlängert. Mit keinem seiner Nachfolger, egal ob Gerhard Struber, Pepijn Lijnders oder seit neun Monaten Thomas Letsch, lief es wie erhofft. Das trifft auch auf die Sportdirektoren, auf Bernhard Seonbuchner und den Deutschen Rouven Schröder, zu. Er bestellte schon Letsch, eigentlich müsste er genauso in der Kritik stehen wie der Trainer. Zumal auch die meisten seiner Einkäufe bisher nicht das brachten, was man erhoffte.
Etwa der dänische Innenverteidiger Jacob Rasmussen, auch Frans Kraetzig, der oft verletzte Karim Onisiwo. Wirklich überzeugt hat nur der bosnische Jungstar Kerim Alajebegovic (Bild) – aber auf ihn hat Leverkusen ein Rückkaufrecht. Fans, die schon die große Zeit von Austria Salzburg in den Neunzigerjahren miterlebten, nennen den von Letsch zum Kapitän gemachten Mads Bistrup im Vergleich zu Österreichs Ex-Teamspieler Peter Artner, der damals eine ähnliche Defensivrolle wie jetzt Bistrup im Mittelfeld hatte, bereits „Artner für Arme“. Auch das zeigt die angespannte Stimmung in Salzburg nach verpasster Qualifikation zur Champions League und nur einen Punkt aus den letzten drei Runden der Bundesliga, Platz fünf in der Tabelle.
Was kann der FC Salzburg zum Auftakt der Europa League gegen Portugals Tabellenführer FC Porto, den Letsch als einen der Favorits auf den Gewinn des Bewerbs bezeichnete, schaffen? Auf den ersten Blick nichts. Porto, letzte Saison Dritter der Primeira Division, feierte in den ersten sechs Runden sechs Siege, erzielte 15 Tore. Den einzigen Gegentreffer kassierte Teamkeeper Diogo Costa beim 2:1 gegen Meister Sporting Lissabon. Letzten Freitag fertigte Porto auswärts Rio Ave 3:0 ab, Dienstag holte Rio Ave im Estadio da Luz beim Heimdebüt von Jose Mourinho auf der Trainerbank von Benfica Lissabon ein 1:1 heraus. Das sagt genug. Allerdings schaffte Porto im Juni bei der Klub-WM in den USA so wie Salzburg nicht den Sprung ins Achtelfinale. 0:0 gegen Palmeiras aus Brasilien, 1:2 gegen die Messi-Klub Inter Miami und 4:4 gegen Al Ahli aus Saudiarabien waren die für die Portugiesen enttäuschenden Resultate.
Ob der starke Saisonstart mit dem neuen Trainer zusammenhängt? Der 36 jährige Italiener Francesco Farioli, letzte Saison mit Ajax Amsterdam im holländischen Titelkampf gescheitert, begann erst am 6. Juli.Von den insgesamt elf Neuerwerbungen standen Freitag fünf in der Startelf: Die polnischen Abwehrspieler Jakub Kiwior und Jan Bednarek, die aus England von Arsenal und Southampton geholt wurden, im Mittelfeld der Däne Victor Froholdt (zuvor beim Meister FC Kopenhagen) und Pablo Rosario aus der Dominikanische Republik, den Farioli aus gemeinsamen Zeiten bei OGC Nizza kennt, im Angriff der Spanier Borja Sainz, der ebenfalls aus England, von Norwich, kam. Die anderen Stürmer sind der Spanier Samu Aghehowa (zuvor Atletico Madrid) und der Brasilianer Pepe. Da kommt einiges auf die schwächelnden Salzburger zu. Daher kann man nur sagen: Ihr habt keine Chance -also nützt sie.
Salzburgs Start ist live und exklusiv bei Canal+ zu sehen. Die Nachfrage der Fans hält sich in Grenzen: Das Stadion in Wals-Siezenheim wird maximal zu einem Drittel gefüllt sein. Die weiteren Gegner der Salzburger: Im Oktober auswärts Olympique Lyon (Dritter in Frankreichs Ligue 1 hinter AS Monaco und Paris St. Germain), daheim Ungarns Meister Ferencvaros, im November daheim Hollands Cupsieger Go Ahead Deventer, auswärts Bologna, im Dezember auswärts Freiburg, im Jänner daheim der Schweizer Meister FC Basel und zum Abschluss in Birmingham Aston Villa. Die Qualifikation für das Play-off wäre ein großes Wunder.
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