Fußball

„Nicht unsterblich“: Das Frauen-Cordoba in Brentford?

Das Brentford Community Stadium im Westen von London fasst 17.250 Zuschauer, ist das kleinste, in dem Österreich Frauen bei dieser Europameisterschaft spielen. Liefern sie dort die größte Sensation, wenn sie Donnerstag Abend im Viertelfinal-Schlager Deutschland schlagen? Dazu müssten sie die erste Mannschaft sein, der es gelingt, die deutsche Torfrau Merle Frohms zu bezwingen. Was bisher weder den Spielerinnen aus Dänemark, noch denen aus Spanien und Finnland gelang. Somit stieg Deutschland mit drei Siegen und 9:0-Toren in die k.o.-Phase auf. „Sie sind nicht unsterblich“, sagte Österreichs Mittelfeldspielerin Laura Feiersinger über die kommenden Gegnerinnen. Sie spielte ebenso wie Barbara Dunst und Verena Henshaw früher mit Frohms bei Eintracht Frankfurt zusammen.

Seit Österreich Freitag Abend als Viertelfinalgegner Deutschland feststand, widmeten die deutschen Medien den rot-weiß-roten Frauen so viel Platz wie noch nie. Samstag Abend war im Sportstudio des ZDF zu sehen, wie ausgelassen sie ihre Siege gegen Nordirland und Norwegen feierten. „Ich wusste, dass sie ein bisschen verrückt sind“ meinte die deutsche Spielerin Laura Freigang über den „Sesseljubel“ von Dunst, mit dem sie an den von David Alaba in der Champions League erinnerte. Sieben Spielerinnen aus der Startelf von Teamchefin Irene Fuhrmann sind Legionärinnen in Deutschland, die anderen vier, Torfrau Manuela Zinsberger, Kapitänin Viktoria  Schnaderbeck, Carina Wenninger und Laura Wienroither haben eine deutsche Vergangenheit. Zinsberger, Schnaderbeck und Wenninger bei Bayern München, Wienroither bei Hoffenheim. Kein Wunder, dass es in den letzten Tagen einige SMS-Nachrichten gab. Nicht nur zwischen den Spielerinnen, auch zwischen der deutschen Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg, die für Perfektionismus, Ehrgeiz, aber auch für Lockerheit steht, und Österreichs Teammanagerin Isabel Hochstöger. „Österreich ist wie schon 2017 eine verschworene Gemeinschaft“, bemerkte Voss-Tecklenburg, wertete den verdienten Aufstieg ins Viertelfinale auch als Statement für die deutsche Bundesliga.

„Die Ösis reden sich warm“, konstatierte „Bild am Sonntag“ etwas ironisch.  Vor allem wegen eines Sagers von Hoffenheim-Legionärin Julia Hickelsberger-Füller: „Wir werden Deutschland auf jeden Fall zeigen, wer wir sind!“ Respekt zeigen sie vor Zinsberger, Nicola Billa, die im Vorjahr auch in Deutschlands Spielerin der Saison und Schützenkönigin war, und Spielmacherin Sarah Zadrazil von Bayern München. Die Salzburgerin wird Donnerstag ihr 100. Länderspiel bestreiten. „Titel ohne Gegentor?, fragte „Bild“ am Montag, verriet, dass Frohms seit Monaten am „Zu null-Projekt“ arbeitet. Dienstag folgte das, was natürlich nicht fehlen durfte: Der Bezug auf Cordoda, Österreichs größten Triumph über den großen Nachbarn vor 44 Jahren bei der WM in Argentinien. Logisch, dass Hans Krankl, der dies mti seinen zwei historischen Toren möglich gemacht hatte, herhalten musste. „Ösi-Legende Hans Krankl droht unserem Team: Donnerstag erlebt ihr euer Frauen-Cordoba“, hieß die Schlagzeile.

Für Deutschland wird es in Brentford quasi ein Heimspiel. Ihr Base-Camp ist ein Hotel in diesem Londoner Stadtteil. „Wir wollen in dieses Stadion zurückkehren“, sagte Voss-Tecklenburg am Samstag nach dem 3:0 gegen Finnland in Milton Keynes. Um dort auch im Semifinale zu spielen, muss das „Frauen-Cordoba“ verhindert werden. Große Erwartungen in das Nachbarduell setzte der ORF. Der hofft bei der Live-Übertragung auf eine Million Zuschauer. Beim Sieg gegen Norwegen waren es im Schnitt über 800.000. Das bedeutete einen Marktanteil von 44 Prozent.

Foto: ÖFB/Christopher Glanzl.

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