Montag Abend war der designierte ÖFB-Präsident Gerhard Milletich ebenso wie der noch bis 17. Oktober amtierende Leo Windtner Gast bei der 25. Brunogala der Spielervereinigung in der Wiener Stadthalle. Windtner als Laudator für Lisa Kolb, die von Neulengbach nach Deutschland zu Freiburg gewechselte Fußballerin des Jahres. Auch in der Stadthalle wurde getuschelt. Unter dem Motto, hast auch schon gehört, dass es noch einen Gegenkandidaten zu Milletich geben soll? Das ist tatsächlich nicht erst seit Montag zu hören, sondern bereits in der Woche davor. Es soll noch in den letzten Tagen vor der Generalversammlung in Velden ein zweiter Kandidat für Windtners Nachfolge ins Rennen geschickt werden. Unter dem Deckmantel Erneuerung, ohne konkret zu sagen, was man sich darunter vorstellt. Dass diese Aktion einen kaum wieder gut zumachenden Imageschaden für den ÖFB bedeuten würde, steht außer Diskussion.
Einerseits, weil sich einige offenbar damit schwer tun, demokratisch gefällte Entscheidungen, nämlich die im Wahlausschuss, zu akzeptieren. Daher muss man annehmen, dass die Pläne aus dem Kreis der Landesverbände kommen, die vor drei Wochen weder im ersten, noch im zweiten Wahlgang für Milletichs Kandidatur stimmten. So schlimm, dass Milletichs Befürworter plötzlich komplett anderer Ansicht sind, kann es doch nicht sein. Konsequent gegen den Landesverbandspräsidenten aus dem Burgenland waren Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Ob die noch einen „Wunderwuzzi“ aus dem Hut zaubern können, von dem alle überzeugt sind? Dazu wäre eigentlich schon über Jahre Zeit gewesen. Gelungen ist ihnen dies aber nicht.
Der Grund für die Überlegungen in Richtung Gegenkandidaten soll das Interview von Milletich am 12. September im „Sport am Sonntag“ gewesen sein. Keine Spur von Visionen, so lautet die Kritik. Seine konkreten Plänen auf den Tisch zu legen, bevor er gewählt wurde, das wäre der größte Fehler gewesen, den Milletich machen hätte können. Wirklich mitreißend war der erfolgreiche Unternehmer zwar nicht, aber sicher auch nicht so, dass man sagen müsste, das geht gar nicht. In Wirklichkeit war er schlecht beraten, dem ORF-Auftritt zuzustimmen. Laut ÖFB-Statuten wäre es möglich, jetzt noch einen neuen Kandidaten aufzustellen. Wenn das passieren sollte, dann wäre das in einer heiklen Phase, sowohl was das Nationalteam und die WM-Qualifikation als auch die Verhandlungen über ein Trainingszentrum betrifft, so etwas wie Harakiri mit Anlauf.
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