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Norwegen ist kein gefährliches Spiel für Foda

Endlich! Nach neun Monaten Pause darf Teamchef Franco Foda Freitag Abend wieder richtig arbeiten, zum Start in die Nations League gegen Norwegen entweder in der Coaching Zone stehen oder auf der Trainerbank des Ullevi-Stadions sitzen, wo er es nur kurz aushält. Am 4. September das erste Länderspiel des Jahres, das erste seit dem 0:2 gegen Lettland in Riga am 19. November 2019. Wahnsinn, aber wegen Corona nicht zu ändern. Darum sollte man wegen der besonderen Umstände nicht allzu strenge Maßstäbe anlegen, nicht allzu kritisch losledern, wenn Österreich nicht der erste Sieg über Norwegen seit 41 Jahren gelingen sollte. Das wird der heimische Fußball „überleben“. Ebenso, wenn in der Nations League wie im Herbst 2018 nicht der Aufstieg von Gruppe B in Gruppe A gelingen sollte. Davon geht die Welt nicht unter. Das wichtigste: Österreich spielt nächstes Jahr bei der Europameisterschaft! Das muss Norwegen erst im Oktober schaffen. Im Play-off gegen Serbien in Oslo, bei einem Sieg gegen den Sieger aus Schottland gegen Israel.

Für Österreich beginnt Freitag die Vorbereitung auf die EM-Endrunde im Juni 2021, von der noch keiner sagen kann, ob sie wie geplant wirklich quer durch Europa stattfinden, Österreich gegen Holland und die Ukraine sowie einen Play-off-Sieger in Amsterdam und Bukarest spielen wird. Foda wird zwar von seinen Forderungen an die Spieler in Sachen Konzentration, taktischer Disziplin, Einstellung usw. keinen Millimeter abrücken, aber dennoch: Nicht die Ausfälle von Triple-Gewinner David Alaba, Marko Arnautovic, Florian Kainz und Valentino Lazaro spielen bei der eingeschränkten Aussagekraft der Spiele gegen Norwegen und Montag in Klagenfurt gegen den möglichen EM-Gegner Rumänien die große Rolle, die müssten kurzfristig mit dem aktuellen Kader kaschiert werden können. Sondern das ganze Umfeld, in denen die Spiele in Szene gehen. Vier Covid 19-Tests innerhalb von acht Tagen, Donnerstag einer gleich nach der Ankunft am Flughafen von Oslo, dazu streng abgeschirmt im Hotel, egal ob in Pörtschach oder in Norwegens Hauptstadt, dazu die Gesichtsmasken.  Das alles schlägt auf´s Gemüt, auch wenn es die Spieler von ihren Klubs schon einigermaßen gewohnt sind. Aber nicht in dieser heftigen Form wie rund um das Spiel in Oslo.

Norwegen und auch Rumänien sind keine gefährlichen Spiele für Foda. Auch wenn es keine Erfolgserlebnisse geben sollte. Teamkapitän Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic kamen praktisch aus dem Urlaub zum Team, da Leverkusen seine Spieler nach dem Ausscheiden im Viertelfinale der Europa League in Urlaub schickte, erst letzten Sonntag mit der Vorbereitung begann.  Fodas Aufgebot ist diskussionslos, da gibt es kein brisantes Thema, das auf den Tisch kommen könnte. Da ist Fodas deutscher Kollege Jogi Löw  in der schwierigeren Position, weil bei ihm sofort die Diskussionen um die Rückkehr von Bayerns Thomas Müller noch lauter werden würden, sollte Deutschland nach dem in der 96. Minute kassierten 1:1 gegen Spanien in Stuttgart Sonntag in Basel gegen die  Schweiz nicht den eigenen Ansprüchen gerecht werden. Diskussionen bei Österreich? Möglicherweise, wer die Nummer eins im Tor sein soll. Alexander Schlager wie beim entscheidenden Sieg für das EM-Ticket gegen Nordmazedonien oder der damals verletzte Cican Stankovic. Da bietet sich für Foda eine Lösung an, die derzeit keinem weh tut:  Ein Spiel für Schlager, eines für Stankovic. Auf eine Torhüter-Hierarchie muss sich der Teamchef jetzt wirklich noch nicht festlegen.

In Norwegen dreht sich vor dem ersten Duell gegen Österreich seit 18 Jahren alles um Erling Haaland: Gelingt dem ehemaligen Torjäger von Red Bull Salzburg in seinem dritten Länderspiel  das erste Tor im Teamdress? Der 20 jährige ist Norwegens größter Hoffnungsträger. Kein Wunder, nach neun Toren bei der U 20-WM im letzten Jahr zum 12:0 gegen Honduras, nach 28 Toren im Herbst im Salzburg-Dress und 16 seit Jänner bei Borussia Dortmund. Da darf man sich einiges erwarten, das wird die Herausforderung für Österreichs Defensivabteilung um Dragovic, Martin Hinteregger, Philipp Lienhart und Stefan Posch, wer immer auch zum Zug kommen sollte. In Sachen Angriff hat Norwegens erfahrener Teamchef aus Schweden, der 71 jährige Lars Lagerbäck, mit Haaland, dem türkischen Schützenkönig Alexander Sörloth (24 Tore in 34 Spielen für Trabzonspor) und Joshua King von Premier League-Absteiger Bournemouth mehr Qualität zur Verfügung als Foda. Der Marktwert des norwegischen Stürmertrios beträgt laut Internet-Portal Transfermarkt 108 Millionen Euro (72 gehen auf das Konto von Haaland), der von Michael Gregoritsch, Karim Oniswo sowie den Neulingen Adrian Grbic und Christoph Monschein zusammen nur 17,1.

Mit Haaland leben die Hoffnungen von Lagerbäck, Norwegen zur ersten EM-Teilnahme nach 20 Jahren zu führen. Für den Schweden wäre es bereits das siebente Großereignis, bei dem er Teamchef ist: Mit Schweden war er bei der WM 2006, bei den Europameisterschaften 2000, 2004 und 2008, mit Nigeria bei der WM 2010 in Südafrika, mit Island bei der für die Inselkicker triumphalen EM 2016 mit Siegen über Österreich und England. Lagerbäck war vor neun Jahren auch in Österreich ein Thema bei der Teamchefsuche. Die Wahl fiel damals auf Marcel Koller.

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