Fußball

Nur Billiglösung? Djuricin sagt: „Ich hab´s verdient!“

Egal, ob es  so geplant war oder nicht, mit der Beförderung  von Goran „Gogo“ Djuricin von der Interimslösung bis Saisonende zum Cheftrainer für die kommende Saison stahl Rapid jedenfalls Mittwoch zu Mittag der Pressekonferenz für das Cupfinale gegen Salzburg acht Tage später in Klagenfurt die Show. Nichts interessierte mehr als die Frage, warum die Rapid-Legenden Andreas Herzog und Didi Kühbauer nicht zum Zug kamen, der „No Name“-Trainer, wie sich Djuricin noch selbst bezeichnet, hingegen schon.  Wenn wer einwendet, dass Herzog noch nie eine Klubmannschaft als Chef trainierte, stimmt das schon. Nur zählt seine Erfahrung beim US-Nationalteam durch seine jahrelange Tätigkeit als Assistent von Jürgen Klinsmann bei einer WM und zwei Gold-Cups, bei denen er einmal die Amerikaner zum Finalsieg coachte, weil Klinsmann gesperrt auf der Tribüne sass, trotzdem mehr als wie Djuricin Chef bei Donau, Parndorf II, IC Favoriten, Mannsdorf und Ebreichsdorf gewesen zu sein, Assistent von Andi Heraf bei Pasching und den ÖFB-Nachwuchsteams von U 18 bis U20. Auf Heraf,  künftig Sportdirektor in Neuseeland, folgt als ÖFB-Nachwuchsteamchef übrigens der Rapid-Rekordspieler: Peter Schöttels Bestellung ist seit  Mittwoch ebenfalls offiziell.

Djuricin kommt durchaus sympathisch und kompetent drüber: „Ich habe den Startvorteil gehabt, dass ich schon mit der Mannschaft arbeiten konnte, einen guten Draht zu ihr und zu Sportchef Fredy Bickel fand“ glaubte Djuricin, meinte aber selbstbewusst: „Ich denke, ich hab´mir das auch verdient.“ Und der Unterschied als Chef gegenüber der Interimslösung? „Sicher noch weniger Freizeit.“

Der glückliche Sprung ins Cupfinale, drei Siege in der Bundesliga bedeuteten für Bickel Grund genug,  Djuricin und den Assistenten Martin „Butre“ Bernhard  als ideale Lösung anzupreisen, weil unter ihnen die  Leistungen merkbar besser wurden.  Mag alles sein, nur  wird Djuricin, dessern Vertrag für eine Saison gilt,  zumindest anfangs mit dem Verdacht einiger oder sogar vieler  leben müssen, deshalb zum Zug gekommen zu sein, weil er die billigste Lösung ist. Stellte sie sich nicht als ideale heraus, dann war sie eine gefährliche.  Auch für Bickel, der ebenso  mit  Herzog, Kühbauer und Landsmann Urs Fischer redete, der bei St. Etienne nicht zum Zug kam, sondern Lausanne-Trainer Fabio Celestini. Funktioniert´s nicht mit Djuricin, steht auch Bickel mit zur Diskussion. Daran führt kein Weg vorbei.

Auf Rapid würde auch mit Carlo Ancelotti als Trainer  wieder eine schwere Saison warten. Der Kader, der sich als nicht gut genug erwies, um Salzburg den Kampf anzusagen, bleibt zusammen. Djuricin glaubt an dessen Qualitäten – jetzt muss er den Wahrheitsbeweis antreten. Wenn man bedenkt, dass bei Zoran „Zoki“ Barisic nicht drei zweite Plätze in Serie reichten, dann kann dies nur mit einem Titel gelingen. Im Cupfinale kann das noch keiner von ihm verlangen, aber ab Juli ist er gefordert, sein größtes Ziel zu verfolgen, nämlich die Mannschaft zu entwickeln. Finanziell kann sich Rapid nur in Sachen Einkäufe rühren, wenn  Louis Schaub und der international gefragte Max Wöber wechseln, was Rapid wiederum schwächen würde.  Wer glaubt, dass Schaub nicht seine Ausstiegklauseln nützen wird, weil er erstmals Vater ist, liegt falsch. Es kommt nur auf das Angebot an.

Mit Djuricin als Chef wird der Betreuerstab erweitert. Um Rehabilitations-Trainer David Lechner, Phyiotherapeut Gerald Kemmer und  den international renommierten Athletik-Coach Toni Beretzki. Der sich im Skilager bei der Arbeit  in Österreich und den USA mit Hermann Maier, Stefan Eberharter, Thomas Sykora, Hannes Reichelt, Bode Miller, Ted Ligety einen sehr guten Namen machte, im Fußball auch bei Spartak Moskau mit Martin Stranzl arbeitete sowie bei Salzburg und Admira. Aus dieser Zeit kennt ihn Rapids Innenverteidiger Christopher Dibon. Der bisherige Athletiktrainer Alexander Steinbichler bleibt bei Rapid, allerdings in der zweiten Reihe.  Als ihm Barisic noch freie Hand gelassen hatte, war die Mannschaft  jedenfalls merkbar fitter  als in dieser Saison, in der zunächst Mike Büskens als auch später Damir Canadi seinen Wirkungsbereich beschnitten.

Im Schatten von Rapids Trainerentscheidung hat Finalgegner  Salzburg andere Sorgen. In Deutschland wurden irre Gerüchte gestreut: Salzburg verzichtete zu Gunsten von RB Leipzig auf den Europacupplatz, nimmt dafür auch den Verlust der  österreichischen Bundesliga-Lizenz in Kauf, will zur Saison 2018/19 mit Liefering zurückkehren. Und um sich  deutlich vom Schwesternklub in Leipzig abzugrenzen, soll der FC Red Bull Salzburg umbenannt werden.  Sportchef Christoph Freund konnte nur den Kopf schütteln. Etwas befremdend  fiel bei er Präsentation des Cupfinales nur auf, dass Trainer Oscar Garcia nach eineinhalb Jahren in Salzburg kein Wort Deutsch sprach, weiter einen Spanisch-Dolmetsch benötigt.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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