Eishockey

Nur dagegenhalten bringt „Exoten“ keinen Punkt: 2:14 nach drei Niederlagen

Auch nach dem dritten Spiel Österreichs in der  Ondrej Nepela-Arena in Bratislava hörten die rot-weiß-roten Fans nicht die Bundeshymne. Dienstag waren es  1500 unter 4480 Zuschauern  Sie sahen die dritte Niederlage. Mit dem 0:4 (0:1, 0:0, 0:3) gegen die Schweiz die nach der bisher schwächsten Leistung. Nach dem zweiten Spiel hintereinander ohne erzieltes Tor  konnte die Österreicher am Ende nur das WM-Maskottchen Macejko (Bild oben) einigermaßen in Stimmung bringen. Vor allem bei der fast zehnminütigen Unterbrechung im Schlussdrittel, weil ein kaputtes Glas ausgewechselt werden musste. Beim 2:5 gegen Lettland und sogar beim 0:5 gegen die Russen hatten die Österreich besser mitgehalten. Damit bei 2:12-Toren null Punkte nach drei Spielen wie Aufsteiger Italien, der Dienstag gegen Lettland 0:3 verlor. Und vor dem direkten Duell gegen die Italiener am nächsten Montag haben die Österreicher nur noch eine reelle Chance zu punkten: Freitag gegen Norwegen  nach der erwartete vierten Niederlage gegen Weltmeister Schweden am Donnerstag.

Teamchef Roger Bader stellte um, änderte alle vier Fünferblöcke sowohl bei den Verteidigern als auch bei den Stürmern.  Ließ die Routiniers Thomas Hundertpfund und Konstantin Komarek pausieren, den 19jährigen Davos-Stürmer aus Zell am See, Benjamin Baumgartner,  als vierten Schweiz-Legionär sein erstes WM-Spiel bestreiten. Setzte den Youngster sowohl im Powerplay als auch in Unterzahl ein. Ein Beweis für seinen außergewöhnlichen Mut. Ebenso, dass er WM-Neuling Raphael Wolf in einem Verteidigerpaar mit Patrick Peter aufbot. Bis 32,9 Sekunden vor Ende des ersten Drittels ging alles gut. Österreich überstand vier Minuten in Unterzahl, nützte allerdings auch ein Powerplay über vier Minuten nicht. Das rächte sich. Aus einem Konter fiel noch das 0:1. Durch Minnesota-Stürmer Kevin Fiala aus der Nordamerika-Linie  mit den Nashville-Verteidigern Yannick Weber und Roman Josi sowie New Jersey-Center Nico Hischier und Springfield-Stürmer Vincent Praplan. Fiala spielt bei der WM, obwohl er noch keinen Vertrag für die kommende Saison hat.

Mit Colorado-Stürmer Sven Andrighetto bot die Schweiz erstmals in dieser WM einen fünften NHL-Legionär auf.  Der hatte bei Colorado keine gute Saison, war Österreichs Verteidiger Kevin Strong noch in schlechter Erinnerung. Weil er ihn vor einem Jahr beim WM-Start in Kopenhagen so schwer am Knie verletzte, dass er operiert werden musste. Die Fünfminutenstrafe nützte damals Österreich, um das 0:2 aufzuholen und einen Punkt zu erobern. Darauf gab es aber  ein Jahr später wenig Chancen. Nur der überragende Tormann David Kickert hielt Österreich speziell im zweiten Drittel, in dem das Schussverhältnis 22:4 für den Vizeweltmeister lautete, mit der vielleicht bisher besten Leistung  seiner Karriere weiter im Spiel. Was noch in diesen Phasen auffiel: Ein Kinnhaken des frustrierten Michael Raffl gegen Michael Fora, für den er zwei Minuten auf die Strafbank musste.

Im Schlussdrittel hätten 23 Sekunden mit zwei Mann mehr  vielleicht die größte Chance auf den Ausgleich bedeutet. Aber da schossen die Österreicher nicht einmal auf das Tor  von Reto Berra, der in der NHL 76 Spiele für Calgary, Colorado, Florida und Anaheim bestritt. „Gegen Exoten wie Österreich darf nicht passieren“ stand Montag Abend in der Online-Ausgabe des „Blick“ zu lesen. Gesagt vom Eishockeychef Dino Kessler, einem ehemaligen Teamspieler. Schon Stunden vor dem Spiel wurde Dienstag der Titel auf  „gegen Österreich darf nichts passieren“ geändert.  Exoten haben sicher keinen so guten Tormann wie Kickert. Erst beim 40. Schuss auf sein Tor nach 53:02-Minuten gab er sich zum zweiten Mal geschlagen. Auch für den Treffer sorgte mit Josi ein NHL-Legionär, ehe mit Philipp Kurashev, dem Sohn des früheren WEV-Verteidigers, und Andrighetto noch zwei in Nordamerika engagierter Cracks trafen. Nur dagegenhalten und sich gut verkaufen bringt bei der  WM leider keinen Punkt. Das Fazit von Bader: „Wir haben gegen ein absolutes Topteam phasenweise wieder gut mitgehalten, speziell im ersten Drittel. Aber es ist schwer, dieses hohe Tempo 60 Minuten durchzuhalten, ohne am Ende müde zu werden, wenn man meist nur reagieren kann.“ Für ihn der positive Aspekt ausser Kickerts Leistung: „Das WM-Debüt von Baumgartner war sensationell gut.“

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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