Im Sommer 2017 war Majeed Ashimeru mit 19 Jahren aus Ghanas Hauptstadt Accra nach Salzburg gekommen. Österreichs Serienmeister verlieh ihn sofort an Zweitligist Austria Lustenau. Mittwoch wurde der zentrale Mittelfeldspieler bereits zum vierten Mal verliehen. Nach Lustenau, Wolfsberg und St.Gallen in der Schweiz erstmals nach Belgien, zum Brüsseler Traditionskub Anderlecht, der als Vierter hinter FC Brügge, Genk und mit zehn Punkten Rückstand auf Rang eins weit hinter seinen Ansprüchen bleibt. Ashimerus Vertrag in Salzburg läuft zwar bis 2024, aber Anderlecht hat eine Kaufoption, falls es mit ihm besser klappt als mit Peter Zulj. Der 27 jährige Österreicher, der elf Länderspiele absolvierte, genügte nicht mehr den Ansprüchen von Trainer Vincent Kompany. Zulj war im Jänner 2019 von Sturm Graz zu Anderlecht gewechselt, kam in 40 Spielen auf fünf Assists. Fairerweise muss man sagen, dass ihn Ende September das Covid 19-Virus ziemlich arg erwischt hatte. Danach kam er nicht mehr richtig in Tritt.
Keine Chance bei Kompany, null Aussicht gegen den 89 fachen belgischen Teamspieler, die Anderlecht-Ikone, die elf Jahre lang Legionär bei Manchester City war und dort viermal Meister wurde, „gewinnen“ zu können. Daher muss Zulj den Neubeginn in der Türkei probieren. Bei Göztepe Izmir, unter 21 Klubs auf Rang 16, nur drei Punkte von ersten der vier Abstiegsplätze entfernt. Zulj hofft via Izmir noch in Österreichs EM-Aufgebot zu kommen. Teamchef Franco Foda schätzt ihn aus gemeinsamen Zeiten bei Sturm Graz. Das Corona-Pech von Peter Zulj ereilte dreieinhalb Monate später auch einen anderen österreichischen Teamspieler: Louis Schaub hatte Dienstag in Luzern einen positiven Test. Ein Schnupfen entpuppte sich quasi als Virus. Jetzt muss er zehn Tage in häuslicher Quarantäne bleiben.
Peter Zuljs ein Jahr ältere Bruder Robert erlebt hingegen derzeit bessere Zeiten. In der deutschen Liga bei Bochum, seiner fünften Station nach Ried, Red Bull Salzburg, Fürth, Hoffenheim und Union Berlin. Seit Jänner 2020 ist der Mittelfeldspieler beim vom deutschen Rockstar Herbert Grönemeyer als „Blume im Revier“ besungenen Traditionsklub, bei dem laut Grönemeyer das Herz noch zählt, der mit „nem“ Doppelpass jeden Gegner nass macht. Bochum steht derzeit auf Rang zwei, träumt derzeit von einem Comeback in der Bundesliga nach elf Jahren. Auch dank Zulj, der in seiner offensiven Mittelfeldrolle eigentlich als unersetzlich gilt. Als Spielmacher alter Schule mit starken Nerven und vor allem großem Selbstvertrauen. Der Trainer Thomas Reis fast regelmäßig auf die Palme bringt. Nicht der schnellste, kein Trainingsweltmeister, keine „Lust“, gegen den Ball zu arbeiten. Aber der Welser mit kroatischen Wurzeln setzte sich gegen Reis durch. Als ihn der im Spitzenspiel gegen Fürth aus dem Kader strich, verlor Bochum 0.2. Im nächsten Match gegen den Hamburger SV spielte Zulj wieder, sorgte beim 3:1 für die 1:0-Führung. Beim folgenden 5:0 gegen den direkten Konkurrenten Fortuna Düsseldorf traf er dann zweimal.
Danach sagte Zulj in Richtung Trainer: „Wenn ich spiele, dann liefere ich“. Sieben Tore und sechs Assists in 13 Ligaspielen: „Hier gibt es vor allem viele Zweikämpfe und viele Fouls“, behauptete Zulj, „da braucht man hin und wieder eine Idee“. Die hatte er auch letzten Sonntag in Regensburg. Alles hart umkämpft, bis zur 78. Minute 0:0. Dann spielt er einen Freistoss ganz schnell ab, das nützte Simon Zoller, Ehemann der bekannten TV-Moderatorin Laura Wontorra, früher Schützling von Peter Stöger beim 1. FC Köln, zum Führungstor. Danach Zulj mitten im Jubel (Bild oben), Endstand 2:0. So ist er ein echter Unterschiedspieler, der vielleicht den Kampf um den Aufstieg gegen den Hamburger SV, Holstein Kiel, Fürth und Düsseldorf entscheiden kann.
Foto: Vfl Bochum.