Die elf Jahre Amtszeit von Jogi Löw als deutscher Teamchef sind weltweit einmalig. Das letzte große Ziel des 57jährigen ehemaligen Trainers des FC Tirol und der Wiener Austria wird wohl 2018 in Russland die Verteidigung des WM-Titels sein. In Europa gibt es vor dem 50. Länderspiel von Marcel Koller als Österreichs Teamchef am Sonntag in Dublin ausser Löw nur noch zwei, die länger amtieren als der Schweizer in der Alpenrepublik. Allerdings bei sogenannten Fussballzwergen: Der Teamchef von Andorra, Freitag Abend 1:0-Sensationssieger über Österreichs EURO-Bezwinger Ungarn, heißt seit 2010 Koldo, der von Luxemburg seit sieben Jahren Luc Holtz. Auf Platz vier folgt schon Koller.
Ihm auf ein Jahr nahe kommen in Europa nur fünf: Didier Deschamps bei Frankreich, der Däne Lars Olsen bei den Färöer, der Italiener Pietro Ghedin auf Malta, Michael O´Neill bei Nordirland und Srecko Katanec in Slowenien. Auf vier Jahre kommt Rene Pauritsch, der Steirer in Diensten von Liechtenstein. Bei 21 Teamchefs in Europa begann ihre Amtszeit erst 2016 oder noch später wie jetzt bei Dick Advocaat in Holland. Sieben Nationen tauschten während der laufenden WM-Qualifikation ihren Teamchef aus: Bulgarien, Dänemark, England, Estland, Finnland, Holland und Norwegen. Apropos England: Da wählte Gareth Southgate vor dem Samstag-Schlager in Schottland eine außergewöhnliche Vorbereitung. Er steckte die Millionenstars der „Three Lions“ in ein Camp der Royal Marines. 48 Stunden Soldaten-Aubildung, vor der Harry Kane & Co. ihre Handys abgeben mussten. Sie absolvierten extreme Übungen der Grundwehr-Ausbildung im „Soldaten-Dress“: Durch ein Schlacke-Gewässer unter einer Betonplatte durchtauchen, 6,5 Kilometer mit 21 Kilogramm Gepäck marschieren und eine Nacht in Schlafsäcken unter freiem Himmel im Naturschutzgebiet. Kane nannte das Programm Lebenserfahrungen, die für immer bleiben. Southgate wollte seine Spieler, wie er sagte, aus der Komfortzone holen: „Ich wollte sehen, wie sie gemeinsam reagieren, wenn wir sie mit etwas unerwartetem und schwierigem konfrontieren.“
Etwas ähnliches käme Koller mit David Alaba & Co. nie in den Sinn. Er wird Sonntag zu dem Ausländer, der am längsten Österreichs Team coacht, übertrifft die 49 Spiele des Slowaken Leopold Stastny, Langzeit-Teamchef von Juli 1968 bis November 1975. Kollers Punkteschnitt beträgt 1,63. Der des irischen Teamchefs aus Nordirland, Martin O´Neill, liegt vor seinem 40. Match bei 1,56. O´Neill, mit 65 Jahren neun älter als Koller, hat andere Ansichten zur Ausgangsposition als sein Kollege: Für ihn hält Österreich nur der 24. Sieg der Koller-Ära im Rennen um das WM-Ticket, hilft das 12. Unentschieden gar nicht weiter. Dass die 16. Niederlage bedeuten würde, dass Koller zum zweiten Mal die WM-Qualifikaton verpasst, steht ausser Diskussion.
Ein Tiefpunkt in O´Neills Trainerkarriere hängt mit Österreich zusammen: Er musste bei Aston Villa, wo er Österrichs Ex-Teamstürmer Andi Weimann trainierte, auch deshalb gehen, weil er gegen Rapid unter Peter Pacult in der Qualifikation zur Europa League scheiterte. 2009 0:1 im Hanappi-Stadion, 2:1 im Villa-Park von Birmingham, wegen des Auswärtstors von Nikica Jelavic schied Aston Villa aus. Ein Jahr später musste O´Neill zwei Wochen vor der Neuauflage, in der Rapid wieder das bessere Ende für sich hatte, gehen.