Fünf Teamchefs haben seit Herbert Prohaska versucht, Österreich zu einer Endrunde der Weltmeisterschaft zu führen. Alle sind gescheitert. Otto Baric vor der WM 2002 in Japan und Südkorea erst im Play-off an der Türkei, Hans Krankl musste im Kampf um das Ticket zur WM 2006 die Überlegenheit von Holland anerkennen. Der Tscheche Karel Brückner warf 2008 nach nur einem Sieg in vier Spielen gegen Frankreich, Litauen, die Färöer und Serbien das Handtuch, Didi Constantini übernahm und konnte nichts mehr retten. Daher war Österreich auch 2010 bei der ersten WM auf afrikanischem Boden in Südafrika nicht dabei. Ebenso 2014 in Brasilien und vier Jahre später in Russland. Der Schweizer Marcel Koller fuhr mit Österreich zwar zur Europameisterschaft, aber zu keiner Weltmeisterschaft. Donnerstag Abend beginnt der sechste Anlauf zur ersten WM-Teilnahme seit 1998. Im Hampden-Park von Glasgow gegen Schottland. Franco Foda besitzt gegenüber seinen gescheiterten Kollegen einen Vorteil: Er hat eine bessere Mannschaft als sie zur Verfügung!
Österreich hat das derzeit sogar das talentierte Nationalteam seit der WM 1978 in Argentinien, der Siege gegen Spanien, Schweden und Titelverteidiger Deutschland gelungen waren. Eine richtige Mischung zwischen Spielern, die im Zenit ihrer Karriere stehen wie Kapitän David Alaba, Martin Hinteregger oder Marcel Sabitzer und nachdrängenden jüngeren Hoffnungen, die schon Erfahrung in Topligen gesammelt haben. Wie etwa Xaver Schlager, Philipp Lienhart, Christoph Baumgartner. Jetzt muss Foda etwas daraus machen. Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass es gelingen kann. Foda jubelte über die Qualifikation zur Europameisterschaft, über den Aufstieg in der Nations League im zweiten Anlauf. Jetzt lässt ihm dieses Potenzial auch die Chance, Geschichte zu schreiben. Als erster Teamchef, der mit Österreich zu einer Europa-und Weltmeisterschaft fährt. Der Satz von Alaba, wonach für ihn trotz all seiner Titel mit Bayern seine erste WM-Teilnahme eine sehr hohe Priorität hat, gilt garantiert für alle Spieler.
Am 19. März standen die Quoten auf einen Sieg Österreichs im Hampden-Park bei 3,20, auf einen schottischen auf 2,20. An diesem Tag schien es noch so, als müsste Österreich auf seine Deutschland-Legionäre verpflichten. Aktuell sieht es anders aus: 2,20 auf Österreich, jeweils 3,30 auf Unentschieden und Heimsieg von Schottland. Das unterstreicht die Behauptung von Israels Teamchef aus Österreich, Willi Ruttensteiner, der es Mittwoch im Bloomfield-Stadion von Tel Aviv mit Dänemark, den größten Konkurrenten Österreichs im Kampf um das WM-Ticket zu tun bekommt: „Mit dem Kader, der in Glasgow dabei ist, hat Österreich sicher mehr Qualität als Schottland!“ Ruttensteiner muss es wissen, er spielte mit Israels letzten Herbst zweimal im Hampden Park. In der Gruppenphase und im Play-off der Nations League. Jeweils ein Unentschieden nach 90 und 120 Minuten, dann das Elferschießen verloren. Damals saßen noch Zuschauer auf den Tribünen. Und ehrlich: Im leeren Hampden-Stadion wird es leichter sein, dagegenzuhalten und zu bestehen als in einem vollen mit fanatischen schottischen Fans samt ihren Gesängen. Das steht außer Diskussion.
„Wir brauchen Robustheit, um defensiv kompakt zu sein, Kreativität, um den Ball am Biden zu halten und schnell zu kombinieren, Und Tiefgang“, sagte Foda Mittwoch bei der Pressekonferenz im Hampden-Park auf die Frage, worauf es ankommen wird, um zum Start in die Qualifikation nicht zu verlieren. Stefan Lainer, Lienhart oder Stefan Ilsanker oder Aleksandar Dragovic oder Xaver Schlager sind robust genug, für Kreativität und Kombinationen können Alaba, Sabitzer, Baumgartner sorgen, für Tiefgang wären Sasa Kalajdzic oder auch Karim Onisiwo, den Foda dezidiert nannte, zuständig. Valentino Lazaro steht wegen Adduktorenbeschwerden vermutlich nicht zur Verfügung. Wie erwartet keine Antwort gab Foda auf Fragen, ob drei Innenverteidiger beginnen oder mit Vierabwehr agiert wird, auf welcher Position Kapitän Alaba zum Einsatz kommen wird und wer im Tor das Vertrauen bekommt. Und ob die Wahl des Tormanns nur für Schottland gilt oder für alle drei Spiele. Das wird von d er Leistung abhängen. Und falls es wider Erwarten nicht wie erwartet läuft, bleib noch immer ein schwacher Trost: Im ersten Spiel wurde noch nie eine Qualifikation entschieden. Schiedsrichter ist der 45jährige Spanier Carlos del Cerro Grande.