Eishockey

Österreich nur in Bratislava

Österreichs Eishockeystolz Thomas Vanek kennt die Hauptdarsteller des WM-Finales zwischen Schweden und der Schweiz, dem 3:2 (1:1, 1:1, 0:0, 0:0) des Titelverteidigers nach Penaltyschießen, aus der National Hockey League genau.  Sonntag Abend in der Royal Arena von Kopenhagen sehr gut. Mit zwei spielte er sogar zusammen: Mit Schwedens Weltmeistergoalie Anders Nilsson diese Saison bei Vancouver, mit Nino Niederreiter, der die Schweiz im Endspiel in Führung brachte, aber im Penaltyschießen den entscheidenden vergab, vor zwei bei Minnesota Wild. Ob Vanek aber daheim in seinem Haus in Stillwater bei St. Paul die erfolgreiche, dramatische Titelverteidigung des Drei Kronen-Teams im TV verfolgte, darf bezweifelt werden. In Nordamerika ist das eher eine Randnotiz. Auch dass Kanada bei der Medaillenvergabe leer ausging, weil das Spiel um Platz drei gegen die USA 1:4 verloren ging, dass der Amerikaner Patrick Kane, Topstar der Chicago Black Hawks, zum besten Spieler der WM gewählt wurde.  Das beherrschende Thema über dem großen Teich ist eindeutig NHL-Neuling Vegas Knights, der sensationell ins Endspiel um den Stanley Cup aufstieg, die Finalserie des Westens gegen Winnipeg in fünf Spielen mit 4:1 gewann, auf Tampa oder Washington als Gegner wartet. Das Team aus der Wüstenstadt ist erst der dritte Neuling, dem dies gelang. Der erste seit St. Louis 1968.

Österreich Teamchef Roger Bader blieb nach dem geschafften Klassenerhalt in Kopenhagen, sah live das hoohe Niveau im Viertel-und Semifinale sowie im Endspiel. Verständlich, dass er mit seinen Schweizer Landsleuten litt. Im Penaltyschießen sah es schon nach einem Happy End aus. Als Colorado-Stürmer Sven Andrighetto, der beim Startspiel gegen Österreich Verteidiger Steve Strong durch ein Foul schwer am Knie verletzte, Nilsson bezwang, aber die schwedischen NHL-Legionäre Mika Zibanejad (New York Rangers) und Rickard Rakell (Anaheim) vergaben. Aber dann bezwangen Arizona-Verteidiger Oliver Ekmann-Larsson und Nashville-Stürmer Filip Forsberg den starken Schweizer Tormann Leonardo Genoni, vergaben Getan Haas und Niederreiter. Damit Schweden erfolgreicher Titelverteidiger wie 2016 Kanada und 2009 Russland.

Österreich schaffte in Kopenhagen einen Punkt gegen den späteren Vizeweltmeister, da das erste Spiel gegen die Schweiz dank einer Weltklasseleistung von Tormann Bernhard Starkbaum erst in der Verlängerung 2:3 verloren ging. Einen größeren Prestigegewinn schaffte Österreich zuvor nur vor 14 Jahren in Prag mit dem 2:2 gegen den späteren Weltmeister Kanada  in einem denkwürdigen Match bei dem Andre Lakos und Vanek sogar für eine 2:0-Führung sorgten. Österreich beendete die Dänemark-WM als 14., liegt in der Weltrangliste auf Platz 16 hinter Südkorea, drei Ränge hinter den besiegten Weißrussen, die absteigen mussten. Das bedeutet für die WM 2019 in der Slowakei: Österreich trifft auf Weltmeister Schweden und Vizeweltmeister Schweiz, auf Russland, Tschechien, die Slowakei, Lettland und Aufsteiger Italien. Aber die Veranstalter um Organisationschef Igor Nemecek, früher Trainer bei Stadlau und Zell/See, machten von ihrem Recht auf eine Änderung Gebrauch, tauschten sich mit Norwegen. Also weg von den Tschechen. Die Slowaken bestreiten ihre Gruppenspiele in Kosice, damit Österreich alle sieben in Bratislava vor der Wiener Haustür. Damit können die Fans aus der Alpenrepublik auch bequem mit dem Zug oder mit dem Tragflügelboot, dem City-Liner, vom Wiener Schwedenplatz anreisen.

Österreich also 2019 wie in Kopenhagen gegen Schweden, die Schweiz, Russland (Bild oben Torhüter David Madlener) und Tschechien, neu gegen Norwegen, Lettland und die Italiener. Da wird die Mission Klassenerhalt wohl noch etwas schwerer als heuer, obwohl Angstgegner Frankreich Baders Mannschaft erspart bleibt. So sieht es auch der Teamchef: „In Bratislava wird es noch schwerer als in Kopenhagen. Gegen Italien gibt es eine Fifty-Fifty-Chance, Favorit sind wir sicher nicht.“ Da die Titelkämpfe 2019 eine Woche später beginnen als in diesem Jahr, nämlich am 10. Mai, müsste Österreichs Vorbereitung noch länger und aufwendiger sein. Es liegt jetzt an Verbandschef Gernot Mittendorfer die Mittel dafür locker zu machen. Da es sich um eine Station zur Olympiaqualifikation handelt, könnte man durchaus bei ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel vorstellig werden. Damit sich der Beitrag des Ligapräsidenten nicht nur darauf beschränkt, mit den Spielern den Klassenerhalt zu feiern.

Auch sollten in der Liga einige darüber nachdenken, wieso es dem Nachbarn Schweiz, dessen Silberhelden Montag Mittag bei der Ankunft am Flughafen Zürich-Kloten von mehr als tausend Fans gefeiert wurden,  gelang, ins WM-Finale zu kommen. Sicher mit ein wichtiger Grund außer sieben jungen NHL-Legionären: Sie erlaubt weniger Ausländer bei den Klubs als Österreich. Nur vier reguläre pro Verein.

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