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Ohne Aiwu! Zeitunterschied, Hitze und drei Legionäre machen Rapid Sorgen

Emanuel Aiwu saß fast erwartungsgemäß Mittwochvormittag nicht im Rapid-Charter nach Baku. Der Innenverteidiger muss nicht um den Aufstieg in die Play-offs zur Conference Leagu bei Aserbaidschans Vizemeister Neftchi kämpfen, sondern bekam die Erlaubnis, seinen  Wechsel zu Italiens Aufsteiger Cremonese über die Bühne zu bringen. Die Klubs sind sich fast einig: Rapid kann inklusive Boni vier Millionen Euro kassieren, es geht nur noch um den Betrag, um den Rapid im Sommer 2023 den 21 jährigen Innenverteidiger zurückholen könnte, falls Cremonese wieder absteigt. Ohne Aiwu bleiben Rapids Trainer Ferdinand Feldhofer noch sechs Innenverteidiger, mit denen er planen kann. In Baku werden wohl Kapitän Max Hofmann und Kevin Wimmer im Abwehrzentrum beginnen.

Mehr Sorgen als das Fehlen von Aiwu machen Feldhofer andere Dinge: Die zwei Stunden Zeitunterschied (Anpfiff ist Donnerstag um 21 Uhr Ortszeit, das ist 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit), die Hitze (mit 30 Grad ist zu rechnen), das fanatische Publikum und die drei starken Legionäre, auf die der rumänische Neftchi-Trainer Laurentiu Reghecampf (spielte als 18 jähriger 1993/94 bei St. Pölten) setzen kann. Auf die drei Torschützen zum 3:0 gegen Aris Limassol: „Die Zyprioten sind nach 30 Minuten weggebrochen, so etwas darf uns nichts passieren. Wir müssen die Umstände annehmen!“, forderte Feldhofer von seiner Mannschaft. Ab der Ankunft in Baku orientierte sich Rapid nur an der Ortszeit. Die Bakcell-Arena, ein reines Fußballstadion (Bild oben), wird mit 11.000 Zuschauern ausverkauft sein. Beim Aufstieg gegen Limassol waren 9500 im Stadion. Donnerstag werden es die wenigen Rapid-Fans, die sich die immense Mühe machten, in Baku live dabei zu sein, schwer haben, sich bemerkbar zu machen.

Die Legionäre, die Feldhofer beim Studium von Neftchi auffielen, kommen aus Ghana, Soaien und den USA: Das ist der 27 jährige Mittelstürmer Godsway Donyoh, der zuvor in Israel (Maccabi Haifa) spielte. Aus einer Nachwuchsakadmie in Ghana hatte ihn Manchester City in die U 21 geholt, den Durchbruch schaffte er aber nicht. Auch bei Dynamo Dresden und in Dänemark bei Nordsjaelland erfüllte er nicht die Erwartungen. In Spanien geboren wurde der 30 jährige zentrale Mittelfeldspieler Eddy Isfrailov.  In seinere Heimat spielte er unter anderem bei Albacete, Cadiz und Murcia.  Das Tor zum Aufstieg gelang dem 28 jährigen, in Florida geborenen Kenny Saief, der vier Länderspiele für die USA und zwei für Israel bestritt. Belgiens Traditionsklub Anderlecht kaufte ihn vor vier Jahren von Gent um 3,7 Millionen Euro, seit Jänner 2019 wurde er verliehen. Zunächst drei Monate an Cincinnati in den USA, dann je eine Saison an Rapids vorigen Gegner Lechia Gdansk, und an Ashdod in Israel. Bei den Polen gelang ihm in 34 Spielen nur ein Treffer, bei Ashdod kam er in 31 auf je vier Tore und Assists. Neftchi Baku kaufte Saief am 1. Juli ablösefrei, setzt ihn auf der linken Außenbahn ein.

„Solche gefährliche Individualisten gab es bei Lechia Gdansk nicht“, warnte Feldhofer. Bei allem Respekt: Sollte Rapid scheitern, dann in erster Linie an sich selbst. Das steht außer Diskussion, Die Grün-Weißen aus Budapest zeigten Mittwoch Abend Rapid, dass man auch bei 32 Grad Hitze in Baku bestehen kann: Ungarns Meister Ferencvaros schaffte mit Ex-Tirol-Trainer Stani Tschertschessow in der Qualifikation zur Champions League beim FC Zürich-Bezwinger Qarabag ein 1:1. Mit diesem Ergebnis könnte auch Rapid gut leben. ORF 1 überträgt das erste Spiel der Hütteldorfer gegen eine Mannschaft aus Aserbaidschan direkt. Rapid fliegt unmittelbar nach dem Spiel zurück. Die geplante Ankunft in Wien: Freitag um vier Uhr früh.

Foto: Neftchi Baku.

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