Fußball

Ohne personelle Veränderungen kann sich Austria nicht anders präsentieren

Zerfahren. So bezeichnete Austrias Routinier Florian Klein die Leistungen im Play-off-Finale gegen Hartberg. Und fügte hinzu, vielleicht würden einige im Kopf sogar zu viel wollen. Das Prädikat zerfahren kann auf die ganze, total verkorkste Saison von Violett ausgedehnt werden. Daher ist die Enttäuschung riesengroß. Und der Chefetage, sprich den Vorständen Markus Kraetschmer und Peter Stöger, werden nicht erst seit dem verdienten Scheitern einige Zahlen zu denken geben: Der Kader der Austria hat laut „transfermarkt.at“ einen Marktwert, der um 7.25 Millionen Euro über dem von Hartberg liegt, das Budget der Austria für die Profis ist sicher viermal so hoch wie das bei den Steirern, die mit insgesamt knapp fünf Millionen das kleinste Budget der Liga haben.

Stöger, dem in seiner ersten Saison als Sportvorstand aus finanziellen Gründen total die Hände gebunden waren, der sich vor allem darauf beschränken musste, sich von Fehlkäufen vor seiner Zeit an den Mann zu trennen, was mit Alon Turgeman  (bis Ende Juli an Wisla Krakau verliehen, Vertrag bei Austria läuft bis 2021), Sterling Yakete (bis August an Rijeka verliehen) und zuletzt mit Caner Cavlan, der zum FC Emmen nach Holland zurückkehrt, gelang. Mit dem Winterzugang, der dänischen Mönchengladbach-Leihgabe Andreas Poulsen hatte er Pech, weil der Linksverteidiger von einer Verletzung in die andere lief. In Hartberg schied er bald mit einer Schulterluxation aus. Stöger behielt die Ruhe, wagte die Prognose: „Die Austria muss und wird sich nächste Saison anders präsentieren!“ Die klang etwas gewagt, weil Stöger zugleich durchblicken ließ, dass dies praktisch mit unverändertem Personal geschehen soll, er Trainer Christian Ilzer „auf jeden Fall“ zutraut, aus jedem Spieler mehr herauszuholen als in seiner ersten Saison in Wien.

Aber ohne personelle Veränderungen wird  sich die Austria nicht anders präsentieren können. Auch bei den gelobten „Newcomern“, die nach dem mißlungenen Saisonstart von den Young Violets hochgezogen wurden, muss man nach dem Play-off-Finale vom Mittwoch Abstriche machen, weil von ihnen  nichts konkretes, effizientes kam. Kein Pass zu einer klaren Torchance, kein gefährlicher Abschluss. Damit ist nicht Youngster Patrick Wimmer gemeint. Stöger  bemühte das Beispiel von Vizemeister Rapid, der eine zuvor auch nur auf Platz sieben gelandet war. Aber vor dem Aufshwung gab es in Hütteldorf doch gravierende Änderungen: Sieben Spieler weg, vier Neue kamen dazu. Von denen sich Taxiarchis Fountas zum Königstransfer entwickelte, Linksverteidiger Max Ullmann zum „Dauerbrenner“. Fountas kostete keine Ablöse. So ein Coup müsste der Austria in der bevorstehenden Transferzeit auch gelingen, um sich entscheidend besser präsentieren zu können. Aber Stöger sagt klipp und klar: „Es ist kein Geld für Neue da, außer es gibt Abgänge!“ Damit sind alle Pläne mit Kevin Wimmer und Markus Suttner in der Warteschleife. Selbst Erik Brown-Palmer kommt nur wieder, wenn Manchester City einem neuen Leihvertrag zu bisherigen Konditionen zustimmt.

Und Ilzer? Würden bei Austria die Maßstäbe des LASK gelten, wäre er schon seit Februar nicht mehr Trainer. Aber  er wird sicher über die Bücher gehen müssen: Waren seine vielen Ideen die richtigen, hat er sich von einigen vielleicht zu früh getrennt? Irgendetwas hat jedenfalls nicht funktioniert. Sonst wäre die Enttäuschung jetzt nicht so riesengroß.

 

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