Nach 13 Jahren bei Rapid hieß es für Kelvin Arase im letzten Frühjahr, sich neu zu orientieren. Denn das grün-weiße Angebot zur Vertragsverlängerung kam nicht. Rapid erwartete sich vom aus Ried geholten Ante Bajic mehr Effektivität. Mit einem Tor und zwei Assists bei bisher zwölf Einsätzen machte er es aber nicht wirklich besser als zuvor Arase in 105 Spielen. Arases neuer Klub hieß Karlsruhe. Doch bald bemerkte er, dass sein Engagement offenbar ein Missverständnis war. Denn Trainer Christian Eichner bevorzugte eine Mittelfeldraute, in der für den schnellen Außenspieler Arase kein Platz war. Daher im Herbst nur neun Spiele für Karlsruhe mit drei Assists, nur zweimal in der Startelf. Arase deponiert bei Sportchef Oliver Kreuzer (früher bei Sturm Graz und RB Salzburg) seinen Wechselwunsch. Mitunter meldete sich sein Ex-Trainer Didi Kühbauer telefonisch bei Arase, erkundigte sich nach seinem „Befinden“. Unter Kühbauer hatte Arase bei Rapid am häufigsten gespielt, der setzte mehr auf ihn als Vorgänger und Nachfolger. Aber aus den Kontakten zu Kühbauer wurde kein Wechsel zum LASK. Nicht Arase wurde für die Außenposition geholt, sonern der Nigerianer Moses Usor, eine Leihgabe von Slavia Prag. Auch Arase wurde übrigens in Nigeria geboren.
Am Tag, als der LASK mit Usor ins Trainingslager nach Belek flog, unterschrieb Arase, der zwölfmal in Österreichs U 21 unter Werner Gregoritsch gespielt hatte, vier Tage nach seinem 24. Geburtstag in der belgischen Hafenstadt Oostende beim Vorletzten der Eerste Klasse A, für den letzte Saison mit Marko Kvasina (jetzt in der Türkei bei Göztepe Izmir) ein anderer Österreicher gespielt hatte. Bei einem Klub, der wie der englische Zweitligist Barnsley, der FC Thun in der Schweiz. Nancy in Frankreich, Esbjerg in Dänemark und Den Bosch in Holland von amerikanischen Fonds, der Pacific Media Group und New City Capital, gelenkt wird. Die setzten vor drei Jahren Gauthier Ganaye als Generaldirektor bei Oostende und Präsident bei Nancy ein, der die Kontakte zu Arase und seinem Management (You First) knüpfte. Im Kader stehen 18 Legionäre aus zehn Ländern (England, Nordirland, Frankreich, Deutschland, Kroatien, Zypern, Japan, Kapverdsche Inseln, Ghana und Österreich), acht gehörten Mittwoch bei der 0:3-Heimpleite gegen Antwerpen zur Startformation. Darunter der Ghanaer David Atanga, der fünf Stationen in Österreich hatte (Liefering, RB Salzburg, Mattersburg, St. Pölten, Admira/Wacker), zuletzt beim deutschen Zweitligisten Holstein Kiel war. Im November holte der 35 jährige Ganaye Dominik Thalhammer als neuen Trainer. Einem 3:1-Sieg zum Start gegen Kortrijk folgten jedoch fünf Niederlagen in Serie mit 2:16-Toren, die Talfahrt von Rang 14 auf einen Abstiegsplatz. Daher gilt Österreichs ehemaliger Damen-Teamchef nach zweieinhalb Monaten schon als angezählt. Samstag sollte gegen Thalhammers Ex-Klub Cercle Brügge in der 8400 Zuschauer fassenden Diaz-Arena ein Heimsieg gelingen, sonst könnte es bald wieder einen Trainerwechsel geben.
Oostende suchte einen schnellen, dribbelstarken Spieler für die Außenposition. Arase wäre der „nieuwe Flankspeler“, wie er auf der Homepage vorgestellt wurde. Ganaye bestand auf einer Kaufoption. Aber die gilt nur, wenn Oostende nicht absteigt. Darauf bestanden die Berater von Arase. Eine gute Entscheidung, die aber auch bedeuten kann: Im Sommer Neustart bei Karlsruhe (der Vertrag läuft bis 2025) oder wieder Klubsuche.
Foto: KV Oostende.