Fußball

Perfektionist Rangnick streicht lieber das Training

Österreichs Achtungserfolg gegen Weltmeister Frankreich lieferte viel Gesprächsstoff. Etwa die starke Leistung von Tormann Patrick Pentz, besonders seine mirakulöse Fußabwehr, die Frankreichs Führung verhinderte (Bild oben). Solche Vorstellungen sind für einen, der einen Klub im Ausland sucht, bei dem er die Nummer eins ist und spielt, hilfreich. Wer weiß, vielleicht findet sich jetzt einer in Frankreichs Ligue 1. Diskussionen lieferten auch einige Dinge, die nach Schlusspfiff passierten. Zwar Standing Ovations von den Rängen für Österreichs Spieler, aber ein kritischer Teamchef. So als wollte Ralf Rangnick zeigen, dass er aus einer anderen Fußballwelt mit höheren Maßstäben kommt. Das Verhalten bei Frankreichs Ausgleich, der nach seiner Umstellung von einer Viererkette auf eine Fünferabwehr fiel, empfand er als dämlich. „Man spielt doch Fußball, um zu gewinnen“, sagte er zur Klarstellung.

Eine Klarstellung gab es am Samstag Nachmittag auch vom Kapitän. Denn David Alabas Sager vom Freitagabend, die Mannschaft habe die Schnauze voll von einer gewissen Art Fußball, „wie wir ihn vielleicht immer wieder in den Jahren zuvor spielten“, werteten die Kritiker von Rangnicks Vorgänger Franco Foda als Alabas Abrechnung mit Foda, die viel früher hätte erfolgen müssen. Das schreckte auch Alaba auf. Darauf folgte seine Feststellung, seine Aussagen seien falsch aufgefasst worden, nicht gegen eine Person gerichtet gewesen. Er habe die Einstellung in der Mannschaft gemeint, die jetzt den Ehrgeiz entwickle, solche enge Spiele unbedingt zu gewinnen und die Schnauze davon voll habe, sich nicht selbst zu belohnen. Eine Attacke gegen Foda hätte auch nicht zu Alabas souveräner Art gepasst. Dann hätte er sich den „Konter“ gefallen lassen müssen, dass vor vier Jahren unter Foda ein regierender Weltmeister besiegt wurde (2:1 gegen Deutschland in Klagenfurt), jetzt nicht.

„Ganz Österreich hat wieder richtig Bock auf das Team“, beschrieb Pentz richtigerweise die wichtigste Erkenntnis der ersten zwei Heimspiele unter Rangnick, den Gernot Trauner als „ehrgeizigen Perfektionisten“ beschrieb und behauptete: „Für die Art, wie wir spielten, sind vier Punkte bisher zu wenig!“ Damit auch Montag im Parken von Kopenhagen die Leistung stimmt, strich Rangnick das Abschlusstraining am Sonntag in Wien vor dem Flug in die dänische Hauptstadt. Es dürfte ihm so ähnlich gehen wie seinem dänischen Kollegen Kasper Hjulmland, der nach der Heimniederlage gegen Kroatien meinte, vorrangig für ihn sei es, für Montag Spieler zu finden, die noch laufen können. Hjulmland hatte Freitag die Startformation gegenüber dem 2:1 in Wen an fünf Positionen verändert. Unter anderem mit Innenverteidiger Andreas Christensen, dessen Abgang von Chelsea offiziell ist und der zum FC Barcelona wechseln dürfte, mit Sevilla-Legionär Thomas Delaney im Mittelfeld und dem zweifachen Torschützen vom 2:1 gegen Frankreich in Paris, Andreas Cornelius, den er nach 62 Minuten durch Wolfsburg-Stürmer Jonas Wind ersetzte. Leipzig-Legionär Yussuf Poulsen, der ab der 83. Minute Andreas Skov Olsen ersetzte, zog sich nach sieben Minuten seine fünfte Muskelverletzung in dieser Saison zu, fällt Montag aus.

Für Österreich wird es auch darum gehen, zu verhindern, dass die September-Spiele in Frankreich und gegen Kroatien im Happel-Stadion Finalcharakter im Kampf gegen den Abstieg haben. Das kann bis einer Niederlage in Kopenhagen aber durchaus passieren, egal ob Frankreich Montag im Stade de France von Paris gegen Kroatien seinen ersten Sieg in dieser Nations League feiert oder nicht.

Foto: UEFA.

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