Freitagmittag wird feststehen, wer kommenden März Österreichs Gegner in den Play-Offs um den Aufstieg in die Nations League A sein wird. Stunden später, um 17 Uhr, beginnt im Hotel Courtyard Marriott unweit des Happel-Stadions die von ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer einberufene außerordentliche Präsidiumssitzung zu Personalfragen. Auch Geschäftsführer Bernhard Neuhold, dessen Vertrag laut Präsidiumsbeschluss vom 18. Oktober ebenso wie der von Generalsekretär Thomas Hollerer aufgelöst werden soll, ist geladen. Zum Unterschied von Hollerer mied Neuhold Sonntag nach dem 1:1 gegen Slowenien den VIP-Club. Sicher mit Absicht. Auch Teamchef Ralf Rangnick (Bild) kam nicht. Seine durchaus etwas übertriebene positive Analyse des Spiels kann man auch als nochmalige Positionierung beim Kampf der Mannschaft und von ihm um den Verbleib von Neuhold sehen. Ebenso den Sager, dass er „derzeit gar kein Verhältnis zu Mitterdorfer“ hat. Das klang nicht gut für den Präsidenten. Sportchef Peter Schöttel bezog bisher nie Stellung zur „Offensive“ von Rangnick und den Spielern. So etwas kann man als abtauchen bezeichnen. Rangnick ärgert unter anderem auch die Meinung, dass er hinter der Ernennung seine Assistenten Peter Perchtold zum neuen U 21-Teamchef stehen soll. Es wäre ihm lieber gewesen, Perchtold in seinem Staff zu behalten.
Worum geht es Mitterdorfer am Freitag? Um seine sogenannte Strukturreform, um den CEO, sprich Vorstand der von ihm geplanten neuen dreiköpfigen Geschäftsführung, zu der Schöttel gehören und für den Sport zuständig sein soll. Ligavorstand Christian Ebenbauer war Mitterdorfers Wunschkandidat. Doch der steht nicht zur Verfügung. Der Aufsichtsrat der Liga soll ihn auf eine schnelle Entscheidung gedrängt haben, ob er Mitterdorfers Angebot annimmt oder nicht. Er entschied sich, nein zu sagen. Seit Tagen machte in ÖFB-Kreisen eine Meldung die Runde, dass Mitterdorfer daran denkt, eine Frau statt Ebenbauer vorzuschlagen. Das drang auch bis zu Rangnick durch. Der Name der Frau wurde bereits am Wochenende hinter den Kulissen genannt: Silvia Kaupa-Götzl, eine Juristin, die auch im holländischen Leiden und in London studierte.
2005 trat sie in den ÖBB-Konzern ein, hatte verschiedene Funktionen. Seit 2015 agierte sie als kaufmännische Vorständin der Postbus AG, zuständig für den Finanzbereich und die Digitalisierung. Zu ihrem Credo gehört die Meinung, ein Großkonzern könnte nur mit Nachhaltigkeit und Diversität erfolgreich sein. Nach neun Jahren beendete Kaupa-Götzl heuer im Frühjahr trotz Vertrag bis 2026 ihre Tätigkeit, wollte sich beruflich neu orientieren. Erstmals in Richtung Sport, mit dem sie bisher praktisch gar nichts zu tun hatte? Ob sie im „Haifischenbecken“ ÖFB die nötige Durchsetzungskraft aufbringen würde? Mitterdorfers Damen-Vorschlag enthält Zündstoff. Findet er nicht die nötige Mehrheit, könnte Mitterdorfer dies zu einem persönlichen Ausstiegsszenario benützen. Er bestätigte, Montag der Austria Presse Agentur, dass Kaupa-Götzl, deren hohe Managementkompetenz er hervorhob, sich Freitag im Präsidium einem Hearing stellen wird.
Der Black Friday gilt als ein Tag für Schnäppchenjagd und Ausverkauf. Droht dem ÖFB ein „Black Friday“, der mit einem Scherbenhaufen endet?
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.