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Politische Brandrede von Mbappe statt Taktik gegen Österreich

Das erste Spiel in der Österreich-Gruppe brachte Sonntag in Hamburg den Favoritensieg. Vor mehr als 20.000 Oranje-Fans unter49.000 Zuschauern schlug Holland ohne zu glänzen Polen 2:1 (1:1). Der Retter war Wout Weghorst der Mitspieler von Florian Grillitsch bei Hoffenheim. Wie bei den letzten zwei 4:0-Siegen in den Tests gegen Kanada uns Island traf der 31 jährige als Joker. In der 81. Minute wurde er gemeinsam mit Jeremy Frimpong eingewechselt, zwei Minuten später traf Weghorst. Bejubelte sein siebentes Tor in den letzten elf Partien für Holland (Bild). Mit ihm ist immer zu rechnen, wenn er eingewechselt wird.

Hollands Sieg wurde auf Frankreichs Pressekonferenz, die rund eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff in Hamburg im Düsseldorfer Rheinstadion begann, nur mit einem Satz erwähnt. Es ging auch nicht um das Spiel gegen Österreich am Montagabend, nicht um Taktik, wie man Österreich bezwingen kann, sondern um Politik. Um die Parlamentswahlen am 30, Juni und 7. Juli in Frankreich und den drohenden Rechtsruck. Den hatte bereits Samstag Marcus Thuram bei einem Mediengespräch in Paderborn thematisiert: „Wir müssen sie stoppen“, sagte er in aller Klarheit in Richtung der Partie von Marie Le Pen. Am Abend folgte ein Kommuniqué der Mannschaft, die Thuram zur Seite stand, am Sonntag verteidigte ihn Kapitän Kylian Mbappe: „Es ist das Recht jedes französischen Bürgers, zu sagen, was er denkt“, betonte Mbappe, bezog in einer Art politischen Brandrede klar Stellung gegen den Extremismus: „Ich rufe alle jungen Franzosen auf, wählen zu gehen und hoffe, wir können am 7. Juli noch stolz sein, dieses Trikot zu tragen“. Nach dem Wahlergebnis, eine Woche vor dem EM-Finale, bei dem Frankreich vertreten sein könnte.

Mehr als 90 Prozent der Fragen an Mbappe und danach an Teamchef Didier Deschamps drehten sich um das politische Thema.  Deschamps verteidigte seine Spieler, versicherte, sie wäre dennoch eine Einheit und auf das Österreich-Spiel fokussiert. Prompt wurde er eine Situation während seiner Spielerkarriere angesprochen, als er während der WM 1998 den Vater von Marie Le Pen, Jean Marie Le Pen, verbal attackiert hatte: „Ich habe erwartet, dass sie mich darauf ansprechen werden“ antworte Deschamps ganz gelassen, „ich war damals Kapitän einer Mannschaft, die Le Pen ohne Grund angriff. Da musste ich Stellung beziehen!“ Zu Österreich sagte Deschamps nur wenig: „Die Stärke dieser Mannschaft ist ihre Intensität und das vertikale Spiel nach vorne!“

Hielt es vielleicht Österreich am Montag, dass sich die Franzosen mehr mit Politik beschäftigen? Als die  tipp 3-Quoten erstellt wurde, existierte das aktuelle Hauptthema der Franzosen noch nicht. Daher sind sie klarer 1,55-Favorit, Österreich mit 5,60 klarer Außenseiter.

Foto: UEFA.

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