An die EM-Qualifkationsspiele im neuen Stadion seiner Geburtsstadt Linz wird Österreichs Teamtorhüter Heinz Lindner einen Monat davor wenige bis keine Gedanken haben. Denn bei seinem Klub, dem FC Sion, brennt nicht nur der Baum. Letzten Samstag fackelten bei der 0:4 (0:1)-Heimpleite gegen den FC St. Gallen mit Ex-Salzburg-Trainer Peter Zeidler wütenden Fans einen Dress des als Topstar geholten Mario Balotelli nach seiner Auswechslung ab (Bild oben). Am Sonntag feuerte Klubbesitzer und Präsident Christian Constantin Trainer Fabio Celestini und setzte sich selbst für kommende Woche, für die zwei Heimspiele gegen Lugano (Mittwoch Cupviertelfinale, Sonntag Meisterschaft), als Interimslösung ein. Das teilt er Montag selbst der Mannschaft mit. Der Klubbesitzer als Trainer: Das erlebt der 32 jährige Lindner zum ersten Mal in seiner langen Karriere. Sion gewann zum letzten Mal am 15. Oktober, bezog seit damals in zehn Runden sieben Niederlagen, ist in der Tabelle nur noch Vorletzter. Punktgleich mit Schlusslicht Winterthur, bei dem mit Ex-Mattersburg-Keeper Markus Kuster auch ein Österreicher im Tor spielt. Aber erst seit Jänner.
Sion ist nach Inter Mailand, Manchester City, Milan, Liverpool, Nizza, Marseille, Brescia, Monza, und Adanademirspor in der Türkei die zehnte Station in der Karriere von Balotelli, dessen Sternstunde, die zwei Tore bei Italiens 2:1 im EM-Semifinale gegen Deutschland in Warschau, schon elf Jahre zurückliegt. Was die Fans in Wallis in Sachen Balotelli so wütend macht: In den acht Runden vor ihm holte die Mannschaft 14 Punkte, in 14 mit ihm hingegen nur acht. Er fehlte seit September fünfmal. Weil er verletzt oder gesperrt war. Fünf Tore gingen auf sein Konto, zwei aus einem Elfmeter. Also bei weitem nicht das, was man sich von ihm erwartete. Balotellis Engagement war eine Idee von Constantin. Die er bis heute verteidigt: „Mario ist eine gute Person, echt!“ Ins Gerede kam Sion damit auf jeden Fall, falls dies beabsichtigt war. Eigentlich wollte Constantin mit Balotelli Sion in die Europacupplätze bringen. 14 Runden vor Schluss heißt es aber Abstiegskampf: „Wenn wir so weiter spielen, werden wir Letzter“, prophezeite Constantin. Er will das Ruder herumreißen. Anderseits erklärte er vor kurzem, amtsmüde zu sein, den Klub verkaufen zu wollen.
Schon Ende November musste mit Paolo Tramezzani der Trainer nach einem 2:7-Heimdebakel gehen. Nachfolger Fabio Celestini gewann von sechs Spielen, keines, holte nur zwei Unentschieden. Sein Punkteschnitt betrug bescheidene 0,33. Damit wird Jungvater Lindner in einer Saison vier Trainer haben. Außer, der Präsident beschließt, als Interimslösung bis Saisonende im Traineramt zu bleiben.
Foto: Blue Sport.