Fußball

Prödl geht´s besser als Conte

Der Trainerwechsel bei Watford vom Portugiesen Marco Silva zum Spanier Javi Gracia kam auch für Sebastian Prödl zur rechten Zeit: Jetzt gehört der Steirer wieder zur Startelf statt auf der Bank zu sitzen oder eingewechselt zu werden. Zweimal mit Prödl im Abwehrzentrum über die volle Distanz und zweimal verlor Watford nicht: 0:0 in Stoke, Montag Abend an der Vicarage Road das überraschende 4:1 (1:0) über Meister Chelsea. Damit geht´s Prödl derzeit besser als Chelseas Meistertrainer aus Italien: Viele sehen Antonio Conte schon knapp vor dem Aus, speziell die englischen Boulevardblätter. Chelsea gewann von den letzten fünf Spielen nur eines, verlor die letzten zwei innerhalb von fünf Tagen mit jeweils drei Toren Unterschied: 0:3 daheim an der Stamford Bridge gegen Bournemouth, 1:4 bei Watford. Wenig meisterlich, auch Besitzer Roman Abramowitsch wird das zu wenig in. Conte wagte Montag Abend  nicht seine Zukunft bei Chelsea zu prophezeien: „Wie soll ich das nach solchen Ergebnissen?“ Er arbeite täglich mit 120 Prozent, wenn das nicht reiche, sei es Sache des Vereins: „Aber ich kann noch immer problemlos einschlafen.“ In der Führungsetage hatte er  sich durch seine öffentliche Kritik an der Transferpolitik nicht beliebt gemacht. Vor acht Monaten nach dem souveränen Titelgewinn groß gefeiert, jetzt angezweifelt. Die möglichen Nachfolger für Conte stehen schon in der Yellow Press: Carlo Ancelotti soll nach dem Aus bei Bayern vor einer Rückkehr stehen, vor einer zweiten Chelsea-Ära sieben Jahre nach dem Ende der ersten. Auch  Ex-Dortmund-Trainer Thomas Tuchel dürfte ein ernstes Thema sein.

Montag verlor Chelsea schon nach einer halben Stunde den französischen Mittelfeldspieler  Tiemoue Bakayoko durch Gelb-Rot. Gezeigt von Starreferee Mike Dean, den Prödl auch aus Spielen mit Österreichs Nationalteam gut kennt: Er pfiff 2010 in der EM-Qualifikation das dramatische 4:4 gegen Belgien in Brüssel, als Österreich mit zehn Mann das Match beendete, weil Dean Paul Scharner Gelb-Rot gezeigt hatte. Montag passierte es Chelsea. Dezimiert gelang durch Eden Hazard unter Mithilfe des griechischen Watford-Keeper Orestis Karnezis in der 82. Minute der Ausgleich, aber in de letzten 12 Minuten kassierte der Titelverteidiger, der mit 19 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Manchester City als Vierter gerade noch in den Champions League-Plätzen liegt, drei Treffer. Danach Prödl oben auf Watfords Jubeltraube (Bild oben), auf der  Bank jubelte auch der österreichische Torhüter Daniel Bachmann.

Es war der erste Sieg der „Hornets“ seit dem Boxing Day, seit dem 2:1 über Leicester am 26. Dezember. Der einzige Sieg ohne Prödl in der Startformation. In den anderen vier Partien reichte es nur zu einem Punkt. Dank des 4:1 rangiert Watford als Elfter vor West Ham (Marko Arnautovic) und Brighton (Markus Suttner), entfernte sich sechs Zähler von der Abstiegszone, die mit Stoke, dem Klub der Österreicher Moritz Bauer und Kevin Wimmer, beginnt. Mit der Gelassenheit und Erfahrung seiner 30 Jahre meinte Prödl am Tag danach: „Ich hoffe, es bleibt so.“ In England kann´s nämlich in alle Richtungen schnell gehen: „In der Premier League gelten fast alle als ersetzbar“, ist sich Prödl bewußt.

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