Fußball

Prödls hartes Los auf der Tribüne in Wembley

Samstag Finale im englischen FA-Cup zwischen Favorit Manchester City und Watford im Londoner Wembley-Stadion. Als Innenverteidiger beim Außenseiter bietet der spanische Trainer Javi Gracia gegen die Offensivkracher seines berühmten Landsmanns Pep Guardiola wie Sergio Aguero, Raheem Sterling, David Silva oder Leroy Sane den Belgier Christian Kabasele und den Nordiren Craig Cathcart auf. Keiner von beiden ist objektiv besser als der 31jährige Innenverteidiger, der mit Wehmut auf der Tribüne Abschied von einem Kapitel seiner Karriere nehmen wird. So beendet Sebastian Prödl seine vier Jahre bei den „Hornets“ mit 76 Spielen in der Premier League. Und keiner weiß eigentlich warum. Am 21.Jänner 2018 wurde der 49jährige Gracia Trainer von Watford. Im ersten halben Jahr gehörte Prödl zum Stammpersonal. Doch mit der Sommervorbereitung war der 73fache österreichische Teamspieler kalt gestellt. Die Gründe? Prödls Berater Jürgen Werner, der ihn vor kurzem in London besuchte, hörte auch nur, dass Gracia die Art, wie Prödl aus der Abwehr herausspielt, nicht zusagt: „Aber keiner weiß wirklich, warum es lief.“

59 Tore kassierte der Elft Watford  in der 38 Runden der Premier League. In denen Prödl vergeblich auf einen Lichtblick wartete, es keine Jubelszenen mit ihm im gelben Dress gab, er nur zu einem Einsatz über 13 Minuten kam: „Je mehr Geld im Spiel ist, desto austauschbarer wird der Mensch“, sagte Prödl dieser Tage in einem „Presse“-Interview. Ein Satz, der darauf hindeutet, wie sehr er unter der Situation leidet, ohne dass er es offen zugibt. Im Herbst kam noch zunächst eine Muskelverletzung, dann das läieerte Knie dazu, das im Jänner operiert werden musste. Seither spielte er nur in der Unter 23 von Watford. Was nicht daran lag, dass der Routinier nicht voll belastbar gewesen wäre. Auch Franco Foda, der Förderer des jungen Prödl zu Sturm Graz-Zeiten, schaute bei ihm in London vorbei. Da kamen sie überein, dass er anders als noch im März gegen Polen und Israel bei den anstehenden Qualifikationsspielen gegen Slowenien und Nordmazedonien nicht im Teamkader sein wird. Das kann im September schon anders sein. Wenn er bei einem anderen Klub gelandet ist, bei dem er spielt.

Fix scheint nur, dass Prödl erstmals keine Zimmer beim Stanglwirt in Going bei Kitzbühel beziehen wird, wenn Watford zum dritten Mal im Juli auf Vermittlung von Ralph Schader ins Tiroler Sommertrainingslager kommt, dort gegen Hollands Meister Ajax Amsterdam und Leverkusen spielen wird. Aber ansonst geht es einmal darum, den Vertrag mit Watford, der noch bis 2021 läuft, zu lösen. „Da muss man über die Modalitäten reden“, sagt Werner, „einen neuen Klub zu finden, wird nicht das große Problem sein. Basti hat sich ja einen guten Namen gemacht“. Auch in England: „Es gibt Anfragen aus der Premier League, wenn auch nicht von Klubs auf den einstelligen Tabellenrängen. Und auch von Vereinen aus der Championship.“ Wie in jeder Übertrittszeit flattern Angebote aus der Türkei ins Haus, auch zu Klubs der italienischen Serie A gibt es Kontakte. Da könnte Udinese dabei sein. Der Klub gehört wie Watford der italienischen Pozzo-Dynastie.

Von Udine wäre es nicht weit in Prödls steirische Heimat. Aber im Vordergrund steht, dass sich auch seine Frau und die kleine Tochter wohl fühlen werden. Sein letztes Match über 90 Minuten? In Österreichs Team am 12. Oktober 2018 beim 1:0 gegen Nordirland in der Nations League: „Ich bin mir sicher, noch einige Jahre auf hohem Niveau spielen zu können“,behauptet Prödl. Und es gibt eigentlich wenig bis nichts, was dagegen spricht.

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