Fußball

Rapid atmet dank Kvilitaia durch! Aber bei Austria gibt´s kein Tabu mehr

Fred Doesburg, der Chefscout von AZ Alkmaar, dem Dritten der holländischen Eredivisie, ist derzeit auf Österreich-Tour. Samstag bei Admiras 2:1 über Austria in der Südstadt, danach bei Rapids erlösendem 2:0 über den LASK in Hütteldorf. Das tat auch der Spion des französischen Erstligisten Stade Rennes sowie Österreichs Ex-Teamspieler Manfred Linzmaier für den deutschen Zweitligisten Ingolstadt, bei dem Ex-Rapidler Angelo Vier Sportdirektor ist. Doesburg sah im Allianz-Stadion nicht die Spieler, die ihn speziell interessierten, nämlich den noch rekonvaleszenten  Louis Schaub und die Salzburg-Leihgabe Mergim Berisha im Dress der Linzer. In der Südstadt war ihm ein Ex-Rapidler aufgefallen: Lukas Grozurek, der mit seinem ersten Tor gegen Austria das Admira-Hoch auf Platz drei prolongierte, die violette Krise verschlimmerte. 13 Punkte hinter Admira, zwölf hinter Rapid, vom Minimalziel Europa League-Qualifikation noch weiter entfernt als bisher ohnehin schon. Da darf es kein Tabu geben, über das nicht diskutiert wird. Das sagte auch AG-Vorstand Markus Kraetschmer. ´im „Sky“-Interview.

Heimkehrer Michael Madl, dessen Führungstor beim Comeback ebenso wenig half wie vier Umstellungen nach der Niederlage in Mattersburg, sprach die Wahrheit schonungslos aus: „Wir sind nicht besser, als es der Tabellenplatz derzeit hergibt.“ Samstag holte Altach mit dem 1.1 gegen Mattersburg die Austria ein. Deren Trainer Thorsten Fink gab zu, dass man nicht zur Tagesordnung übergehen kann: „Das ist meine Mannschaft, ich kann mich da nicht ausreden.“ Kraetschmer kündigte intensive Diskussionen mit Sportchef Franz Wohlfahrt über das Wochenende an. Enden die mit der Trennung von Fink, der einen Vertrag bis 2019 hat? Das wäre ein finanzieller Kraftakt. Denn Austria hat derzeit das teuerste Trainerteam seit dem Ende der Ära von Frank Stronach.

Rapid hingegen kam mit dem ersten Sieg in diesem Jahr etwas zur Ruhe. Wie angespannt die Sensation war, bewies vor dem Anpfiff das Transparent für Steffen Hofmann im Fanblock, auf dem dessen Einsatz in der Startelf von Trainer Goran Djuricin gefordert wurde.  Der brachte erstmals in diesem Jahr Giorgi Kviitaia von Beginn an, zog Joelinton ins offensive Mittelfeld zuruck und lag gut damit: Die oft kritisierten Legionäre waren diesmal die besten Spieler.Thomas Murg erzielte erstmals kein Tor gegen die Linzer, leistete aber die Assists zum dritten Kvilitaia-Doppelpack im grünen Dress, mit dem er seine Saisontore zwei und drei erzielte, erstmals seit 26.November 2017 beim 2:3 gegen Red Bull Salzburg traf. Letzte Saison sorgte Kvilitaia für sieben Tore in der Bundesliga. Mit Doppelpacks gegen Ried und Wolfsberg, gegen die Kärntner sogar innerhalb von nur drei Minuten.

„Er hat viel trainiert, auch individuell gut geareitt“ lobte Djurcin den Vater des Rapid-Sieges. Vor seinen Toren schien es so verkehrt wie eine Woche zuvor gegen Sturm zu laufen: Wieder zu Beginn ein Stangenschuss, womit Rapid zum 16.Mal in der Saison nur Aluminium traf, danach lief nicht mehr viel zusammen. Der Versuch mit langen Bällen auf Kvilitaia ins Spiel zu kommen, wirkte mitunter planlos. Dejan Ljubicic fällt derzeit vor allem mit viel mehr Fehlpasses als bisher von ihm gewohnt auf. Nur kam der LASK anders als die Grazer nicht zum Führungstreffer. Und mit der letzten Aktion vor der Pause traf Kviitaia per Kopf. Der nachher zugab, dass die Kritik an ihn berechtigt war. Ein Stürmer, der nicht trifft, muss damit leben.

Hofmann kam in der 88.Minute, beim Aufwärmen feierten ihn die Fans minutenlang mit Sprechchören. Djuricin wäre gut beraten, darüber nachzudenken. Der Sieg beruhigte vorerst die Situation. Wenn Mittwoch gegen Ried nicht der Aufstieg ins Cupsemifinale bei vorausgesagten arktischen Temperaturen gelingt, ist wieder Feuer am Dach. Da werden die Lücken auf den Tribünen noch größer sein als am Samstag bei 14.800 Zuschauern. Die drittschwächste Kulisse dieser Saison entstand nicht nur durch den Kälteeinbruch. Nach Ried folgen die Auswärtsspiele in Salzburg und Altach. Der Trainer wusste, dass der Sieg nur ein erster Schritt sein konnte: „Solche Leistungen sollten in Heimspielen eigentlich normal sein.“

Foto: © FOTObyHOFER/Christian Hofer.

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