Fußball

Rapid hilft nur ein doppelt historischer Abend

Puls 4 entschied sich etwas überraschend, Rapids Spiel im Meazza-Stadion Donnerstag Abend live zu zeigen und nicht Salzburgs Aufholjagd gegen den FC Brügge zwei Stunden später, die mehr Chancen auf Erfolg hat. Die in Österreich außer in der Red Bull-Arena nur live via DAZN zu sehen ist. Was hinter der Puls 4-Entscheidung stecken mag? Vielleicht der Wunsch, bei der grün-weißen Abschiedsvorstellung aus dieser Europa League-Saison dabei zu sein oder bei einem historischen Abend. Beim ersten Rapid-Sieg in Italien. An dem Ort, an dem dort 1955 im Europacup alles begann. Die Serie der Rapid-Niederlagen beim südlichen Nachbarn. Und wo noch keine österreichische Mannschaft bisher gewann.

Das Meazza-Stadion in Mailand, das früher San Siro hieß, verließen bisher nur zwei österreichische Klubteams als Aufsteiger. 1973 gelang dies überraschend der Admira mit einer 1:2-Niederlage gegen Inter. Dank eines Tors des späteren Rapid-Präsidenten Günter Kaltenbrunner in der Nachspielzeit.  Zehn Jahre später schaffte dies die Austria mit Friedl Koncilia im Tor, Erich Obermayer und Robert Sara in der Abwehr, Herbert Prohaska im Mittelfeld und Tibor Nyilasi im Angriff sogar mit 1:1. Der Torschütze damals: Istvan Magyar. Danach setzte es in der „Scala des Fußballs“, wie man das Stadion in Anspielung auf das berühmte Mailänder Opernhaus auch nennt, nur österreichische Niederlagen gegen Inter. 1985 der LASK klar mit 0:4, 1994 Austria Salzburg unglücklich im UEFA-Cup-Finale mit 0:1, 1996 der GAK in der Trainerära von Gustl Starek ebenfalls knapp mit 0:1 beim ersten großen Spiel von Alexander Manninger im Tor, 1998 Sturm in der Champions League auch nur 0:1 durch ein Tor des französischen Weltmeister Youri Djorkaeff in der Nachspielzeit. 21 Jahre später muss Rapid dort als erste österreichische Mannschaft gewinnen, um weiter zu kommen Das wäre historisch.

Auch weil Rapid in Italien bisher mit zwei Ausnahmen im Europacup nur Prügel bezog. Mitunter sogar schwere. Das zieht sich von Gerhard Hanappi über Alfred Körner, Rudi Flögel, Hans Krankl  bis zu Didi Kühbauer, Andi Herzog und Steffen Hofmann. Die Bilanz: 11 Europacupspiele in Italien, neun Niederlagen, zwei Unentschieden, 8:32-Tore! Macht Rapid Donnerstag das Unmögliche möglich, wäre das sozusagen doppelt historisch. Erster Sieg einer österreichischen Mannschaft im Meazza-Stadion, zugleich der erste von Grün-Weiß in Italien. Und Puls 4 war dabei. Aber wird´s das spielen? Rapid verlor in Italien erstmals 1955 mit der Legende Gerhard Hanappi. Und gleich schwer mit 2:7 beim AC Milan. Ein Jahr später ging es gegen Milan etwas glimpflicher ab. Beim 1:4 spielte auch Alfred Körner, der letzten Donnerstag, am Tag der 0:1-Heimniederlage gegen Inter, seinen 92. Geburtstag feierte, zu dem ihm Präsident Michael Krammer am Hütteldorfer Rassen gratuliert hatte. 1961 verlor Rapid mit Hanappi, Walter Skocik und Rudi Flögel in Florenz gegen Fiorentina 1:3. Dann war elf Jahre Pause bis zum 1:4 in Turin gegen Juventus, gegen den späteren Startrainer Fabio Capello und Torjäger Roberto Bettega, der damals dreimal getroffen hatte.

Ein Jahr später der erste unerwartete Lichtblick mit einem 0:0 in Mailand gegen Milan. Die Routiniers Gerhard Sturmberger, Norbert Hof und der grimmige Egon Pajenk machten hinten dicht, vorne versuchte es der junge Krankl. Es war ein Prestigeerfolg ohne Wert, dann daheim verlor Rapid auf der alten Pfarrwiese 0:2. 1990 war Krankl Trainer, zeigte Andi Herzog im Mittelfeld groß auf, als Rapid in Verona gegen Inter erst nach Verlängerung und heroischer Leistung durch ein 1:3 ausgeschieden war. Sechs Jahr später wurde es bei Rapids erstem Antreten in der Champions League brutal: 0:5 in Turin gegen Juventus. Unter den schwer gefrusteten Verlierern: Der heutige Trainer Didi Kühbauer. 1997 hielt Rapid in Rom gegen Lazio mit 0:1 das Ergebnis im Rahmen, war aber in Wahrheit nach dem 0:2 von Wien chancenlos. Ebenso 2005 in Turin wieder in der Champions League gegen Juventus. Zwischen den Pfosten stand der jetzige Tormanntrainer Helge Payer, im Mittelfeld versuchten Hofmann und Andi Ivanschitz den Millionenstars Paroli zu bieten. Bis zur 82. Minute stand es 0:1, am Ende 0:3. Das letzte Juventus-Tor schoss Zlatan Ibrahimovic.

Das zweit Unentschieden schaffte Rapid vor zweieinhalb Jahren in der Gruppenphase der Europa League bei Sassuolo. Der Trainer hieß Mike Büskens, Tore von Legionären, die nicht mehr bei Rapid sind (Mate Jelic, Giorgi Kvilitaia) verhinderten ab der 86.Minute eine Niederlage. Von der Mannschaft, die Donnerstag in Mailand beginnt, spielten Tormann Richard Strebinger, Mario Sonnleitner, Max Hofmann, Srdjan Grahovac und Thomas Murg. Ein 2:2 gegen Inter würde Rapid zwar viel Applaus bringen, aber nichts am Ausscheiden ändern. So kann Kühbauer seinen Spielern eigentlich nur sagen: „Ihr habt keine Chance, also nützt sie.“ Die Chancenlosigkeit unterstreichen auch die tipp 3-Quoten. Das Wunder von Mailand würde einiges Geld bringen. Quote 9,00 auf Sieg, 10,00 für den Aufstieg ins Achtelfinale. Eine Geheimtaktik, um Inter zu überraschen, hat Kühbauer nicht parat. Aber vielleicht hilft´ s, dass Rapid nicht wie beim 0:1 in Grün-Weiß, sondern in den Gründungsfarben rot-blau auftreten wird. Geschuldet der Überraschung, dass Inter als Heimmannschaft nicht das traditionelle blau-schwarz, sondern grau wählte.

Foto: © SK Rapid Wien Media .

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