Fußball

Rapid entdeckte seine Leidenschaft viel zu spät

Zwei Tore von Ferdy Druijf in der Rapid-Viertelstunde, das zweite in numerischer Unterlegenheit, als schon alles gegen Austria Klagenfurt verloren schien. Die grün-weiße Leidenschaft kam vor 12.000 Zuschauern im Allianz-Stadion viel zu spät zum Tragen. Als Peter Pacult schon auf seinen ersten Sieg als Trainer gegen den Ex-Klub hoffen, durfte, zu dem nur sieben Minuten fehlten. Aber die grün-weiße Leistung beim 2:2 (0:0) gegen den Aufsteiger war zu wenig, wie auch der gesperrte Trainer Ferdinand Feldhofer eingestand. Die Position im Kampf um Platz drei konnte nicht verbessert werden. Nur je zwei Punkte mehr als Austria und Wolfsberg vor den letzten drei Runden, am 8. Mai wartet das Wiener Derby bei der Austria, in der letzten Runde muss Rapid nach Wolfsberg. Dazwischen liegt das dritte Heimspiel gegen Meister Salzburg. Kann sich das mit Platz drei ausgehen? Nur wenn Rapid so viel Leidenschaft zeigt wie in der letzten Viertelstunde. Aber das liegt an den Spielern. Aber irgendwie auch am Trainer. Weil er diese Spieler aufstellt.

Was Rapid bis zur 70. Minute zeigte, war grausam. Kein Tempo, zu statisch. Der Spieler, der im Mittelfeld den Ball führte, meistens war es Robert Ljubicic, fand selten eine Anspielstaton, Christoph Knasmüllner versteckte sich, wie so oft, Yusuf Demir zeigte zu wenig Initiative um aus seinem Tief zu finden. Das gilt, obwohl er bei 0:0 nach der Pause die Stange traf, Knasmüllner an die Latte köpfte. Rapid darf sich nicht auf 14 Aluminiumtreffer in dieser Saison ausreden, das wäre sich nur in den eigenen Sack lügen. Feldhofer versuchte es mit vier Neuen (wie erwartet Emanuel Aiwu und Kevin Wimmer, dazu Knasmüllner und Demir) in der Startelf gegenüber dem 1:1 gegen Sturm. Das sollte für mehr spielerische Akzente sorgen. Felkanzeige. Nach 59 Minuten war das Match für Knasmüllner und Demir vorbei. Bis dahin gab es den meisten Beifall für ein Transparent auf der Fantribüne in Gedenken an den tödlich verunglückten Ostbahn-Kurti Willi Resetarits. Vor der Pause wurde via Transparent und Sprechchören den Grün-Weißen aus Budapest, Ferencvaros, zur Titelverteidigung, gratuliert. Von Titeln ist Rapid Lichtjahre entfernt.

Nach 70 Minuten geriet Rapid erstmals in Rückstand. Der zur Pause eingewechselte Moritz Oswald ließ Florian Jaritz laufen. Dessen Schuss wurde zwar von Aiwu abgefäscht, war aber dennoch für Niklas Hedl zu halten.  Das 0:1 schien Rapid aufzuwecken. Daher folgt acht Minuten später der Ausgleich. Der entscheidende Pass gelang Wimmer zu dem für Knasmüllner gekommenen Klagenfurt-Schreck Bernhard Zimmermann. Der brachte den Ball vor das Klagenfurt-Tor, Druijf vollendete. Auf den Jubel folgt zwei Minuten später das Entsetzen. Hedl fing eine Flanke ab, wollte auswerfen. Klagenfurts Till Schumacher sperrte ihn, eine Regelwidrigkeit. Hedl fuhr den rechten Arm aus, um sich zu befreien. Traf Schumacher am Hinterkopf. Das sah Referee Christian-Petru Chiorchia. Pfiff sofort Elfmeter und rote Karte für Hedl. Regeltechnisch mag das zwar in Ordnung sein, aber Rot war sicher überzogen. Statt Hedl kam Debütant Bernhard Unger ins Rapid-Tor, Turgay Gemicibasi schickte ihn beim Elfer in die falsche Ecke.

Normal war alles verloren. Aber Rapid fightete weiter, spät aber doch. Nach einem Eckball fiel der Ausgleich. Druijf jubelte über sein sechstes Saisontor, dem bisher schönsten. Mit einem Rückzieher. Die Vorlage kam von Nicolas Binder. Sein dritter Assist bei seinem vierten Kurzeinsatz. Die Belohnung, dass Feldhofers „Vertreter“ Thomas Hickersberger sozusagen all-in ging, alles riskierte. Nach Helds Rot nahm er Linksverteidiger Martin Moormann raus, um Unger bringen zu können. Nach 86 Minuten auch Inennverteidiger Aiwu für Binder. Das wurde belohnt. Hinterließ aber die Frage, ob der 20 jährige und 1,92 Meter große Binder nicht einmal früher kommen sollte. Drei Assists in nur 50 Minuten Bundesliga sprechen dafür. Fast hätte es sogar noch um Sieg gereicht. Doch bei einem Kopfball von Joker Zimmermann rettete Jaritz auf der Linie. Am Ende war keiner zufrieden. Weder Feldhofer noch Pacult, weil seine Mannschaft zweimal in Führung ging, aber dies nicht über die Distanz brachte.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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