Fußball

Rapid feiert: Wie lange zählt noch Platz zwei wie der Meistertitel?

Red Bull Salzburg feierte nach dem 4:0 (3:0) gegen WSG Swarovski Tirol routiniert seinen achten Meistertitel in Serie. Meistermedaillen für alle Beteiligten, Meisterteller für Kapitän Andreas Ulmer, dann Konfettiregen. 300 Kilometer östlich feierte Rapid im Hütteldorfer Allianz-Stadion nach dem 3:0(0:0) gegen den LASK Platz zwei. Zum zweiten Mal hintereinander Vizemeister, „best of the rest“ hinter der mit Abstand besten Mannschaft Österreichs zu sein, das zählte bei Grün-Weiß wie der Titel. Auch bei 15 Punkten Rückstand trotz Punkteteilung. Salzburg hat eben in jeder Hinsicht mehr Möglichkeiten und nützt die auch sehr gut. Mit Andi Herzog fragte aber einer, der aus seiner aktiven Zeit das Rapid-Umfeld sehr gut kennt, im „Sky“-Studio, wie lange es beim populärsten und größten Klub Österreichs  noch reichen wird,  sich als Zweiter wie ein Meister zu fühlen.  Samstag bejubelten das 3000 Fans. Und auch, nach Monaten wieder auf der Tribüne sitzen, live Tore zu sehen, die Rapid-Viertelstunde einklatschen zu können.

Trainer Didi Kühbauer sorgte für eine Überraschung. Ließ Kapitän Dejan Ljubicic bei seinem letzten Spiel aus Leistungsgründen auf der Bank, setzte weiter auf den 20 jährigen Lion Schuster. Brachte fast unerwartet Yusuf Demir von Beginn. Wie zwei Runden zuvor beim 0:2 in Salzburg. Aber Rapid nahm Demir praktisch selbst aus dem Spiel, weil fast alle Bälle hoch in Richtung von Ercan Kara gespielt wurde,  über ihn drüberflogen. Dennoch kam er zur ersten Chance im Spiel, scheiterte aber an Alex Schlager. Wegen ihm saß Robert Almer, der Tormanntrainer des Nationalteams, auf der Tribüne. Mit ihm  Jürgen Säumel, der neue Assistent von Teamchef Franco Foda. Wohl um Husein Balic, der im vorläufigen EM-Kader steht, zu beobachten. Der wurde bis zu seinem Austausch aber nur auffällig, als er mit einer Schwalbe einen Elfmeter herauszuholen versuchte, die gelbe Karte bekam.

Es war aber doch Demir, der zwei Minuten nach der Pause in Richtung Rapid lenkte. Nach Pass von Max Ullmann ideale Ballannahme, vorbei an Peter Michorl, in den Strafraum hinein, in die Mitte zu Flip Stojkovic, der zurück auf Taxiarchis Fountas legte. Der traf mit links wuchtig. Keine Chance für Schlager, das neunte Saisontor des Griechen zu verhindern. Eine Reaktion des LASK kam nicht wirklich. Er lockerte zwar seine Defensive, ohne Rapid gefährlich zu werden, ließ Raum für Konter. Einen nützte der für den verletzten Fountas eingewechselte Christoph Knasmüllner mit einem perfekten 20 Meter-Schuss zum 2:0. Dann jubelte er auch noch in der Nachspielzeit über seinen zweiten Treffer (Bild oben). Seine Tore elf und zwölf sind gut Argumente für eine Vertragsverlängerung, die Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic auch plant. Aber da dreht es sich in Corona-Zeiten um das liebe Geld.

„Die Medien haben uns ja geradezu verpflichtet, Zweiter zu werden, weil wir so viele Neuverpflichtungen hatten“, bemerkte Kühbauer ironisch, als er der Mannschaft zur Saison gratulierte. Es kam einzig Marcel Ritzmaier, der Samstag auf der  Bank blieb. Für die neue Saison und den neuerlichen Anlauf zur Qualifikation für die Champions League gibt es mit Robert Ljubicic, Marco Grüll und Kevin Wimmer schon drei. Allerdings praktisch auch bereits fünf Abgänge. Mit Dejan Ljubicic, Matteo Barac, Srdjan Grahovac, Ritzmaier und Mario Sonnleitner, der wohl sein letztes Bundesligaspiel für Grün-Weiß bestritt. Der 34 jährige wurde wie Ljubicic bei 2:0 im Finish eingewechselt, bekam von Max Hofmann die Kapitänsschleife, die Fans bejubelten jede Ballberührung von ihm. Nicht auszuschließen, dass bei Rapid noch ein Neuer dazukommt. Die Kontakte zu Juventus Turin um einen Leihvertrag für Tirols Torjäger Baden Frederiksen sind hergestellt. Aber der Kampf um den Dänen wird sicher zur Hängepartie.

LASK-Trainer Dominik Thalhammer wollte sich die Saison nicht schlecht  reden lassen, behauptete das Mindestziel erreicht zu haben, verwies auf den Vorstoß ins Cupfinale und die Europa League im Herbst. In der aber zum Unterschied von 2019 nicht der Aufstieg in die k.o.-Phase gelang. Es war bestenfalls ein auf der Stelle treten, es gibt Zwist im Trainerteam mit Emanuel Pogatetz. Ob Thalhammer wirklich sicher im Sattel sitzt, auch nächste Saison LASK-Trainer sein wird? Seine Argumentation, man dürfe nicht nur das Resultat sehen, wird durch die Tatsache, dass am Ende nur das Resultat zählt, schwer in Frage gestellt. Platz vier verdankt der LASK auch Schützenhilfe von Sturm Graz durch das 3:1 in Wolfsberg nach 0:1-Rückstand zur Pause. Die Kärntner spielten  nach Rot für Ex-Sturm-Spieler Thorsten Röcher ab der 29. Minute dezimiert. Das dritte  Eigentor von Jonathan Scherzer und ein Doppelpack von Winterkauf Kelvin Yeboah drehten das Spiel. Ohne Rapid-Sieg hätte das Platz zwei bedeutet, aber es freuten sich alle zurecht über Rang drei, mit dem zu Saisonbeginn keiner rechnen konnte. Wolfsbergs Trainer Roman Stary ärgerte die Verlängerung seiner Ära um zwei Spiele,  weil es gegen den Sieger aus dem Play-off Hartberg-Austria um einen Platz in der Qualifikation zur Conference League geht. Er wird das Duell am Montag in Hartberg live beobachten.

Foto: SK Rapid/Wien Energie.

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