Fußball

Feldhofer macht Fehler, Rapid geht am Zahnfleisch: „Aufsteigen, egal wie“

Thomas Silberberger ist seit neun Jahren Trainer des WSG Tirol. So lang sind in Europa vergleichsweise nur Christian Streich in Freiburg und Diego Simeone bei Atletico Madrid im Amt: „Wir haben die letzte Saison bereits getoppt“, behauptete Silberberger vor den Finalspielen um einen Europacupplatz gegen Rapid. „Wir dürfen noch zweimal spielen, Rapid muss“ unterstreicht er die unterschiedliche Ausgangsposition. Letzte Saison war WSG Tirol sensationell sogar in der Meisterrunde. Für Sportchef Stefan Köck heißt der Favorit aber trotzdem Rapid. Torjäger Giacomo Vrioni bestreitet im ersten Duell gegen Grün-Weiß am Donnerstag sein letztes Match am Innsbrucker Tivoli. Der Albaner will sich noch zum Schützenkönig küren. Um Salzburgs Karim Adeyemi einzuholen, muss er noch einmal treffen. Um ihn zu überholen, braucht er zwei. Zuzutrauen ist Vrioni dies in den Form der letzten Wochen allemal.

Was ist Rapid nach der Talfahrt der letzten Wochen, nach sechs sieglosen Runden, nach zehn Spielen, in denen es nach einer 1:0-Führung nicht drei Punkte gab, noch zuzutrauen? „Rapid geht am Zahnfleisch“, behauptete Sky-Experte Alfred Tatar. Den Eindruck kann man durchaus haben. Es fühlt sich nicht gut an auf Rang fünf: „Es gilt Charakter und Mentalität zu zeigen, es gibt zwei Wege. Entweder wir nehmen die Zusatzwoche an und ergeben uns. Oder wir stehen auf und zeigen noch zwei super Spiele!“ Das sagte Silberbergers Kollege Ferdinand Feldhofer (Bild oben), gerade ein halbes Jahr im Amt, letzten Samstag nach dem bitteren 1:2 in Wolfsberg. Vier Tage später zeigte er sich enttäuscht, dass sich einige nicht für matchfit erklärten. Brachte Auflösungstendenzen im Kader ins Spiel. Alles andere als clever, sondern ein Fehler.

Namen nannte er keine, aber das dürfte in Richtung von Filip Stojkovic und Srdjan Grahovac gehen. Zuvor bestätigte Rapid offiziell, dass es nicht zur angestrebten Vertragsverlängerung mit Stojkovic kommt. Laut Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic bekam der Montenegriner ein aus grün-weißer Sicht absolutes Topangebot. Aber es gab trotz mehrfacher Gespräche weder von Stojkovic noch von seinem Management positive Signale. Kelvin Arase indirekt Vorwürfe zu machen, dass er sich einer notwendigen Zahnoperation unterzog, daher noch Antibiotika nehmen muss und ausfällt, ist unfair, geht an den Tatsachen vorbei. Wer Arase im Derby gegen Austria und gegen Salzburg sah, kann ihm nichts vorwerfen. Er zeigte Charakter, ließ es an Kampfgeist nicht fehlen, obwohl ihm Rapid kein Angebot zur Vertragsverlängerung gemacht hatte.

20 Spieler fuhren Mittwoch nach Tirol. „Aufsteigen, egal wie“, heißt Feldhofers Devise. Aufsteigen in die Qualifikation zur Conference League: „Wer weniger zulässt, effizienter ist, wird es schaffen“, prophezeite er, „wir werden eine gute Truppe stellen, die ihrer Favoritenrolle gerecht werden kann.“ Die Superspiele, die Feldhofer ansprach, sind seiner Mannschaft derzeit nicht zuzutrauen. Auch wirkte es wenig überzeugend, als er meinte, der Job in Hütteldorf mache ihm richtig Spaß. Eher machte er einen frustrierten Eindruck. Der Frust könnte Sonntag Abend noch größer sein.

 

 

Foto: FoobyHofer/Christian Hofer.

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