Die Fanroblematik hat Rapid nach dem Skandalderby noch einige Zeit sicher im Griff. „Wir haben tolle Fans, aber leider auch einige, die sich wichtig machen wollen“, behauptete Trainer Goran Djuricin Montag Abend in Salzburg beim „Talk im Hangar 7“ von Servus TV, gestand auch: „Ich bin noch weit von dem entfernt, was ich erreichen will!“ Da ahnte er schon, dass für ihn das 1:1 gegen Austria auch sportlich unangenehme Folgen hatte. Dienstag Vormittags bekam er die Gewissheit: Mit Stefan Schwab, Louis Schaub und Boli Bolingoli gibt es für die nächsten Wochen drei Ausfälle.. Ohne den Skandalszenen durch die Fans hätte Rapid sicher die Brutalo-Attacke mit angezogenem Knie von Austrias Stürmer Christoph Monschein, die zum Innenbandeinriß im linken Knie des Rapid-Kapitäns führte, die rotverdächtig war, aber nicht einmal mit Gelb geahndet wurde, thematisiert. So entschied man sich, auf Nebenschauplätze zu verzichten, so sehr dies auch weh tat. Mit dem Schwab-Comeback ist er im April nach der Länderspielpause zu rechnen. Schaub wird wegen eines Muskelfaserrisses in der linken Hüfte, der nichts mit seinen Adduktorenproblemen zu tun hat, wohl vier Wochen fehlen. Damit sind alle drei vor Saisonbeginn bestimmten Kapitäne ausser Gefecht: Schwab, sein Stellvertreter Christoph Dibon und Schaub. Linksverteidiger Bolingboli wird mit einer Zerrung im rechten Oberschenkel wohl der erste sein, der wieder zur Verfügung stehen wird. Die Konsequenzen für das Admira-Spiel als Sonntag: Stephan Auer wird vermutlich nicht mehr rechts, sondern links verteidigen, rechts wird Mario Pavelic zum Zug kommen. Im Mittelfeld gibt´s statt Schwab die Wahl zwischen Thanos Petsos und Tamas Szanto. Und bei Steffen Hofmann muss sich Djuricin eine neue Begründung einfallen lassen, wenn er ihn auf die Tribüne verbannt. Überzähliger Ausländer gilt aktuell nicht mehr.
Im Schatten des Derbys und den Konsequenzen daraus, hat sich bei Grün-Weiß noch etwas bemerkenswertes ereignet: Rapid holt Josef Hickersberger zurück. Zwölfeinhalb Jahre nach seinem Abschied als Meistermacher. 1982 war er als Spieler mit Rapid Meister, 2005 als Trainer. Drei Jahre zuvor hatte er den Rekordmeister in Trümmern nach der kurzen Trainerära von Lothar Matthäus mit der schlechtesten Platzierung der Vereinsgeschichte übernommen. Mit ihm und Sportchef Peter Schöttel ging es aufwärts. Nach einem Jahr machten sie Hofmann zum Kapitän, der zum Symbol des Aufschwungs avancierte. Am Ende standen Meistertitel und Rapids bisher letzte Qualifikation für die Champions League, ehe er das Angebot, Österreichs Teamchef bei der Heim-EURO zu werden, annahm, was damals in Hütteldorf einige sehr ärgerte.
Die Initiative zur Hickersberger-Rückkehr ging von Präsident Michal Krammer aus. Es folgte ein gutes Vieraugengespräch, beim Derby sass dere mittlerweile 69jährige Hickersberger in der Rapid-Loge. Das ging in den Turbulenzen unter. Sein Sohn Thomas kehrte ja im Jänner in den Trainerstab zurück. Hickersberger kommt in den sogenannten Beirat, in das Gremium von Vertretern aus Sport und Wirtschaft, die in keiner relevanten wirtschaftlichen Beziehung zu Rapid stehen. Dem gehörten bisher Ex-Sportminister Hans Peter Doskozil, Ex-Präsident Günter Kaltenbrunner und der Industrielle Michael Tojner an.
Hickersberger soll die fussballerische Kompetenz in den Führungsgremien vergrößern, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Er kann Berichte von SportvorstandFredyBickel anfordern, muss bei strategischen Entscheidungen eingebunden sein und kontaktiert werden. Soll als Ratgeber des Präsidenten und des Präsidiums verhindern, dass künftig Fehler mit Langzeitwirkung wie die Trennung von Trainer Zoran Barisic vor eineinhalb Jahren passieren. Mit Bickel kann sich Hickersberger rasch und problemlos in Verbindung setzen: Sie wohnen im zweiten Bezirk Tür an Tür, sondern praktisch Nachbarn.