Wenn Austria Lustenaus Trainer Markus Mader nach einem 1:1 in Wolfsberg feststellt, dass die Qualität des Kaders nicht passt, dann ist das durchaus realistisch. Ebenso, wenn Thomas Silberberger nach der dritten Niederlage des WSG Tirol hintereinander von einer ganz gefährlichen Situationen spricht, weil bei vielen Anspruch und Wirklichkeit nicht stimmt. Wenn der Rapid-Trainer nach dem schlimmen Rückschlag gegen Hartberg feststellt. dass die Erwartungshaltung vielleicht nach den ersten zwei Runden zu hoch war, unter anderem auch bei ihm, dann machen einige grün-weiße Fans gegen Zoran Barisic via soziale Medien gleich mobil. Was man aber schon nach zwei Runden feststellen kann: Starke Leistungen wird Rapid nur bringen, wenn bei Guido Burgstaller, Nicolas Kühn und Matthias Seidl alles passt. Von diesem Trio ist die Mannschaft abhängig. Sonntag beim 0:1 fehlte Seidl zu Beginn, was auf das Konto von Barisic geht, erinnerte Kühn kaum nicht an seine starken Partien gegen LASK und Altach, hing damit vorne Burgstaller in der Luft. Fand zudem in Hartbergs Tormann Raphael Sallinger zweimal seinen Meister.
„Wir haben sowohl als Mannschaft als auch individuell genug Qualität, dass uns so etwas nicht passieren darf“, behauptete Innenverteidiger Leopold Querfeld, „wir haben das Spiel zu langsam gemacht!“ Das stimmt, über die Qualität kann man streiten. Vielleicht überschätzen sich einige Spieler, was durchaus gefährlich ist. Die Spiele nach dem Europacup seien immer die unangenehmsten, behauptete Thorsten Schick. Und nannte viele Gründe, warum es zur ersten Saisonniederlage kam, mit der man sich den guten Start kaputt machte. Etwa fehlende Qualität oder Konzentraion. Solche Leistungen könnten in den Europacupwochen schon passieren, nur müsse man dann wenigstens das 0:0 über die Distanz bringen. Dass dies nicht gelungen sei, hänge vielleicht auch mit jugendlichem Leichtsinn zusammen. Martin Moormann, dessen schlimmer Fehler zu Hartbergs Siegestor führte, ist zwar erst 22, bestritt aber schon 40 Bundesligaspiele.
Einer Spitzenmannschaft darf das nicht passieren. Zeigte wieder einmal, dass Rapid keine ist. Noch etwas Beunruhigendes bei dem Rückschlag: Auch Neuzugang Nenad Cvetkovic (Bild) wirkte zum Unterschied von seinen ersten zwei Partien nicht mehr wie einer, der Rapid wirklich weiter helfen kann. Obwohl er punkto Ballaktionen (90) und Zweikampfwerten (63 Prozent gewonnen) die besten Werte bei den Verlierern hatte. Was bei der Spielstatistik zu denken gibt: Hartberg hatte mit 51 Prozent die bessere Zweikampfquote. Auf gewonnene Zweikämpfe wird es Donnerstag beim Retourspiel in Debrecen aber ankommen, wenn Rapid noch in die Play offs zur Conference League kommen will.
Nicht sehr realistisch klingt es auch, wenn Sturms Trainer Christian Ilzer vor dem Retourspiel in der Qualifikation zur Champions League am Dienstag gegen PSV Eindhoven trotz 1:4-Rückstand, mit besserem Pressing könne ein Wunder entstehen. Aus seiner Sicht sind in Eindhoven keine taktischen Fehler passiert. Selbst wenn man da zustimmt, muss man feststellen, dass sich punkto Qualitätsunterschied innerhalb einer Woche nichts entscheidend verändert haben wird. 11.000 Karten waren bis Montag für das Heimspiel der Grazer verkauft. Bei der Stürmersuche von Sportchef Andreas Schicker deutet einiges auf den 20 jährigen Norweger Seedy Jatta hin. Der Vizemeister soll bei Valerenga Oslo ein Angebot über zwei Millionen Euro für Jatta, der in der norwegischen U 21 spielte, deponiert haben. Ex-Wolfsberg-Stürmer Maurice Malone, über den ebenfalls geredet wurde, landete letzte Woche beim Schweizer Krisenklub FC Basel, bei dem auch Ex-Rapidler Yusuf Demir auf Leihbasis vom türkischen Meister Galatasaray Istanbul landen soll.
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