Statt drei Punkten gegen den Wolfsberger AC nur einer: Rapid verteidigte in der Lavanttal-Arena bei strömenden Regen und unwirtlichen Bedingungen, sprich sieben Grad, mit dem 1:1 zwar Platz zwei, aber es wäre mehr möglich gewesen. Speziell in der ersten Hälfte, die Rapid dominierte. Es gab nur einen Grund, zufrieden zu sein: Mit den ersten 73 Minuten des 18 jährigen Debütanten Nikolaus Wurmbrand, den alle „Niki“ rufen, in der Bundesliga. Trainer Robert Klauß brachte ihn nach dem Ausfall von Guido Burgstaller, Isak Jansson, Ryan Mmaee, Noah Bischof und Furkan Dursun von Beginn an, das hätte ein Goldgriff werden können. Es lag nicht an Wurmbrand, dass er es nicht wurde.
Mit vier Toren aus vier Spielen ist das Talent, das noch zwei Jahre bei Rapid unter Vertrag steht, Führender der Torschützenliste in der zweiten Liga. Beim 2:2 im Europa League-Playoff gegen Braa spielte er fünf Minuten, Samstag von Beginn an. Mit seiner Wendigkeit stellte der 1,73 Meter große Wurmbrand die größeren körperlichen Wolfsberger Abwehrspieler auf dem rutschigen Boden immer wieder vor Probleme. So entstand auch Rapids Führung nach einer halben Stunde: Nach einem Pass von Mamadou Sangare versetzte er den 1,90 Meter großen Nicolas Wimmer, überraschte Tormann Nikolas Polster mit einem Schuss ins kurze Eck. Wenig später setzte sich Weinbrand gegen Dominik Baumgartner, 1, 87 Meter groß, durch, servierte Louis Schaub den Matchball. Doch der traf nicht ins leere Tor, sondern nur die Latte. Unentschuldbar, auch wenn der Ball vor ihm aufsprang.
Daher blieb Wolfsberg im Spiel. Kam nach 50 Minuten zum Ausgleich, als mit Bendegüz Bolla, Nenad Cvetkovic und Jonas Auer gleich drei Rapid-Abwehrspieler den Serben Dejan Zukic im Strafraum nicht vom Ball trennen konnten und der Niklas Hedl bezwang. Viel fehlze bei einem Konter nicht und Wurmbrand hätte Rapid nochmals in Führung gebracht. Mit 18 Jahren und 253 Tagen ist Wurmbrand der zweitjüngste in der Rapid-Geschichte, der bei seinem Meisterschaftsdebüt einen Treffer erzielte. Jünger war nur vor 44 Jahren Rudi Weinhofer mit 18 Jahren und 150 Tagen. Er erzielte beim 4:1-Heimsieg gegen Sturm Graz den Ausgleich. Wurmbrand kam mit zehn Jahren 2016 aus der Jugend des Nussdorfer AC in die Rapid-Jugend, fiel schon in der Akademie durch sein Talent und den Ehrgeiz auf. Hätte ihn im September 2022 nicht ein Kreuzbandriss gestoppt, hätte er wahrscheinlich schon früher in der Bundesliga gespielt. Wurmbrand, der sicher das Können für einen künftigen Teamspieler hat, braucht keinen Berater, das übernimmt sein Vater. Ein angesehener Wiener Rechtsanwalt, spezialisiert auf Immobilien-, Liegenschafts- und Gesellschaftsrecht.
Nach 73 Minuten löste Wurmbrand ein anderer Debütant, Tobias Hedl, der jüngere Bruder des Tormanns ab. Wurmbrand war jedenfalls der bessere Stürmer als Legionär Dion Beljo, würde sich deshalb auch einen Einsatz in der nächsten Runde beim Wiener Derby gegen die Austria verdienen. Im Wiener „Sky-Studio“ lobte Experte Thomas Silberberger Wurmbrand bereits zur Pause als „man of the Match“. Klar, dass ihn auch Klauß lobte: „Er war gar nicht nervös, es hat mir gefallen, wie er gespielt hat!“ Nicht gefiel Klauß, „wie wir die zweite Hälfte gestaltet haben. Zur Pause müssen wir höher führen!“
Für Diskussionen sorgten wieder Schiedsrichter und VAR. Referee Sebastian Gishamer zeigte Wolfsberg-Stürmer David Atanga nach 13 Minuten für ein Einsteigen gegen Lukas Grgic, bei dem er ihm voll auf den Knöchel trat, die gelbe Karte. VAR Manuel Schüttengruber schickte ihn zum On Field-Review, um zu überprüfen, ob die Attacke nicht eher die rote Karte verdient hätte. Gishamer blieb bei gelb. Was bei Rapid keiner verstand. Weil Grgic für ein ähnliches Vergehen beim 1:2 in Braga bereits nach vier Minuten ausgeschlossen wurde. Aber so ehrlich zu sich selbst sollten die Rapidler schon sein: Sie sind selbst schuld, dass es keinen Sieg in Wolfsberg gab.
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