Fußball

Rapid und die Statistik: Nur beim Spielerverbrauch die Nummer eins

Im neuen, modernsten Stadion Österreich sich die Krone als neue Nummer eins aufsetzen – die Planspiele der Rapid-Chefetage für 2017 müssen um ein Jahr zurück auf 2018 verlegt werden. Derzeit gilt´s bei Platz sieben, 15 Punkt hinter Tabellenführer Altach und nur zehn vor der roten Laterne, den freien Fall zu stoppen. Sogar das Heimspiel am Samstag gegen den Vorletzten, Aufsteiger St. Pölten, einen Tag nach der  Einweihung der Rekordmeister-Bar im dritten Stock des Allianz-Stadions, löst etwas mulmige Gefühle aus. Denn die Statistik sorgt nicht nur für Optimismus:

Rapid hat zwar seit 2007 kein Heimspiel im Dezember verloren. Anderseits passierten drei Heimniederlagen hintereinander wie jetzt nur viermal in der ganzen, fast 117jährigen Vereinsgeschichte: 1942/43, 1946/47 und 2001/02. Viermal in Serie daheim keinen Punkt zu holen, gab es bei Rapid überhaupt noch nie. Aber auch noch kein neuer Trainer vor Damir Canadi verlor seine ersten drei  Spiele.

In den letzten  vier Saisonen hatte Rapid immer im  ersten Heimspiel gegen den jeweiligen Aufsteiger das Nachsehen: Zweimal im Hanappi-Stadion (2012 0:2 gegen Wolfsberg, 2013 0:1 gegen Grödig), zweimal im Happel-Stadion (2014 0:1 gegen Altach und seinen Trainer Canadi, 2015 2:4 gegen Mattersburg). Jetzt heißt der Aufsteiger St. Pölten, der seine letzten Auswärtsspiele gegen Sturm Graz und Ried jeweils 2:1 gewann. Anderseits: Canadi verlor mit  Altach noch ein Pflichtspiel gegen St. Pölten. Sechs Siege, zwei Unentschieden.

Rapid liegt auch in der Heimtabelle nur auf Platz sieben, ist in der Rangliste des zweiten Saisonviertels sogar Letzter. Auf Platz eins nur beim Spielerverbrauch: Kein anderer der neun Klubs verbrauchte bisher schon 28. Also mehr als zwei komplette Mannschaften. Ob Samstag noch ein 29. oder 30.dazu kommen? Eigentlich hat Canadi schon alle Möglichkeiten probiert. Variieren könnte er nur noch mit dem  19jährigen Torhüter Paul Gartler. Alle anderen einsatzfähigen Personalreserven  sind aufgebraucht, ausser er findet noch neue in der zweiten Mannschaft wie gegen Sturm Debütant  Osarenren Okungbowa. Eine Premiere könnte es aber geben. Philipp Malicsek, dessen erstes Bundesligator für Rapid in Mattersburg einen Punkt rettete, erstmals von Beginn an. Diejenigen, die darauf wetteten, dass Canadi nie in der Punktejagd die gleiche Mannschaft beginnen lassen wird, brauchen Samstag um ihren Einsatz nicht zu fürchten: Linksverteidiger  Thomas Schrammel ist gesperrt. Der logische Ersatz: Max Wöber.

Irgendwie erinnert die ganze Situation vor zehn Jahren: Im Winter davor kam der jetzige Altach-Sportchef Georg Zellhofer  als neuer Trainer, weil Josef Hickersberger dem Ruf, Österreichs Team 2008 bei der Heim-EURO zu betreuen, gefolgt war. Mit Steffen Hofmann und Andi Ivanschitz verließen zwei Stützen Hütteldorf,  der Nachfolger (Mario Bazina) kam nicht gleich in Schwung. Meister Rapid verpasste die Qualifikation für den Europacup. Im Sommer holte Präsident Rudi Edlinger Hofmann von 1860 München zurück, aber der lag nach seinem Comebackspiel in Ried mit einem Bänderriss im Knie auf dem Operationstisch. Als es ganz schlecht lief, zog Edlinger bereits in der 7. Runde die Reißleine, ersetzte Zellhofer durch Peter Pacult.  2016  verlor Rapid im Sommer auch wichtige Spieler (Florian Kainz, Stefan Stangl), trennte sich unnötig von Trainer Zoran Barisic, die Neuen brauchen ebenfalls ihre Anlaufzeit. Die Ergebnisse stimmten nicht, Präsident Michael Krammer wartete bis zur 14. Runde Anfang November, ehe er sich von Trainer Mike Büskens trennte. Und von Sportchef Andreas Müller.

Zen Jahre zuvor trat Sportchef Peter Schöttel selbst zurück, weil die Kritik aus dem Westsektor immer lauter wurde. 13 Runden  nach dem Amtsantritt stand Peter Pacult wieder auf der Kippe, behauptet zumindest er auf Grund verläßlicher Informationen.  Ein 2:1 in Ried im letzten Match des Jahres verhinderte, dass Rapid als Letzter überwinterte. Edlinger dementiert bis heute, dass er überlegte, sich nach  vier Monaten wieder von Pacult zu trennen. Egal, 2016 droht Rapid nicht, mit der roten Laterne zu überwintern, braucht sich Canadi um seinen Job keine Sorgen zu machen.

Übrigens: Eine Saison später hielten Pacult und Steffen Hofmann in Hütteldorf den begeisternden Fans den Meisterteller entgegen. Das ist sicher auch das Ziel von Canadi. Es ist ihm weiter zuzutrauen, das zu schaffen.

 

Meist gelesen

Nach oben