Fußball

Rapids „Ministrantentruppe“ kann auch nicht Didis St.Pölten-Kette

Auf das 0:3 von Hartberg folgte ein 0:5 (0:3) bei Villarreal. Vom gelben U-Boot versenkt, das zweite Debakel für Rapid innerhalb von sechs Tagen, womit Platz zwei in der Gruppe hinter den Glasgow Rangers an die Spanier verloren ging. Es bleibt, Spanien ist ein schlechter Boden für Grün-Weiß. Noch kein Match dort gewonnen. Aber wie sich Rapid in Estadio de la Ceramica präsentierte, war sehr, sehr bedenklich. Erinnerte an das schlimme 0:6 in Valencia im Frühjahr 2016. Aber da hatte Rapid zuvor die Gruppe gewonnen. Dazu wird es heuer garantiert nicht kommen.

Die von Sportchef Fredy Bickel prophezeite Reaktion auf die Blamage von Hartberg zeigte nur der Trainer. Didi Kühbauer stellte das System um, probierte es mit drei Innenverteidigern und Fünferabwehr. Mit dem 19jährigen Mert Müldur, Routinier Mario Sonnleitner im Zentrum, Marvin Potzmann und dem wieder  einmal defensiv überforderten Boli Bolingboli (Bild) an den Flanken.  Auf diese Art hatte er bei St.Pölten die Trendwende vom Prügelknaben zur Sensationself geschafft, bei Rapid konnte die Premiere die allgemeinen Verunsicherung nicht beseitigen. Ganz im  Gegenteil. Da herrschte Chaos, Rapid kann auch Didis St.Pölten-Kette nicht. Aber was kann Rapid?

Mit drei Toren zwischen der 26. und 45. Minuten machte Villarreal alles klar, ließ dabei noch Chancen zu mehr Treffern aus. Kamerun-Stürmer Karl Toko-Ekambi, im Sommer von 18 Millionen aus Frankreich von Angers geholt, degradierte Rapids Abwehrspieler zu Statisten. Villarreals Routinier Santi Cazorla kam erst in der 75 Minute. Aber bereits lange zuvor zuvor hatte Rapid Villarreal zum ersten Heimsieg seit fünf Monaten verholfen, zum Sprung aus der  Krise. Der Wahnsinn nach dem Debakel: Rapid verlor durch das 0:5 zwar Platz zwei, hat aber durch das 0:0 zwischen den Glasgow Rangers und Spartak Moskau noch Aufstiegschancen.

In der zweiten Hälfte agierte Rapid wieder mit Viererabwehr, im gewohnten 4-2-3-1, ohne das sich etwas an der inferioren Rolle änderte. Obwohl die Spanier etwas zurück schalteten. Unglaublich, wie schlecht Millionenkauf Mateo Barac agierte, einmal fast ein Eigentor produzierte, als er unbedrängt zu Tormann Richard Strebinger zurückspielen wollte. Da muss man sich fragen, wo die  Rapid-Scouts hingeschaut haben, als sie Barac bei Osijek als Ersatz für den an Ingolstadt verkauften Brasilianer Lucas Galvao entdeckten. Richtig überzeugen konnte Barac bisher nur selten, aber so schlimm wie in Villarreal war es noch nie. Daher muss man auch an der Qualität des Scoutings zweifeln. Oder Rapid hat Barac nur auf eine Empfehlung engagierte. Das wäre der „worst case“, der eigentlich unvorstellbar ist. Aber Fakt ist: Rapid kassierte in drei Auswärtsspielen nach dem Trainerwechsel elf Tore.

„Das ist keine Frage des Systems, sondern einer Mannschaft, die kein Leben hat. Die ohne Feuer nur mitspielt“, urteilte Rapids letzter Meistertrainer Peter Pacult schon zur Pause im Wiener Puls 4-Studio, verschärfte die Kritik nach Schlusspfiff: „Eine Ministrantentruppe. Ohne eine Persönlichkeit, die Führungsqualitäten hat.“ Kapitän Stefan Schwab wusste in Villarreal, dass die Spieler in der Pflicht stehen: „Wie in Hartberg. Wir kriegen ein Tor und damit bricht alles zusammen. Das geht nicht.“ Thomas Murg konnte es nicht fassen: „Wir haben einen Spielplan, aber halten uns nicht daran. Was soll das?“ Wie Kühbauer innerhalb von 72 Stunden eine intakt Mannschaft auf die Beine kriegen kann, die zum Pflicht-Heimsieg über Schlusslicht Admira fähig ist, bleibt rätselhaft: „Ich weiß ganz genau, was ich tun muss“ sagte Kühbauer, der von einem Horrorspiel sprach und meinte: „Es war anders ausgemacht. Ich will jetzt nach außen nichts über die Mannschaft sagen, es könnte etwas falsches dabei sein.“

 

Foto: © SK Rapid Wien Media.

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