Fußball

Rapids Offenbarungseid: International reicht es nicht!

Eine leichtere Gruppe um aufzusteigen und unter die letzten 32 der Europa League zu kommen, hätte Rapid nicht erwischen können. Aber diese große Chance blieb ungenützt. Weil Grün-Weiß international zu schwach ist. Das zeigt das 2:2 (1.1) zum Abschluss gegen Molde. Norwegens gut organisierter Vizemeister war die bessere Mannschaft, die den Chancen nach sogar gewinnen hätte müssen. Der bitteren Wahrheit muss Rapid ins Auge sehen. Es fehlte praktisch alles, das nötig gewesen wäre, um weiterzukommen: Konsequenz in der Defensive, Tempo und Kreativität im Mittelfeld, dem der verletzte Kapitän Dejan Ljubicic merkbar abging, Aggressivität, ein Chef in der Mannschaft, wie es Moldes zweifacher Torschütze, Kapitän Magnus Wolf Ekrem war.

61 Prozent Ballbesitz für Rapid, aber sieben Torschüsse mehr für Molde, nämlich 14.  Auch diese Statistik sagt einiges aus. Könnte einer  den Unterschied in den Leistungen von Rapids Innenverteidiger Matteo Barac und dem von Molde, namens Sheriff Sinyan, ein Teamspieler aus Gambia, Klavier spielen, wäre man einer der begehrtesten Pianisten auf der Welt. Zwischen dem Niveau von Salzburg-Atletico Madrid und Rapid-Molde lagen Welten. Es gibt sie doch, die Riesenunterschiede zwischen Champions und Europa League. Was wird dann erst ab Herbst 2021 die neue, zweite Europa League sein. Da kommt einem schon jetzt das Schaudern.

Rapids Defensivspieler beschäftigten sich offenbar mit Eikrem vor dem Match zu wenig. Obwohl er schon in Molde  sehr auffällig war. Trotzdem konnte er auch in Hütteldorf tun und lassen, was er wollte. Als er erstmals mit einem Haken sowohl Max Hofmann als auch Barac stehen ließ, verhinderte noch Tormann Paul Gartler den schnellen Rückstand. Als dies Eikrem nochmals gelang, brachte er den Ball auch an Gartler vorbei, bedeutete dies den Rückstand für Rapid.  Damit wären drei Tore zum Aufstieg notwendig gewesen. Ercan Kara vergab per Kopf zwei Minuten später den Ausgleich, aber ansonst zeigt Rapid zu wenig Reaktion. Ließ Moldes Abwehr praktisch ungehindert von hinten raus spielen, statt sie richtig anzulaufen. Ein Chef im Mittelfeld?  Christoph Knasmüllner tauchte überhaupt ab, trat nie in Erscheinung, bei Ritzmaier ging alles zu langsam. Aber zur Pause bestand noch die leise Hoffnung, dass durch Ritzmaiers  Ausgleich zwei Minuten vor Ende der ersten Hälfte ein Ruck durch die Mannschaft gehen könnte.

Trainer Didi Kühbauer reagierte, brachte zur zweiten Hälfte mit Taxiarchis Fountas und Yusuf Demir zwei neue Offensivspieler. Eine richtige Reaktion. Aber es war eigentlich nicht nachvollziehbar, dass er mit Kelvin Arase den bis dahin aggressivsten Rapidler, der am meisten lief, in der Kabine ließ. Nach 20 Sekunden war die leise Hoffnung vorbei, als Eikrem seine dritte Chance zu seinem zweiten Tor nützte. Wieder sahen Hofmann und Barac nicht gut aus. Ein Tiefschlag, nach dem Molde  zwei Sitzer auf das dritte Tor liegen ließ. Die Auswechslung von Eikrem nach 58 Minuten bedeutete irgendwie eine kräftige Watschen für Rapid. Weil Trainer Erling Moe damit signalisierte, den Aufstieg nicht mehr in Gefahr zu sehen. Sollte stimmen. Drei Minuten nach Eikrem war auch für Rapids Torschützen Ritzmaier das Match  vorbei. Aber aus anderen Gründen als beim 30 jährigen Norweger. Der 20 jährige Melih Ibrahimoglu ersetzte Ritzmaier, verhinderte mit seinem ersten Europa League-Tor, einem abgefälschten Fernschuss, in der 90. Minute die Niederlage.  Schadensbegrenzung konnte man dies nicht nennen. Statt 1,52 Millionen Euro, die Sieg und Aufstieg gebracht hätten, blieben nur 90.000 für das Unentschieden. Nächsten Mittwoch droht der Abschied vom nächsten Bewerb. Im Achtelfinale des Uniqa-Cups bei Titelverteidiger Red Bull Salzburg.

„International muss man einen Tick mehr bringen, um zu gewinnen, als in Österreich. Und das ist uns leider nicht gelungen“, lautete das bittere Fazit von Kühbauer. In Wahrheit war die Leistung, beim ersten Spiel, bei der 1:2-Heimniederlage gegen Arsenal vor noch 3000 Zuschauern, die beste. Aber was für einen Sieg in Hartberg reichte, war vier Tage später gegen Molde zu wenig.

Foto: UEFA.

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