Seit sechs Spielen hat Rapid gegen Sturm Graz nicht mehr gewonnen. Es wäre keine Überraschung, sollte die Serie am Sonntag drei Tage nach der 0:1-Blamage gegen den FC Vaduz weiter gehen. Nach dem 2:1-Zittersieg gegen Neftci Baku begannen die schwarzen Tage mit dem 1: 2 beim LASK durch die missglückte „Mega-Rotation“, auf das die Pleite-Partien gegen Vaduz folgten. Was werden die „Capos“ von der grün-weißen Fantribüne Sonntag Abend inszenieren, wenn sie keinen Sieg bejubeln können? Auf den ersten Blick erreichten sie mit dem Sturm in Richtung VIP-Loge und der folgenden „Aussprache“ mit dem Führungsetage ihr Ziel: Das Präsidium um Präsident Martin Bruckner wird entgegen ihren ersten Absichten auf der ordentlichen Generalversammlung Ende November nicht mehr kandidieren, sondern abtreten. Das ist seit Samstagnachmittag offiziell. Somit sind ist das Wahlkomitee gefordert, eine neue Liste zu finden. Die Fans haben auf den ersten Blick das Präsidium, das sie vor drei Jahren wählten, erfolgreich bekämpft, es zur Kapitulation gezwungen. Schlimme Auswüchse bei einem Verein, der stolz darauf ist, seinen Mitgliedern zu gehören. Bruckner zum Rückzug seiner Liste Leitbild: „Uns liegt ein geeinter Verein am Herzen und der ist in der aktuellen Konstellation nicht mehr möglich. Es ist uns leider nicht gelungen, die herrschende negative Grundstimmung umzudrehen!“ Mehr reden will Bruckner erst nach dem Spiel gegen Sturm. Wirtschafts-Geschäftsführer Christoph Peschek gibt fünfeinhalb Stunden vor dem Anpfiff eine persönliche Erklärung ab. Die seinen Rückzug betreffen wird.
Bereits Wochen vor der Vaduz-Blamage gab es Umsturzpläne. Zu hören waren sie streng vertraulich bereits Ende Juli rund um den glücklichen 1:0-Sieg gegen Austria Klagenfurt im Wörther See-Stadion. Samt den Plänen, den grün-weißen Fußballgott Steffen Hofmann vom Sportkoordinator zum Präsidenten zu „befördern“. Das war bei der Loyalität, die Hofmann auszeichnet, zwar schwer vorstellbar, könnte aber vielleicht doch passieren. Hofmann gab in einem „Kurier“-Interview zu, an einer Liste zu basteln, weil er von vielen aus dem Rapid-Umfeld darauf angesprochen wurde. Involviert ist einer der größten Sponsoren Rapids, der seit acht Jahren das größte U 15-Turnier Europas finanziert und beim Ausbau des Körner-Trainingszentrums beim Happel-Stadion einen Sponsorbeitrag leistet, etwa in Größenordnung der erhöhten Betriebskosten: Michael Tojner mit seiner Varta AG. Aber seine Kontakte zur Fanszene sind nicht gerade gut, was nicht gegen den deklarierten Rapid-Fan spricht. Nur zur Erinnerung: Vor zwei Jahren stürmten Rapid-Fans die Loge, die sich Tojner mit dem Vater des Rapid-Talents Leopold Querfeld teilt. Weil ihnen dort ein Banner mit der Entschuldigung bei den Eltern des Ex-Rapidler Max Wöber für letztklassige Beschimpfungen des Salzburg-Spielers vier Tage zuvor durch Transparente auf der Fantribüne missfiel. Wenn der Fußballgott Präsident ist, werden die Fans auch seinen „Mitstreiter“ Tojner akzeptieren.
Am Tag vor dem 0:1 gegen Vaduz war Tojner beim Medientermin Rapids sozusagen auf der Bühne. Zur Präsentation der Varta-Rookie-Aktion mit Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic, Trainer Ferdinand Feldhofer und Tormann Niklas Hedl (Bild oben), die gegen Sturm ihre Premiere feiert. Wenigstens mit der wandelt Rapid auf den Spuren von Red Bull Salzburg. Beim Serienmeister hat seit fünf Jahren der jüngste Spieler einen eigenen Trikotsponsor (Rauch). Bei Rapid künftig auch. Sonntag wird erstmals einer mit der Aufschrift „Varta“ auf der Brust spielen. Das bringt viel Geld. Geplant war dies schon logischerweise mit Saisonbeginn, es ergab sich aber eine Verspätung. Obwohl beim Konzept die WWP- Marketingagentur des ehemaligen Skistars Harti Weirather beteiligt war. Jetzt gibt es einen Rookie-Kader von sechs Spielern der Jahrgänge von 2001 bis 2004, die auf der Akademie ausgebildet wurden, über die zweite Mannschaft den Sprung in die Bundesliga schafften. Mit Hedl (Jahrgang 2001), Bernhard Zimmermann, Moritz Oswald (jeweils 2002), Yusuf Demir, Querfeld (jeweils 2003) sowie als jüngster der 18jährige Nikolas Sattlberger. Vom Alter her würde auch Martin Moormann (2001) hineinpassen. Vielleicht wird er nachnominiert. Nur zum Vergleich: Salzburg hat nicht weniger als 14 Spieler zwischen 18 und 21 Jahren im Kader. Aber nur fünf davon sind Österreicher.
Im Netz kursierte Samstag ein bösartiger Witz über Rapid, wonach der Schlager gegen Sturm verschoben wird, um sich sorgfältig auf das Cupspiel beim steirischen Regionalligaklub Allerheiligen am Donnerstag vorbereiten zu können. Die Realität könnte heißen: Eine Niederlage gegen Sturm und Feldhofer steht vier Tage später nicht mehr in der Coaching-Zone.
Foto: SK Rapid/Katharina Schiffl.