Fußball

Reform kam bei Fans noch nicht an, übertraf aber Erwartungen der Liga

Zwei Tage nach dem Saisonfinale in Graz präsentierte die Bundesliga eine in Auftrag gegebene Analyse des Linzer Market-Marktforschungsinstitus von Anfang April.  Demnach hat aktuell ein Viertel der 16-69-jährigen Österreicher ein starkes Interesse in Sachen Fußball. Das bedeutet kaum eine Veränderung im Trend. Rund die Hälfte interessiert sich stark für Österreichs Bundesliga, aber die deutsche liegt nahezu gleichauf. Nicht heran kommen Österreichs Klub in Sachen Interesse unter anderem an die Champions League oder die Nationalmannschaft. Laut Market-Chef Stefan Anzinger ist das Interesse am Live-Besuch der Spiele im Westen Österreichs größer als im Osten, bedeutet die Angst vor Ausschreitungen auf den Rängen aber keine Blockade, um nicht ins Stadion zu gehen. Bei der Bewertung der Änderungen durch die Liga-Reform stellte Anzinger klipp und klar fest: „Sie ist bei den Fans noch nicht hundertprozentig angekommen.“

Das änderte aber nichts an der Meinung von Liga-Vorstand Christian Ebenbauer, wonach die Reform eigentlich die Erwartungen übertroffen hat. Kritische Stimmen einiger Trainer registrierte er zwar, ließ sich aber davon nicht beirren: „Wir entwickeln uns in die richtige Richtung!“ Daher müsse man der Reform weiter eine Chance geben, dürfe nicht nach einer Saison vorschnell den Stab über einige Dinge brechen: „Ich bin dagegen, jetzt etwas gravierendes zu ändern“. Möglicherweise sehen es die Bundesligisten etwas anders. Am 18. Juni bei der Klubkonferenz wird es Ebenbauer hören. Sturm Graz will die Punkteteilung zur Diskussion stellen, Rapid den Terminplan.

Ebenbauer wertete die Zuschauerzahlen als positiv, auch wenn er sich da doch bessere gewünscht hätte. Da mit Ausnahme von Rapid, Altach und Mattersburg alle Klub eine Steigerung verzeichneten, sieben sogar im zweistelligen Prozentbereich, könne man dies nicht negativ sehen. Für Ebenbauer steht über allem, dass es mehr Spannung gegeben habe als in den letzten Zehnerligen. Wenn auch nicht wie gewünscht im Titelkampf. Aber immerhin habe der Kampf um Platz sechs für ein großes mediales Echo  gesorgt, wäre es auch in der letzten der 32 Runden spannend gewesen.  Um die Plätze drei bis fünf, um den Klassenerhalt. Dass die Spannung um Platz sechs nur durch die nicht vorhersehbare Krise von Austria, Rapid und Sturm Graz zu Stande kam, gibt Ebenbauer zwar zu, läßt es aber nicht als Argument gegen die Reform gelten. Er sieht sogar sogar die zweite Liga mit allen bedenklichen Begleiterscheinungen, mit einem Zuschauerschnitt von nur noch knapp tausend als positiv: „Man kann doch nicht davon ausgehen, mit Amateurmannschaften Zuschauer anzulocken. Aber die Drehscheibenfunktion zwischen Amateuren und Profis wird mehr als erfüllt, die jungen Spieler haben eine Plattform, sich zu entwickeln.“ Na ja, man kann von einem Ligavorstand nicht verlangen, sein Produkt öffentlich schlecht zu reden. Nur wird hoffentlich intern mehr Realismus an der Tagesordnung sein.

Die aktuellen Neuigkeiten aus der Liga: Sturm Graz engagierte mit Emanuel Sakic einen Defensivspieler, der sich in den letzten zwei Saisonen unter Damir Canadi bei Griechenlands Sensationsteam Atromitos Athen bewährt hatte, zuvor bei Altach war. Admira holte mit dem ehemaligen Rapidler Christoph Haas einen neuen Tormann, der zuletzt bei Zweitligist Horn spielte. Rapid präsentierte rasch einen Nachfolger für Tormanntrainer Helge Payer: Jürgen Macho kehrt nach 15 Jahren zurück. Im Herbst 2004 vertrat er den verletzten Payer im Tor der Hütteldorfer, unter anderem beim legendären 3:0-Auswärtssieg im UEFA-Cup über Rubin Kazan. Als Tormanntrainer arbeitete Macho zuletzt bei St.Pölten. Daher war der 26fache Teamtorhüter der Wunschkandidat von Didi Kühbauer, der ihn während der gemeinsamen Zeit schätzen lernte. Payer wird in Zukunft das machen, was er auch vor seiner Zeit auf der Rapid-Bank tat: Für ORF und DAZN Spiele analysieren. Das ORF-Comeback steigt bereits Freitag in Klagenfurt bei Österreichs Qualifikationsspiel gegen Slowenien.

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