Für Rapid-Präsident Michael Krammer überschritten einige Rapid-Fans mit dem Derby-Skandal eine rote Linie, für den Senat eins der Bundesliga unter Manfred Luczensky auch. Und darum bekam Grün-Weiß für das Werfen von Gegenständen, den Rasensturm der zwei Flitzer und Vergehen gehen das Pyrotechnik-Verbot eine Rekordstrafe: 100.000 Euro und dazu die Sperre der zwei Hintertortribünen für zwei Pflichtspiele. Für eines unbedingt, für eines bedingt. Die Strafe lebt auf, wenn innerhalb der nächsten zwölf Monate der Rapid-Anhang, egal ob im Allianz-Stadion oder in Auswärtsspielen, für ähnliche Vorfälle sorgt. Rapid, vertreten durch Klubservicechef Andy Marek und Anwalt Niklas Belihart, forderte sofort nach der Urteilsverkündung die sogenannte Langfassung samt Begründung an. Das lässt auf einen Protest innerhalb der möglichen Frist von zwei Wochen schließen. Und damit ist das Urteil in den drei Februar-Heimspielen gegen Sturm Graz, LASK und Ried definitiv nicht wirksam.
Der Senat war bei der Verhandlung fast vollzählig. Selbst Norbert Wess, der Anwalt von Ex-Finanzminister Karl Heinz Grasser im laufenden Buwog-Prozess, nahm sich Zeit dafür. „Wir haben es uns nicht leicht gemacht, mussten aber ein deutliches Zeichen setzen“, meint Luczensky durchaus nachvollziehbar, „es kann nicht angehen, dass gegnerische Spieler Angst vor Wurfgeschossen haben müssen, wenn sie vor dem Fansektor Rapids einen Eckball schießen.“ Mit der Sperre des zweiten Hintertorsektors wollte man verhindern, dass Rapid wieder einen alternativen Fansektor einrichtet, da der „echte“ nach Ausschreitungen beim Derby im November davor gesperrt war.. Das geschah im März 2015 beim 1:0 gegen Altach im Happel-Stadion, kostete Rapid 15.000 Euro. Die Strafe für Rapid ist härter als die nach dem Platzsturm gegen Austria im Hanappi-Stadion am 22. Mai 2011, obwohl darauf ein Geisterspiel zu Beginn der Saison 2011/12 folgte.
Aber die Geldstrafe betrug damals nur die Hälfte. Die 100.000 Euro setzen sich aus je 25.000 für die zwei Szenen mit den Wurfgeschossen bei Austria-Eckbällen, 45.000 durch die zwei Flitzer in der Nachspielzeit und 5000 wegen der Pyrotechnik zusammen. Und durch die Sperre der Hintertortribünen fallen gut 14.000 der 28.000 Plätze weg, stehen nur noch 7000 auf einer Längstribüne zum Verkauf. Die zweite Längstribüne ist durch den VIP-Club und Logen so gut wie ausverkauft. Und das bedeutet Rapid einen Einnahmenverlust in sechsstelliger Höhe. Ob der Fansektor jetzt aufwacht und bemerkt, nur dem eigenen Klub mit solchen Aktionen zu schaden? Man darf es bei Teilen davon mit Fug und Recht bezweifeln. Samstag gegen Sturm wird es sicher entsprechende Transparente mit Beschimpfungen gegen die Liga und Medien geben, werden Sprechchöre von der „Fussballmafia ÖFB“ ertönen, obwohl es eine Ligaangelegenheit ist. Dabei sollten sich die Wirrköpfe und Chaoten über eines im klaren sein: Die Situation ist fast so ernst wie nach der Skandalszenen in der Qualifikation zur Europa League in Saloniki im August 2012. Damals gab es als Konsequenz ein Geisterspiel ohne Zuschauer im leeren Happel-Stadion gegen Rosenborg Trondheim und die Androhung der Europacupsperre beim nächsten Zwischenfall in den nächsten fünf Jahren. Zu dem kam es nicht mehr. Damals siegte die Vernunft. Auch jetzt? Es fällt leider schwer, daran zu glauben.