Fußballer sollten sich überlegen und genau klären, welche Bilder aus ihrem Privatleben abseits des grünen Rasens ins Netz kommen und welche nicht. Fehler unterlaufen dabei nicht nur Österreichern, sondern auch erfahrenen Spielern, denen man das nicht mehr passieren dürfte oder sollte. Dafür gab´s in den letzten Monate Beispiele genug. Angefangen vom Foto von Marko Arnautovic und Edin Dzeko aus Sarajevo vom privaten „Nachspiel“ der Teamkapitäne nach Österreichs 0:1 in der Nations League gegen Bosnien in Zenica, dann das von Valentino Lazaro, den die Fans von Hertha BSC Berlin zu besten Spieler der Herbstsaison wählten, vor einem Privatjet, mit dem er am Tag vor Weihnachten in die Heimat flog, um bei der Familie zu sein. Die große mediale Aufregung darüber verwunderte, weil in den Jahren zuvor Bilder von David Alaba, Arnautovic oder Marcel Sabitzer vor einem gemieteten Jet mit dem sie in den Urlaub düsten, keinen Kommentar nach sich zogen. Es bleibt eigentlich Privatsache, ob sich ein Fußballer mit Millionenverdienst im Sommer oder im Winter einen Jet leistet. Lazaro sah im Nachhinein ein, dass es gescheiter gewesen wäre, das Foto nicht zu posten. Aus unnötigen Schlagzeilen wird man klug.
Dass sogar einem erfahrenen 35jährigen Star der in seiner Karriere schon mehrmals nicht nur mit Dribblings, Toren und Assists für Schlagzeilen gesorgt hatte, noch via Netz zu einem Eklat fähig ist, der alle bisherigen Aufregungen in den Schatten stellte, bewies seit Freitag Franck Ribery. Und erschütterte Bayern München, kaum dass der deutsche Meister in Katars Hauptstadt Doha wieder sein traditionelles Wintertrainingslager in der Aspire-Academy bezog, Alaba sich nach Weihnachts-Abstecher mit Freundin und Familie nach Dubai und Silvesterfeier in Kitzbühel via „Bild“ das Triple von Meistertitel, deutschem Pokal und Champions League als persönliches Ziel setzte. Ein mutiges, bei sechs Punkten Rückstand auf Halbzeitmeister Borussia Dortmund und dem FC Liverpool als Gegner im Achtelfinale der Königsklasse.
Aber das interessierte alle nicht mehr, als ein Video des 35jährigen Franzosen auf seinem Instagram-Account zu sehen war, auf dem er während seines Dubai-Urlaubs ein 1200 teures mit Blattgold überzogenes Tomahawk-Steak im Lokal „Salt Bae“ mit Besitzer Nusret Gökce aß. Die Folge: Eine Shitstorm im Netz gegen Ribery, seine hochschwangere Frau Wahiba, seine Kinder, die Mutter. Und heftige Kritik in dern französischen Medien. Wie Ribery auf diese Beschimpfungen reagierte, wird auch Alaba, seinem besten Freund bei Bayern, wohl im Magen liegen. Zwischen den Trainingseinheiten am Samstag rechnete er mit seinen Kritikern ab. Wenn sich die schon zuvor im Ton vergriffen, dann Ribery bei der Antwort noch viel, viel mehr. Mit obszönsten Beschimpfungen. Die Formulierung „ihr seid nicht mehr als Kieselsteine in meinem Socken“ war die mit weitem Abstand harmloseste. Hass-Tiraden in noch nie zuvor dagewesenen Form. Trainer Niko Kovac wusste von allem nichts, als er damit konfrontiert wurde, meine ausweichend: „Wir sollten nicht immer alle irgendwo urteilen über jemanden. Immer schön bei sich anfangen.“ Aber damit konnte Kovac nichts mehr stoppen.
Natürlich nahm sich „Bild“ der Sache an. sah darin eine Chance, sich an Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl Heinz Rummenigge zu revanchieren, weil die es im Herbst gewagt hatten, sich mit Deutschlands größer Zeitung in Form von Klagen und Richtigstellungen anzulegen Also wurde von Bayern gefordert, Ribery zu suspendieren, ansonst würden Hoeneß und Rummenigge ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Aber nichts geschah. Es folgte von Klubseite vorerst nur die Feststellung, Ribery sei auf das Blattgold-Steak eingeladen worden, habe es nicht selbst bezahlt. Am Sonntag trainiert Ribery in Katar normal mit, schwiegen Hoeneß und Rummenigge. Ließen in Doha Sportchef Hasan Salihamidzic reden. Der verurteilte die üblen Beschimpfungen von Ribery und seiner Familie, noch mehr die Wortwahl von Ribery bei seiner „Antwort“. Kündigte eine sehr hohe Geldstrafe für den Franzosen an, die der bereits akzeptierte. Ob die Sache damit beendet sein wird? „Bild“ geißelte Bayerns Reaktion bereits als „armselig“. In Sachen Schlauheit und Cleverness hat der 26jährige Alaba seinem neun Jahre älteren Freund Ribery sicher einiges voraus.
Darum wird ihn die Sache mehr irritieren als der Absturz in der neuen Rangliste des Sportmagazins „Kicker“. Dort scheint er bei den Außenverteidigern nicht mehr wie bisher in der Kategorie internationale Klasse auf, sondern nur noch im Blickfeld. Aber damit geht es ihm besser als Bayerns Keeper Manuel Neuer. Bisher stets der Inbegriff von Weltklasse, außer wenn er verletzt ausfiel. Jetzt fand er nicht einmal mehr Aufnahme in die Rangliste.