Ganz unerwartet kam es nicht, das vorzeitige Ende von Willi Ruttensteiner als Israels Teamchef, das am Montag offiziell wurde. Er hatte nach einem Vieraugengespräch mit Verbandspräsident Oren Hasson geahnt, dass die Entscheidung so fallen würde. Normal wäre der Vertrag bis Ende Mai gelaufen, aber der Oberösterreicher wollte bei den zwei Länderspielen im März gegen Deutschland und Rumänien nur noch im Amt sein, wenn es zur Einigung über die Vertragsverlängerung gekommen wäre. Die blieb aber aus: „Es ging vor allem um die Perspektiven für die nächsten Jahre!“ Ruttensteiners Pläne waren nicht billig: „Die Verhandlungen verliefen sehr, sehr fair, die Zusammenarbeit wurde so korrekt beendet, wie es sein sollte.“ Daher versicherte Ruttensteiner, er wollen die dreieinhalb Jahre in Israel nicht missen.
Die nach 18 beim ÖFB in vier Funktionen im Juni 2018 begannen: Anfangs als Sportchef, der Andreas Herzog als Teamchef installierte, nach dem Rückzug von Herzog sieben Monate als Teamchef und Sportchef, ab Jänner 2021 ein Jahr lang nur Teamchef. Israel verbesserte sich zwar in der Weltrangliste auf Rang 78, schlug unter Ruttensteiner letzten September Österreich in Haifa 5:2, wurde in der WM-Qualifikation hinter Dänemark und Schottland Dritter vor Österreich, aber der erhoffte große spektakuläre Erfolg war es nicht. Donnerstag wird er nach Österreich fliegen. Dass seine Assistenten Klaus Lindenberger und Rupert Marko ohne ihn in Israel weiter arbeiten, ist schwer vorstellbar.
Wer Ruttensteiner kennt, kann sich schwer vorstellen, dass der 59 jährige seine Zukunft, die er am liebsten als Trainer hätte, nicht schon geplant hat. Aber das dementiert er: „Ich finde es unanständig, Verhandlungen über Alternativen zu führe, wenn man noch unter Vertrag steht.“ Eine Variante wäre, nach 20 Jahren erstmals eine Pause einzulegen: „In den Monaten nach dem Ende beim ÖFB arbeitete ich für die FIFA und die UEFA!“ Ähnlich wird es jetzt sein. Kommende Woche kommt Ex-Teamchef Ruttensteiner als Mitglied der technischen Kommission der UEFA für die Champions League nach Salzburg, wird im Achtelfinale gegen Bayern den „man of the Match“ küren. Wie im Dezember nach dem 1:0 gegen Sevilla, als seine Wahl auf den Torschützen Noah Okafor fiel.
Kontakte mit Salzburgs Chefetage über einen der Topjobs, die Ruttensteiner bei Österreichs Meister sieht, gibt es aber definitiv nicht. Seine Wunsch-Vorstellung: „Über Israel den Sprung in eine der Topligen zu schaffen, in welcher Funktion auch immer, das wäre doch ein sehr schöner Abschluss einer langen Karriere!“