Auftakt um 17.50 Uhr, Ende 23.35 Uhr: Genau fünf Stunden und 45 Minuten Live-Fußball sind Samstag Abend auf ORF 1 zu sehen. Zunächst aus dem Hampden-Park in Glasgow zwischen Schottland und Israel, dann aus dem Torsvollur in Torshavn zwischen den Färöer und Österreich. Da geht´s um Platz zwei in der WM-Qualifikation hinter Dänemark. Derzeit hat ihn Schottland mit einem Punkt Vorsprung auf Israel und vier auf Österreich. Seit Willi Ruttensteiner Israels Teamchef ist, ging keines der drei Duelle verloren, wenn man die reguläre Spielzeit als Maßstab nimmt. 1:1 im September 2020 in der Nations League, dann einen Monat später in den Play-offs zur Europameisterschaft 0:0 nach 90 und 120 Minuten mit 56 Prozent Ballbesitz für Israel, dann 3:5 im Elfmeterschießen, weil ausgerechnet Torjäger Eran Zahavi den ersten Penalty verschoss. Vor sieben Monaten gab es in der WM-Qualifikation ein 1:1 nach Israels 1:0-Führung im Bloomfield-Stadion durch Venezia-Legionär Dor Peretz. Um Platz zwei zu erobern müßte Ruttensteiner bei seinem Triple im Hampden-Park mit seinen Landsleuten Rupert Marko und Klaus Lindenberger als Assistenten mehr gelingen als bisher: Nämlich ein Sieg über Schottland.
Im Hampden-Park werden zehnmal so viel Zuschauer erwartet wie auf den Färöer, nämlich 50.000. Ruttensteiners bisherigen drei Duelle gegen Israel waren Corona-bedingte Geisterspiele ohne Zuschauer. Trotz der lauten und ungewohnten Kulisse traut Ruttensteiner seinem Team zu, Glasgow ohne Niederlage zu verlassen. So wie Franco Foda derzeit in Österreich steht Ruttensteiner in Israel im Blickpunkt. Aber keine Rede davon, dass eine Niederlage praktisch das Ende bedeuten würde wie für Foda das 43. seiner Ära. Bisher hat er einen Punkteschnitt von 1,83. Nur Karl Stotz war zwischen 1978 und 1981 mit 1,88 besser. Trotzdem musste er auf Befehl von ÖFB-Präsident Karl Sekanina nach der geschafften Qualifikation für die WM 1982 gehen. Gewinnt Österreich Samstag in Torshavn, hat Foda wieder den besten Punkteschnitt aller österreichischer Teamchefs. Ruttensteiners Punkteschnitt nach acht Spielen als Israels Teamchef liegt bei 1,63. Nicht schlecht.
„Es geht nicht um meine Person“, betonte Foda Freitag Abend in Torshavn, „sondern darum, zu gewinnen“. Josef Hickersberger, der als Teamchef nach der 0:1-Jahrhundertblamage gegen die Färöer1990 in Landskrona seinen Hut genommen hatte, obwohl ihn der damalige ÖFB-Präsident Beppo Mauhart halten wollte, meinte Donnerstag in den „Salzburger Nachrichten“, mit einer Niederlage gegen Färöer habe kein österreichischer Teamchef mehr eine Zukunft, egal wie er heißt. Fakt ist: So wie bei Foda endet der Vertrag von Ruttensteiner mit Ende der WM-Qualifikation. Das könnte für Israel schon im November sein, wenn es nicht gelingt, sensationell Platz zwei hinter Dänemark vor Schottland und Österreich zu belegen. Dann kommt Israel noch in die Play-offs um drei WM-Tickets, in denen Österreich seinen Platz aufgrund des Gruppensiegs in der Nations League so gut wie fix hat. Und nur dann ist Ruttensteiner sicher über Dezember hinaus Teamchef in Israel.
Sollte Gerhard Milletich nach seiner Wahl zum ÖFB-Präsidenten der Meinung sein, es wäre erfolgversprechender, mit einem anderen Teamchef als Foda im März 2022 in die Play-offs zu gehen, dann könnte theoretisch Ruttensteiner auf der Kandidatenliste von Österreichs Sportchef Peter Schöttel stehen. Wenn man bedenkt, dass Österreichs Trainerlegionräe in Deutschland, England und Ungarn nicht zur Verfügung stehen werden. Das würde für große Schlagzeilen sorgen, sollte Schöttel seinen Vorgänger in einer anderen Funktion vorschlagen. Aber dazu wird´s nicht kommen.