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Salzburg bei Stögers Job-Finale im Ausnahmezustand

Puls4 erwartet völlig zu Recht am Donnerstag Abend neue Rekordquoten für die Liveübertragung von Red Bull Salzburgs Kampf gegen Borussia Dortmund um den Aufstieg ins Viertelfinale. Wann hat es das schon gegeben, dass gegen eine deutsche Mannschaft nicht nur jedes Unentschieden, sondern sogar eine 0:1-Heimniederlage für das Weiterkommen reicht? Dann würde es man sogar verschmerzen, dass die stolze Serie von ungeschlagenen Europacupspielen  nach 18 zu Ende ging. Allein das zeigt schon die gewaltige Leistung von Österreichs Meister beim 2:1-Sieg in Dortmund. Das merkt man auch schon an den Quoten von Tipp3: Galt Salzburg vor dem Sieg in Dortmund noch als 50,0-Außenseiter auf den Sieg in der Europa League, so sank sie vor dem Retourspiel auf 15,0. Da liegt Salzburg schon gleichauf mit Lazio, das in Rom nur ein 2:2 gegen Dynamo Kiew schaffte. Hinter Atletico Madrid (2,80), Arsenal (4,50), Olympique Lyon, Ralph Hasenhüttls RB Leipzig (11,00), das ohne den am Rücken verletzten Marcel Sabitzer im riesigen Krestowski-Stadion von St. Petersburg mit verschließbarem Dach (15 Grad Innentemperatur) vor erwarteten 55.000 Zuschauern gegen Zenit ein 2:1 verteidigt, Dortmunds Verlierern (12,00) und Sporting Lissabon.

Salzburg ist jedenfalls in Ausnahmezustand. Mit 29,520 Zuschauern die größte Kulisse bisher, die Erwartungen so riesig wie noch nie, die Aufbruchsstimmung erinnert an die Zeiten, als Austria Salzburg 1994 mit seiner Erfolgstruppe von Otto Baric um die Publikumslieblinge Otto Konrad, Leo Lainer, Heribert Weber, Wolfgang Feiersinger, Adi Hütter, Heimo Pfeifenberger, Nicola Jurcevic und Martin Amerhauser bis ins UEFA-Cup-Finale gegen Inter Mailand marschierte. Die entscheidenden Heimspiele gegen Eintracht Frankfurt und Karlsruhe ebenso wie das erste Finale allerdings nicht daheim im alten Lehener Stadion in Salzburg bestritt, sondern im ausverkauften Wiener Happel-Stadion. Jetzt ist man beim möglichen großen Coup wirklich daheim. So wie vor den denkwürdigen Spielen in Wien beim Aufstieg gegen Sporting Lissabon, der auch gegen die Papierform gelang.

Donnerstag ist Lainers Sohn Stefan eine Stütze von Salzburg, beide Mannschaften verbindet eine Devise, die sowohl 1994 galt als auch 2018 aktuell ist: Salzburg für Österreich! Auch wenn das  einige unverbesserliche Fans in Wien und Graz, die gegen die Kommerzialisierung des Fußballs kämpfen, anders sehen. 1994 gab´s noch keine Aufstiegsprämie von der UEFA. Die eine Million Euro, die unter den 24 Kaderspielern aufgeteilt würde, ist aber nicht der größte Anreiz, sondern Geschichte zu schreiben, Freitag Mittag bei der Auslosung des Viertelfinales dabei zu sein. Die letzte österreichische Mannschaft unter den letzten acht eines Europacupbewerbs war vor 13 Jahren die Austria, die damals im UEFA-Cup an Parma ohne Niederlage scheiterte. 1:1 daheim, 0:0 auswärts, das Tor im Happel-Stadion entschied für die Italiener.

Salzburgs im Europacup noch unbesiegter Trainer Marco Rose (Bild oben) impfte seinen Himmelstürmern wie Teamneuling Xaver Schlager ein, sich auf das zweite Duell gegen Dortmund so vorzubereiten als hätte es das siegreiche erste gar nicht gegeben: „Es wartet noch viel harte Arbeit auf uns“. Stimmt ebenso wie die Behauptung von Teamchef Franco Foda, dass Dortmund mit seinem Potenzial in der  Lage ist, gegen jede Mannschaft der Welt auch auswärts zu gewinnen. Im Herbst  vor Peter Stögers Amtsübernahme  gelang aber das nicht einmal gegen Apoel Nikosia. Rose kann seine Bestbesetzung aufbieten, hat aber gegenüber Stöger außer dem Eintorevorsprung noch einen Vorteil: Seine Mannschaft ist topfit, kann 90 Minuten einen hohen Aufwand betreiben. Bei Dortmund fehlt einigen wichtigen Spielern, die in der Offensive den Unterschied ausmachen könnten, dazu die Substanz. Wie Marco Reus, Mario Götze oder Michy Batshuayi. Das weiß Stöger, das konnten er und sein Assistent Manfred Schmid in der kurzen Wintervorbereitung nicht mehr entscheidend ändern. Also sind Ideen gefragt, um das  entsprechend zu kaschieren. Damit Dortmund nicht erstmals gegen eine österreichische Mannschaft ausscheidet. 2003/04 gelang es im UEFA-Cup Austria mit 2:1 in Wien und 1:0 zu eliminieren, als Matthias Sammer Dortmunds Trainer war und bei Austria der nunmehrige Weltmeisterteamchef Jogi Löw auf der Bank sass. 2015/16 eliminierte Dortmund unter Thomas Tuchel Wolfsberg in der Europa League ganz klar mit 1:0 in Klagenfurt und 5:0.

Rose muss auch nicht mit Nebengeräuschen leben wie Stöger, der damit aber entspannt umgeht. Als er Mittwoch Mittag ins Flugzeug nach Salzburg stieg, konnte er auf Seite eins von „FussballBild“ die Ankündigung lesen: „Stöger: Heute geht´s um seinen Job“. Da hat irgendwer den Termin verwechselt. Im Blattinneren wurde sein erstes „Job-Finale“ thematisiert. Zuvor vermeldete bereits ein Radiosender namens „RMC Sport“, Stögers Vertrag werde über das Saisonende hinaus nicht verlängert, der 61jährige Schweizer Lucien Favre, derzeit in Frankreich bei OGC  Nizza, davor bei Mönchengladbach und Hertha BSC Berlin, stehe als Nachfolger so gut wie fest. Stöger zeigte am Abend bei der Pressekonferenz im Stadion Wals Siezenheim, wie er mit all den Kombinationen umgeht: „Ich habe gelesen, dass es um einen Job geht. Darum habe ich mich so gut wie noch nie auf ein Pressegespräch vorbereitet!“ Damit sorgte er für Lacherfolge. Im Ernst versicherte er: „Wir müssen mit einer anderen Spielwiese als in Dortmund an die Sache herangehen, um das noch zu reparieren. So schwer die Aufgabe auch sein wird, sie ist noch zu lösen.“  Eines  weiß auch Stöger: Wenn Salzburg nochmals so überzeugend auftritt wie in Dortmund, wird´s schwer, alles umzudrehen. Und ein Ausscheiden  würde in Deutschland als unverzeihliche Blamage schwer kritisiert und er dafür verantwortlich gemacht werden. Es ist ja kein großes Geheimnis, dass in der deutschen Trainerbranche manche die Nase „rümpfen“, dass bei den Spitzenklubs Borussia Dortmund und RB Leipzig die Trainer „Ösis“ sind.

 

 

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