Fußball

Mit 18jährigem Szoboszlai braucht Salzburg mehr als das wahre Gesicht

„Was, du fährst nach Salzburg? Wozu? Die haben doch eh keine Chance mehr.“ Das hörte ich in den letzten Tagen öfters. Und das ärgert etwas. Mit dem 0:3 im Stadio San Paolo gegen Napoli, der höchsten Europacupniederlage von Red Bull Salzburg seit 2007 (0:3 unter Giovanni Trapattoni bei AEK Athen) scheinen zu viele vergessen zu haben, wozu  Österreichs Meister noch vor drei Wochen bei vollen Tribünen fähig war , welch magische Nächte er in der Ära von Marco Rose schon geliefert hat. Sicher, die Statistik und wahrscheinlich auch Realismus sprechen gegen das Wunder, aber ich trau Salzburg auch ohne den gesperrten Xaver Schlager, ohne die verletzten Zlatko Junuzovic und Marin Pongracic ganz einfach zu, das Brügge-Ergebnis zu wiederholen. Das war ein 4:0, das würde bedeuten: Aufstieg ins Viertelfinale.

Die neuen Gerüchte aus Deutschland, wonach ihn der VW-Werksklub Wolfsburg als Nachfolger von Bruno Labbadia unbedingt holen will, der  mit Saisonende die für ihn nicht sehr harmonische Zusammenarbeit mit Sportchef Jörg Schmadtke beendet, werden Rose keine Sekunde kümmern. Irgendetwas wird er sich schon einfallen lassen, damit Napoli anders als im Hinspiel das wahre Gesicht von Salzburg kennen lernt, unter Druck gerät, auch das ausverkaufte Stadion „spürt“, das eine wahre Festung ist, wo es in den letzten 17 Europacupspielen keine Heimniederlage gab, aber 13 Siege. Aber Salzburg wird mehr als das wahre Gesicht brauchen, die beste Leistung der Ära Rose. Damit erstmals seit 1985, also seit 24 Jahren eine österreichische Mannschaft im Europacup einen Dreitorevorsprung aus dem ersten Spiel aufholt. Da will man doch live dabei sein, nicht nur via Puls 4 vor dem TV-Schirm.

Das schaffte damals Rapid. 0:3 bei Dynamo Dresden, aber dann 5:0 im Hanappi-Stadion. Unter den Torschützen scheint der Name Leo Lainer auf. Sein Sohn Stefan will es Donnerstag Abend dem Herrn Papa nachmachen. Montag ließ er sich in Fuschl noch das „MFL-Tuning“ verpassen, holte sich nach der Methode Franz Leberbauer die Feineinstellung ab, damit sein Motor Donnerstag wie gewohnt auf Hochtouren läuft. Wenn notwendig auch 120 Minuten. Vielleicht läuft´s bei ihm dann so gut wie letztes Wochenende für Thomas Goiginger beim LASK oder Admiras Talent Emanuel Aiwu. Die waren zuvor bei Leberbauer in Fuschl und erzielten Tore, der 18jährige Admiraner sogar seine ersten in der Bundesliga.  Wenn der „Maschine“ Lainer ähnliches gelingt, wäre das sehr hilfreich.

Nicht nur Rose muss sich durch die Ausfälle eine neue Aufstellung überlegen, auch Carlo Ancelotti Mit den gesperrten Kalidou Koulibaly und Nikola Maksimovic sowie dem verletzten spanischen Routinier Raul Albiol fehlen drei Innenverteidiger. Beim 1:1 am letzten Sonntag bei Sassuolo spielten der 29jährige Rumäne Vlad Chiriches und der 22jährige Italiener Sebastiano Luperto je 45 Minuten im Abwehrzentrum. Napoli glich erst in der 86. Minute durch Lorenzo Insigne aus, doch  Ancelotti ließ von der Stammbesetzung die Polen Arkadius Milik und Piotr Zielinksi, den Spanier Jose Callejon. sowie den portugiesishen Verteidiger Mario Rui im Talon. Schonen für Salzburg. Ancelotti weiß, was Napoli erwartet.

Vielleicht hat Rose wieder so eine gute Idee wie gegen Brügge mit Patson Daka, der zwei Tore erzielte. Er bringt mutig im Mittelfeld den 21jährigen Enock Mwepu und den 18jährigen Dominik Szoboszlai. Für den Ungarn, der als größtes Talent im „Bullenstall“ gilt, ist es das erste Europacupspiel von Beginn an.“Natürlich werden wir ein schnelles Tor versuchen und dann schauen, was noch geht“, versprach Rose schon in Neapel. Es wird spannend, was dabei herauskommt. Aber egal wie es ausgeht: Keiner darf Salzburg einen Vorwurf machen, wenn die Aufholjagd nicht  gelingt. Als UEFA-Delegierter sitzt ein ehemaliger Legionär von Austria Salzburg auf der Tribüne: Der inzwischen 62jährige Ungar Marton Esterhazy der 1998/99 in der Mozartstadt gespielt hatte.

 

Foto: © FC RedBull Salzburg Media.

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