Fußball

Salzburg für Österreich: „Nicht auf spanische Tabelle schauen!“

Seit nunmehr 15 Europacupspielen ist Red Bull Salzburg ungeschlagen. Eine ungewöhnlich positive  Bilanz für Österreichs Meister, der die Bundesligatabelle mit fünf Punkten Vorsprung anführt. Real Sociedad San Sebastian, der Gegner im Sechzehntelfinale der Europa League, ist hingegen in Spaniens La Liga auf Rang 14 unter 20 Klubs, liegt nur acht Punkte vor den Abstiegsplätzen, aber zehn hinter den Europacuprängen, gleich 33 hinter Platz eins.

Trotzdem warnt  Salzburgs Trainer Marco Rose: „Wir dürfen nicht auf die spanische Tabelle schauen.“ Nach der Grippepause am letzten Samstag beim 1:0 in Altach ist Rose im Baskenland wieder voll im Einsatz. Zum Unterschied von Tormanntrainer Herbert Ilsanker und Sportchef Christoph Freund. Die Grippe und die Folgen davon setzen auch hinter den Einsatz von Duje Caleta-Car und Hannes Wolf ein Fragezeichen. Bei Andre Ramalho zwickt der Oberschenkel, Valon Berisha blieb wegen einer Hüftverletzung daheim in Salzburg. Aber Rose sieht dennoch Chancen auf das 16. Europacupspiel in Serie ohne Niederlage. Gegen eine Mannschaft aus einer der stärksten Ligen der Welt, in der sie ständig auf Topteams trifft. Am letzten Wochenende auf Real Madrid im Bernabeu-Stadion. Da stand es nach 37 Minuten schon 0:4. Endstand 2:5. Der einzige Legionär, der bei den Verlierern aus dem Baskenland spielte, stand im Tor: Der Argentinier Geronimo Rulli.

Die Devise von Rose: „Unsere Chancen suchen, gute Ausgangsposition für das Rückspiel in einer Woche sichern.“ Sein Kollege Eusebio Sacristan ist nicht mehr unumstritten. Das 26.000 Zuschauer fassende Anoela-Stadion wird nicht ausverkauft sein, die Fans sind über den Saisonverlauf enttäuscht. Bei dem Traditionsklub, der im Europacup noch auf keine österreichische Mannschaft traf, spielten in den Neunzigerjahren auch zwei Österreicher: Eine Saison lang Marcus Pürk nach dem Cupsieg mit Rapid 1995, von 1997 bis 2000 Didi Kühbauer. Sein Trainer in Spanien hatte auch eine grün.weiße Vergangenheit: Bernd Krauss. „Don Didi“ Kühbauer hält Salzburgs Aufstieg für machbar.

Dazu wäre der Jubel über ein Auswärtstor, egal ob von Torjäger Munas Dabbur (Bild) oder einem anderen, ein erster Schritt. Allerdings ist  Salzburgs Europacupbilanz gegen spanische Vereine nicht die beste:  Von 12 Spielen gegen Valencia, FC Sevilla, Villarreal und Bilbao nur drei gewonnen, aber acht verloren. Der letzte Auswärtssieg in Spanien liegt schon neun Jahre zurück, ein 1:0 über Villarreal in der Trainerära von Huub Stevens. Real Sociedad verlor zuletzt zwei Stützen: Im Dezember den Mexikaner Carlos Vela an den FC Los Angeles, einen Neuling in der Major Soccer League, im Jänner Abwehrchef Inigo Martinez. Für den zahlte Bilbao 32 Millionen Euro, um ihn als Nachfolger für den an Manchester City verkauften Innenverteidiger Aymeric  Laporte  zu bekommen.  Martinez hinterließ eine große Lücke. Der im Jänner von AS Roma geholte mexikanische Abwehrspieler Hector Moreno konnte sich bisher eben sowenig profilieren wie Stürmer Concha, der aus der B-Mannschaft von Barcelona kam. Mit dem Brasilianer Jose Willian fällt der torgefährlichste Angreifer verletzt aus. De Belgier Adnan Januzaj, vor Jahren als Supertalent gefeiert, bliebe bisher bei Real Sociedad ebenso viel schuldig wie zuvor bei Sunderland, Manchester United und Borussia Dortmund. Als Taktgeber im Mittelfeld gilt Asier Illaramendi, der von 2013-2015 zwei schlechte Saisonen bei Real Madrid hatte, daher zu seinem Stammklub zurückkehrte.

Es sieht also nicht so schlecht für Österreichs letzte Europacuphoffnung aus. Salzburg kämpft auch im eigenen Interesse für den fixen Startplatz in der Champions League ab 2018/19, darum, Platz elf für Österreich in der Fünfjahreswertung der UEFA zu halten. Das 0:4-Heimdebakel des FC Basel gegen Manchester City in der Champions League war ein erster Schritt dazu, denn die Schweiz liegt einen Platz hinter Österreich.  Live zu sehen ist Salzburgs Anlauf zum Sprung unter die letzten 16 bei Puls4 und bei Sky. Im Wiener Studio von Sky sitzt die Prominenz: Einen Tag nach seinem 65. Geburtstag Spanien-Kenner Hans Krankl, früher gefeierter Torjäger und dann auch Trainer bei Austria Salzburg, sowie Heribert Weber, der Kapitän der Salzburger Meistertruppe von 1994, die auch ins Finale des UEFA-Cups gekommen, dort zweimal Inter Mailand 0:1 unterlegen war. 2018 würde schon das Viertelfinale als ähnlich großer Erfolg gefeiert werden. Das hat Salzburg in der Europa League noch nicht erreicht. Das Achtelfinale auch nur einmal: 2014 unter Roger Schmidt durch zwei Triumphe über Ajax Amsterdam. Von den damaligen Siegern stehen in San Sebastian nur Ramalho und Andreas Ulmer im Kader, Christoph Leitgeb fällt mit gebrochener Mittelhand aus.

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